ATP-Vorsitzender Andrea Gaudenzi: „Wir haben einiges an Arbeit vor uns“

Der neue Vorsitzende der ATP, der Italiener Andrea Gaudenzi, hat sich erstmals zu seiner Rolle im Tennissport geäußert. Der Ex-Spieler sprach über die Struktur des Herren-Verbands, die Gesundheit des Tennissports und welche Auswirkungen ein geschlossener Rücktritt der Big-3 hätte.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 09.01.2020, 09:52 Uhr

Aktuell befinden sich im Vorstand der ATP sechs Mitglieder: Drei Vertreter der Turniere (einer davon der Manager von Dominic Thiem, Herwig Straka) sowie drei Vertreter der Spieler. Bei einer Abstimmung kommt es häufig zu Pattsituationen, in denen der Vorsitzende Gaudenzi eine Entscheidung zu treffen hat.

„Die Struktur kann langfristig ein Vorteil sein, wenn wir die richtigen Regeln aufstellen – und die richtigen Leute“, sagte Gaudenzi zur oftmals kritisierten Organisation der ATP. „Wir brauchen sowohl die Spieler als auch die Turniere für das Wachstum unseres Sports. Der Konsument unterscheidet auch nicht zwischen ITF, WTA, Grand Slams und andere Organisationen, sondern sieht nur eine einzige Sportart.“

Tennis sei ein unterhaltsames Produkt, das nur kleine Verbesserungen benötigt. Gaudenzi wünscht sich eine bessere Zusammenarbeit zwischen ITF und ATP.

Andrea Gaudenzi: Rücktritt der Big-3? „Sport wird neue Stars kreieren“

„Wir befinden uns womöglich in der besten Zeit, die das Tennis je gesehen hat, wenn man sich die Spieler und das Talent ansieht“, sagte Gaudenzi mit einem Verweis auf die Big-3. Vor einem Rücktritt von Novak Djokovic, Rafael Nadal oder Roger Federer fürchtet sich Gaudenzi nicht.

„Tennis ist ein großartiges Produkt. Der Sport wird neue Stars kreieren“, sagte er. „Wer weiß, vielleicht wird es in Zukunft noch größere Spieler geben. Als ich zurückgetreten bin, dachte niemand, dass der Rekord von Pete Sampras’ 14 Grand Slams jemals gebrochen werden könnte. Und jetzt haben wir sogar drei Spieler, die sich um den Rekord streiten.“

In der Vermarktung sieht Gaudenzi ine „riesige Möglichkeit“, über digitale Reichweite mehr junge Leute mit dem Sport in Verbindung zu bringen. „Wir sind am richtigen Ort, aber ich denke, dass das beste noch vor uns liegt. Wir haben noch einiges an Arbeit vor uns, um diese Möglichkeiten zu nutzen.“

Speziell im Bereich der Daten sieht der Italiener noch großes Potenzial. „Einige der Medien- und Technologiegiganten werden einen großen Appetit auf unseren Content bekommen“, meinte Gaudenzi. „Wir sollten für Innovation offen sein. Analytics und Daten sollten eine Rolle spielen, um unsere Konsumenten besser zu verstehen, vor allem was digitale Plattformen betrifft.“

Der frühere Tennisprofi Andrea Gaudenzi, einst in den Top 20 der Welt, ist ab dem 1. Januar 2020 neuer Präsident der Spielervereinigung ATP. Der 46-jährige Italiener, der zwei Universitätsabschlüsse in Rechts- und Wirtschafts-Wissenschaften besitzt, hatte sich nach dem Ende seiner Karriere als Unternehmer unter anderem im Musik-Business einen Namen gemacht. Er tritt die Nachfolge des Engländers Chris Kermode an.

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Donnerstag
09.01.2020, 09:55 Uhr
zuletzt bearbeitet: 09.01.2020, 09:52 Uhr