Coach Jan de Witt - „Keiner kann sich mehr herausreden“

Die vergangenen Monate hat Jan de Witt bei seinem Schützling Nikoloz Basilashvili nur fernmündlich die Trainingsarbeit gesteuert. Langweilig war de Witt aber keineswegs.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 20.07.2020, 09:30 Uhr

Jan de Witt muss im Moment - wie alle Tennis-Coaches - improvisieren
© Jürgen Hasenkopf
Jan de Witt muss im Moment - wie alle Tennis-Coaches - improvisieren

Werder Bremen spielt auch in der kommenden Spielzeit in der deutschen Fußball-Bundesliga. Diese Nachricht wird aus dem erweiterten Tenniskosmos niemanden so sehr gefreut haben wie Coach Jan de Witt. Die Allianzen sind ansonsten ja auf andere Vereine verteilt: Jan-Lennard Struff und Davis-Cup-Chef Michael Kohlmann stehen dem BVB sehr nahe, Philipp Kohlschreiber, wiewohl kein brennender Fußball-Fan, kann mit dem FC Bayern recht viel anfangen, Alexander Zverev möglicherweise auch - immerhin hat die deutsche Nummer eins mit Thomas Müller und Mats Hummels (damals noch in München) schon Bälle geschlagen.

Oldie Philipp Petzschner hatte in den vergangenen Wochen den Wiederaufstieg von Arminia Bielefeld zu feiern, etwas aus der Reihe fällt Maximilian Marterer mit seiner Affinität zur TSG Hoffenheim. Niemand aber ist näher dran an den Fußballern als Coach de Witt: Er tauscht sich regelmäßig mit Werder-Coach Florian Kohfeldt aus, steht allerdings nicht in direktem Kontakt mit der Mannschaft, wie er im Gespräch mit tennisnet erzählte.  

Kritik von Struff, Khachanov und Gasquet

Zeit genug dafür hatte de Witt. Denn sein Schützling Nikoloz Basilashvili wird erst in diesen Tagen in Halle/Westfalen erwartet, um an der Breakpoint Base das Training aufzunehmen. Für die US-Tour, die am 14. August in Washington beginnen soll. Auch wenn hinter dem Re-Start der ATP-Events nach wie vor ein großes Fragezeichen steht. Flüge habe sein Team jedenfalls noch nicht gebucht.

Er teile grundsätzlich die Kritik von Spielern wie Struff, Karen Khachanov oder Richard Gasquet, die sich in den letzten Tagen negativ über die Informationspolitik der ATP geäußert hatte. Aber: „Ich bin zumindest persönlich gut informiert, weil ich versuche, mit vielen Menschen zu sprechen. Auch mit Leuten von der USTA, die gerade versuchen, diese Turnierserie auf die Beine zu stellen. Aber wir sind grundsätzlich wahrscheinlich deshalb nicht so gut informiert, weil es viele der handelnden Personen auch nicht wissen.“ Nach allem, was man im Moment aus den USA höre, müsse man sich natürlich fragen, ob es so eine gute Idee sei, die Tour jetzt ausgerechnet dort wieder starten zu lassen.

Sollten die US-Turniere nicht stattfinden, sei er auch gespannt, was mit den ATP-Challenger-Events passieren wird, die parallel zum Start in Washington angesetzt sind.
Die Ereignisse bei der Adria Tour haben aus Sicht von de Witt immerhin einen positiven Aspekt gebracht: „Jetzt kann sich keiner mehr herausreden, dass er nicht gewusst hat, wie die Sache schiefgehen kann.“ Man müsse in diesen Zeiten den Rahmen eben so setzen, dass den junge Leuten gar keine Möglichkeiten gegeben werden, sich unvernünftig zu verhalten.

De Witt geht von gutem Starterfeld bei den US Open aus

Unvernunft der Belgrader Art hat die USTA mit ihrem vorgestellten Konzept zu den US Open auszuschließen versucht. Indem man eine Blase für Spieler und Betreuer schaffen möchte. „Das schreckt mich überhaupt nicht“, so Coach de Witt weiter. „Mich schreckt eher, dass die Leute irgendwo ein Haus mieten und zehn Leute  mitbringen können. Und die sind dann nicht in der Testung und können irgendwo hingehen. Und wir haben häufig genug gesehen, dass es positive Fälle gegeben hat, die beim ersten Test eben nicht aufgefallen sind. Ich glaube, dass die USTA die Regeln daher noch sehr viel strenger fassen wird.“

Das größte Problem sei ohnehin die Logistik. „Wir haben einen Haufen Spieler, die jetzt zum Training nach Halle kommen wollen, die aber gar nicht in die EU einreisen können. Und es ist im Moment auch noch überhaupt nicht geklärt was passiert, wenn man aus Amerika zurückkommt.“ Was sich auf die Starterliste bei den US Open aber nach Ansicht von de Witt nicht desaströs auswirken würde. „Ich glaube, dass sich ein Großteil der Spieler trotz der jetzigen Umstände dazu entscheiden würde, zu spielen. Geld spielt dabei natürlich eine Rolle, aber die haben jetzt alle ein halbes Jahr lang nicht gespielt und sind jetzt wieder heiß, rauszukommen und sich mit den anderen zu messen.“

von Jens Huiber

Montag
20.07.2020, 13:10 Uhr
zuletzt bearbeitet: 20.07.2020, 09:30 Uhr