Dominic Thiem – Los Cabos abgesagt, Cincinnati wackelt

Der Weltranglisten-Neunte aus Österreich will seine Entzündung in der Hüfte ausheilen lassen, bevor es zurück auf die Tour gehen soll.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 29.07.2016, 22:01 Uhr

Dominic Thiem

„Jetzt will der Körper eine Pause. Man kann es ihm nicht verübeln, und ich werde ihm das jetzt geben und dann hoffentlich wieder in Mexiko sehr frisch sein“: So hatteDominic Thiemgegenüber der „Austria Presse Agentur – APA“ nach seinerverletzungsbedingten Aufgabe in seinem Auftaktmatch beim Rogers Cup in Torontosoeben noch seine Hoffnung ausgedrückt, beim neu im Kalender befindlichen Event in Los Cabos (6. bis 13. August) wie geplant an den Start gehen zu können. Diese Hoffnung hat sich indes allerdings in Luft aufgelöst: Österreichs Youngster kam mit Günter Bresnik nunmehr überein, seine Teilnahme am ATP-World-Tour-250-Hartplatzturnier in der Olympia-Woche abzusagen, wie der Headcoach und Manager des 22-Jährigen gegenüber tennisnet.com verriet.

„‚Irgendwie’ kann ich schon nicht mehr hören“

„Er hat eine Entzündung in der Hüfte. Es ist mit Dominic so besprochen, dass er in Los Cabos nicht spielt“, sagte Bresnik am Freitagabend im Gespräch mit tennisnet.com und stellte zudem klar, dass das nächste ATP-Masters-1000-Hartplatzevent in Cincinnati (ab 14. August) für die rot-weiß-rote Nummer eins allemal gleichfalls wackelt. „Wir werden mal schauen, wie es ihm in einer Woche geht – und nachdem er wieder trainieren kann, werden wir dann beurteilen, ob Cincinnati geht oder nicht.“ Der 55-Jährige betonte aber: „Wenn er körperlich nicht fit ist, soll er nicht spielen.“ Und machte auch deutlich, dass er die Entzündung wirklich „zu 100 Prozent auskuriert“ sehen wolle: „Nicht auf ‚geht schon irgendwie’. Denn ‚irgendwie’ kann ich schon nicht mehr hören.“

Wie stark die Entzündung denn sei, ließe sich derzeit schwer sagen: „Wenn er in einer Woche wieder eine MR-Untersuchung machen würde, dann kann man eine Veränderung beurteilen“, erklärte Bresnik. „Gefühlsmäßig würde ich sagen, dass er in acht bis zehn Tagen dann wieder normal trainieren kann. Aber das ist hypothetisch.“ Thiem habe zudem vor und nach dem Trip nach Toronto (rein routinemäßige) Blutuntersuchungen vornehmen lassen und könne sich von ärztlicher Seite auch hierbei in besten Händen wissen, „bei einem sehr sorgsamen Arzt, einem Primarius in Baden. Er weiß so gut über Dominic Bescheid, dass ich ihm fast zutrauen würde, ihn auch aus der Distanz zu beurteilen.“ Ein zu früher Wiedereinstieg sollte also durch genaue medizinische Überwachung nicht unterlaufen.

„Mit Glaceehandschuhen komme ich nicht rauf“

Doch recht gemischte Reaktionen hatteBresniks öffentliche Kritik an Thiem(„Ich habe auch gesagt, man soll nicht nach Toronto fliegen, aber wenn einer nicht hört, dann muss er fühlen“) hervorgerufen. Ob zwischen ihm und seinem vieljährigen Schützling im Augenblick eine eher eisige Atmosphäre herrsche? „Nein, gar nicht. Wir sprechen ja immer sehr direkt miteinander. Ein Sportler muss mit Kritik umgehen. Er kann das sehr gut. Zumal sie ja auch berechtigt war – das hat er nach Toronto selbst auch gesagt.“ Zwar lasse er Thiem nicht absichtlich Fehler in seiner Turnierplanung machen, „aber manche Dinge versteht man erst, wenn man sie gemacht hat. Irgendwann solltest du dir das ersparen. Doch für mich fangen die wirklichen Fehler ganz woanders an“, sagte Bresnik, ohne darauf näher eingehen zu wollen.

„Seine Turnierplanung bis Wimbledon war fast perfekt, das verstehen die Leute nicht.“
Günter Bresnik

Den oftmalig geäußerten Vorwürfen, dass Thiem zu viele Turniere spiele, war Bresnik bereits bei den Generali Open Kitzbühel vehement entgegengetreten und hatte die als „Schwachsinn“ abgestempelt. „Seine Turnierplanung bis Wimbledon war fast perfekt, das verstehen die Leute nicht. Dass einer nicht auf dem Mount Everest spazieren gehen kann, ist klar, es ist manchmal eine Gratwanderung. Aber mit Glaceehandschuhen komme ich nicht rauf. Dafür, dass er unter den Top Ten steht, gibt es einen Grund. Und wenn er diese Turniere nicht gespielt hätte, dann würde er nicht dort stehen“, legte Bresnik jetzt nach. Zur Festlegung der Turnieranzahl müsse man die Anzahl der Partien, die gute Spieler in einem Jahr spielen und die Trainingseinheiten ansehen, „dann kann man daraus Rückschlüsse ziehen, was man vertragt. Da geht es auch um die körperliche Grundkonstitution und auch das Alter – er ist nicht umsonst der Jüngste in den Top Ten.“ Und das, obwohl Thiem in den Jugendjahren eine langwierige bakterielle Infektion zurückgeworfen hatte. „Dass er trotzdem schon vorne mitspielt, ist bewundernswert. Er steckt das alles weg und will mehr und mehr“, verteilte Bresnik auch Lob, das Thiem vor allem nach seiner so beeindruckenden bisherigen Saison freilich verdient.

von tennisnet.com

Freitag
29.07.2016, 22:01 Uhr