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Andrea Petkovic als Autorin: "Zufriedenheit hat mir jegliche Insparation geraubt"

Das Buchprojekt der Darmstädterin nimmt konkrete Formen an. Acht der geplanten zwölf Kapitel hat "Petko" in ihrem Urlaub bereits fertiggestellt. 

von Ulrike Weinrich aus Melbourne
zuletzt bearbeitet: 11.01.2019, 17:20 Uhr

Andrea Petkovic hat die ihren Urlaub auch zum Schreiben genutzt
© Jürgen Hasenkopf
Andrea Petkovic hat die ihren Urlaub auch zum Schreiben genutzt

Es ist nicht leicht, sich vorzustellen, wie eine Andrea Petkovic aussieht, der die Inspiration abhanden gekommen ist. Kreativität braucht eine wie die so vielseitig interessierte Hessin wie die Luft zum Atmen.

In den November-Tagen hätte man vor den Toren des Big Apples zumindest sehen können, was eine "Petko" macht, wenn die Ideen mal nicht so  sprudeln. "Ich habe den Bus genommen, bin nach New York gefahren und war zwei Nächte dort. Und als ich wieder zurückgekommen bin, ging es wieder", berichtete die 31-Jährige am Freitag bei einer Pressekonferenz in Melbourne.

Es ging wieder: Das Schreiben, denn Petkovic arbeitet seit Herbst letzten Jahres eigenhändig an ihren Memoiren, die anders aussehen sollen als bei vielen anderen. "Ich habe das Buch nicht klassisch aufgebaut wie eine Biographie, in der ich von Anfang bis zum Ende erzähle, was in meinem Leben so passiert ist. Ich habe versucht, wichtige Episoden in meinen Leben auszuwählen und darüber zu schreiben , als wäre es fiktiv", erklärte die Weltranglisten-61.

"Ich glaube, es ist das Gift jeden Schreibers, wenn man mit etwas zufrieden ist"

Natürlich spielt Tennis in dem Werk eine Rolle - aber nicht in jedem Kapitel. Petkovic will den Lesern näherbringen, "wie man als Frau in einem vielleicht ein bisschen besonderen Beruf aufwächst, wie man gesehen wird, wie sich die Perspektive im Laufe des Lebens ändert." Aber auch: "Wie man mit Beziehungen umgeht, die über Entfernungen stattfinden - oder Krisen im Leben."

Besonders emotional sei der Teil gewesen, in dem sie über eine ihrer vielen Blessuren schrieb. "Es war schwierig, mich da durchzuarbeiten. Aber als ich ihn fertig hatte, war ich so glücklich."

Kritik? "Petko" betrachtet die Ratschläge als "Coaching" 

Petkovic sammelte gerade in diesem Zusammenhang ungeahnte Erfahrungen als Hobby-Autorin: "Ich glaube, es ist das Gift jeden Schreibers, wenn man mit etwas zufrieden ist." Denn es folgte die Inspirations-Delle - samt der Fahrt nach New York, die aber wie geplant als Kreativitäts-Kick diente.

Das Schreiben empfindet Petkovic mental anstrengender als ihren Sport. "Vom Tennis ist man körperlich ausgelaugt, aber man denkt, geistig könnte man danach noch etwas machen."

Die Fed-Cup-Spielerin, die ihre Saison-Vorbereitung in Belgrad und Los Angeles bestritt, arbeitet mit einer Literaturagentin zusammen. Diese fungiert auch als Lektorin.

Bei den Australian Open könnte Kvitova in Runde zwei warten

Und wie geht "Petko" mit den gelegentlichen Einwänden dieser Dame an den Texten des passionierten Schreiberlings um? Diesbezüglich habe ihr der Tennissport geholfen, "weil man dort viel mit Kritik konfrontiert wird", sagte sie, "ich habe es deshalb mehr als Coaching empfunden."

In den Tagen von Australien wird der Umfang des Buches aber nicht wachsen. Selbst zum Entspannen nach einem Match will Petkovic in Melbourne nicht in die Tasten hauen.   

Das Erscheinungsdatum steht noch nicht fest. Ebenso wie der Titel. Wobei: Eine Idee hat Petkovic bereits: "Initially it sounded like a good idea" ("Zunächst klang es nach einer guten Idee"). Der Schuss Ironie darf nicht fehlen. 

Zum Auftakt des ersten Grand-Slam-Event des Jahres trifft sie am Montag auf die Rumänin Irina-Camelia Begu. In der zweiten Runde könnte dann die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova (Tschechien) auf die Australian-Open-Viertelfinalistin von 2011 warten.

von Ulrike Weinrich aus Melbourne

Freitag
11.01.2019, 19:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 11.01.2019, 17:20 Uhr