Christopher Kas im Interview: "Das Stresslevel mal runterzufahren - jetzt ist die Gelegenheit dazu"

Christopher Kas moderiert seit knapp drei Wochen täglich "Kasi Live" auf dem tennisnet-Instragram-Channel (tennisnetnews). Im Talk mit tennisnet spricht er über die bisherigen Gäste, seine Bewunderung für Papa Karlheinz Kas und über Chancen für Tennisspieler während der Corona-Auszeit.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 10.04.2020, 21:05 Uhr

Christopher Kas
© Christopher Kas
Christopher Kas

Kasi, knapp drei Wochen „Kasi Live“ liegen hinter dir, du hattest Gäste von Dominic Thiem über Stefanos Tsitsipas bis Boris Becker. Bist du selbst überrascht, wie sich das entwickelt hat?

Ja, das bin ich tatsächlich. Auch wie gerne die das machen, wie positiv das Feedback der Community ist. Die Leute schreiben so viel, haben Fragen, bedanken sich, dass wir diese langweilige Zeit etwas auflockern. Die Zielgruppe sind jugendliche Spieler, Eltern, Clubtrainer – die versuchen wir, zu bedienen. Auch mit Experten wie unserem Fitnesscoach, unserem Persönlichkeitstrainer oder mit Infos zum Tunen von Tennisschlägern für die Profis. Wir wollen einfach versuchen, alle Facetten des Tennis zu durchleuchten und die verschiedenen Werdegänge aufzuzeigen./

Dass ein Dominic Thiem sich zuschaltet und Stefanos Tsitsipas ankündigt, ist aber dennoch nicht alltäglich...

Natürlich kenne ich Dominic gut. Aber der ist die Nummer 3 der Welt und dann moderiert er Stefanos Tsitsipas an! Für den war das ein Eisbrecher. Und mir macht‘s natürlich wahnsinnig viel Spaß, mit einem Tsitsipas 20 Minuten lang über die mentalen Aspekte im Tennis sprechen zu dürfen.

Man hat mittlerweile das Gefühl, dass viele Spieler gut miteinander auskommen, dass sie befreundet sind. Das war früher anders, da hatte man eher das Gefühl, die meisten sind verfeindet. Wann hat sich das gedreht?

Das weiß ich gar nicht, aber ich finde es total in Ordnung. Die kämpfen auf dem Platz gegeneinander, jeder will gewinnen. Auch Dominic oder Stefanos, die sind unglaublich ehrgeizig. Aber sie sind in der Lage, etwas über den anderen zu sagen, die Leistung des anderen zu akzeptieren. Das finde ich fantastisch. Die Königsdisziplin ist natürlich Rafael Nadal und Roger Federer. Wie respektvoll die beiden miteinander umgehen, obwohl sie so große Rivalen sind. Das ist vorbildlich für alle Jugendlichen. Dieses Trennen-können zwischen sportlich und privat. Das ist eine große Qualität.

Du moderierst deine Show unglaublich locker und entspannt. Und immer positiv. Hast du das von deinem Papa mitbekommen (Karlheinz Kas arbeitet als Sportredaktionsleiter beim Trostberger Tagblatt sowie als Fußball-Hörfunkreporter für den Bayerischen Rundfunk, Anm. d. Red.)?

Ja, das habe ich von klein auf bei meinem Papa gesehen. Ich bin in Presseräumen aufgewachsen, habe meinen Vater immer bewundert für seine positiv-emotionale Art der Berichterstattung. Mit wie viel Begeisterungsfähigkeit er das macht! Das habe ich abgeschaut. Alex Antonitsch hatte vor einigen Jahren die Idee, dass ich kurze Videos drehe, hinter den Kulissen der Tour. Dann kam ich durch Andrea Schlager zu ServusTV. Mein Hauptberuf ist Tenniscoach, aber mir macht die Medienbranche sehr viel Spaß und freue mich natürlich, wenn positives Feedback kommt.

Karlheinz Kas, Christopher Kas
Früh übt sich: Christopher mit Papa Karlheinz Kas im Olympiastadion in München

Wenn man deine Gäste so gehört hat die letzten Wochen, scheint FIFA-zocken sehr angesagt. Wann sollte man denn wieder ernsthaft trainieren?

Mein Eindruck war, dass am Anfang alle extrem viel FIFA gespielt haben und andere Dinge, für die sie sonst keine Zeit hatten. Oder ein massiv schlechtes Gewissen bekommen hätten. Aber: Das hat maximal zehn Tage gedauert, dann war der Spaß vorbei. Jetzt spielt fast keiner mehr FIFA (lacht). Jetzt fangen fast alle an, in den Wald zu gehen, zu trainieren. Weil sie merken, dass der Körper den Sport braucht. Sie trainieren noch ohne Ziel, aber sind alle wieder aktiv.

Kann es für manche Spieler ein Vorteil sein, mal Abstand zu gewinnen, Tennis mal wieder vermissen zu dürfen? Und für andere ein Nachteil, weil sie einen gewissen Rhythmus brauchen?

Das wird extrem interessant sein zu beobachten! Es ist eine große Chance für einige Spieler, Abstand zu finden. Wir sind im Tennis in einem Hamsterrad drin, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Du kannst nie komplett abschalten. Und wenn du es mal für zwei Wochen tust, hast du ein schlechtes Gewissen. Weil du denkst: Die anderen trainieren jetzt bestimmt! Aktuell die richtige Mischung zu finden zwischen Entspannung und anderen Interessen… Das hat ja auch Tsitsipas erklärt: dass er aktuell versucht, sich neu zu entdecken und zu verwirklichen mit Video-Blogs oder Podcasts. Es ist eine große Chance für die Jungs, sich weiterzuentwickeln, wenn sie‘s richtig angehen.

Christopher Kas, Andrea Schlager
Kasi mit ServusTV-Moderatorin Andrea Schlager

Wie geht‘s dir da mit deinem Schützling, Peter Gojowczyk?

Zum „Gojo“ habe ich auch gesagt: Die sechs oder neun Monate, die du aktuell nicht spielst – für die hängst du zwei bis drei Jahre hintendran, wenn du jetzt die richtigen Sachen machst. Er macht ja viele Beweglichkeitsübungen und Yoga. Das Stresslevel mal komplett runterzufahren – jetzt ist eine große Gelegenheit dazu. Denn dieses schlechtes Gewissen sitzt ganz tief drin. Wir haben alle Schuldgefühle, wenn wir nicht zu 100 Prozent trainieren. Aber momentan gibt‘s dafür keinen Grund.

Abschließend müssen wir natürlich fragen: Welche Gäste stehen noch ganz oben auf deiner Wunschliste für „Kasi Live“?

Nächste Woche kommen Marat Safin und Carlos Moya, da bin ich mit meiner Wunschliste schon relativ weit. Aber Novak Djokovic, Rafael Nadal oder Roger Federer… Einer von den Dreien, das wäre natürlich ein Traum.

Vielen Dank, Kasi – und viel Spaß weiterhin!

Die bisherigen Talks von "Kasi Live" findet ihr hier!

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von Florian Goosmann

Freitag
10.04.2020, 18:25 Uhr
zuletzt bearbeitet: 10.04.2020, 21:05 Uhr