Das Tennisjahr 2020 von ... Rafael Nadal

Das Tennisjahr 2020 von Rafael Nadal wäre nahzu als ein Jahr der verpassten Chancen eingegangen. Wenn da nicht die French Open gewesen wären. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 29.12.2020, 08:47 Uhr

Rafael Nadal hat in Paris einmal mehr aus einer durchschnittlichen Saison eine sehr gute gemacht
Rafael Nadal hat in Paris einmal mehr aus einer durchschnittlichen Saison eine sehr gute gemacht

Das Jahr startete durchwachsen. Rafael Nadal, als Nummer eins der Welt nach Down Under gekommen, um die Eröffnung der Spielzeit 2020 zusammen mit der restlichen Weltelite (lediglich unter Abwesenheit von Roger Federer) erstmals mit dem ATP Cup zu begehen, konnte beim neu-designten Teambewerb nicht wirklich überzeugen. Hatte der Mallorquiner erst wenige Wochen zuvor beim ebenso generalüberarbeiteten Davis-Cup-Finalturnier den Titel holen können, so musste er in Syndey seinem Dauerrivalen Novak Djokovic und dessen Serben die Trophäe überlassen. 

Zwar fand der Spanier, der vor allem bei seiner Niederlage gegen David Goffin nicht wirklich in Topform wirkte, pünktlich zum ersten Grand Slam des Jahres, den Australian Open, wieder zurück in die Spur, Profit konnte der 20-fache Grand-Slam-Champion daraus aber keinen ziehen. Dafür sorgte Dominic Thiem. Und eine Wahnsinnsleistung. Der Österreicher brachte im Viertelfinale sein bestes Tennis mit in die Rod Laver Arena und hatte in einem regelrechten Krimi das bessere Ende für sich. Eine Randnotiz: Es waren damals drei Tiebreaks, die zu Gunsten des 27-jährigen Lichtenwörthers ausfielen und ihm so den Sieg brachten. 

Drei Tiebreaks, über die Nadal in der Folge wohl genug Zeit hatte nachzudenken. Denn nachdem sich der Spanier in Acapulco einen äußerst souveränen aber auch recht konkurrenzlosen ATP-500-Titel gesichert hatte, war Pause angesagt. Und zwar lange. Denn COVID-19 sollte zu dieser Zeit auch vor dem Wanderzirkus der ATP-Tour nicht halt machen. Bis Ende August pausierte das Gros der Weltelite. Rafael Nadal hingegen sogar länger. Denn er traf für den Restart eine schwere, rückblickend betrachtet aber mindestens ebenso richtige Entscheidung. 

Statt mit den Kollegen Thiem und Djokovic in New York City erstmals Bubble-Luft zu schnuppern, setzte der Mallorquiner nämlich seine Prioritäten auf die French Open, die in diesem so verrückten Tennisjahr 2020 erst Mitte September ihren Start finden sollten. Dementsprechend groß war gleichzeitig aber auch die Unsicherheit, wie es denn um die Form des großen Dominators am Bois de Bolougne stehen sollte. Eine Unsicherheit, die ungleich größer wurde, als Nadal bei einer kleinen Tennissternstunde von Diego Schwartzman am Romer Centre Court nur eine Statistenrolle einnahm. 

Machtdemonstration gegen Djokovic

Drei Wochen später war es dann fast so, als wollte Nadal den Kritikern und Zweiflern ganz besonders eines reinwischen. Denn bei all den Superlativen und Rekorden, die mit den Auftritten des Spaniers im Stade Roland Garros in Verbindung stehen, so waren die French Open 2020 doch eine Machtdemonstration, die es in dieser Art und Weise lange vorher (und wohl auch lange nachher) nicht zu sehen gegeben hat. Mit 6:0, 6:2 und 7:5 demontierte der Spanier den Weltranglistenersten Novak Djokovic im Endspiel des Grand Slams unterm Pariser Eifelturm und krönte sich zum 13. Mal zum Champion. Und holte Grand-Slam-Sieg Nummer 20. Und egalisierte damit den Rekord von Roger Federer.

Es sollte das letzte ganz große Highlight in einer ungewöhnlichen kurzen Saison 2020 für Rafael Nadal bleiben. Seine Rückkehr nach Paris, diesmal in den Stadtteil Bercy, um unter der Abwesenheit von Novak Djokovic, Dominic Thiem und Roger Federer auch seinen ersten Indoor-Titel in der französischen Hauptstadt in den Trophäenschrank aufnehmen zu dürfen, verlief nicht mit dem gewünschten Erfolg. Nie wirklich war Nadal in Paris Bercy in die Gänge gekommen, die recht deutliche Halbfinalniederlage gegen einen in Topform agierenden Alexander Zverev dementsprechend die logische Konsequenz. 

Bitteres Aus bei den ATP Finals

Den nächsten Anlauf auf eine Premiere gab es für den 34-Jährigen aber bereits wenige Tage später. Als die Nitto-ATP-Finals in der Londoner O2-Arena und zum ersten Mal vor leeren Rängen und zum letzten Mal überhaupt ausgetragen wurden. Und Nadal startete bärenstark. Nach starken Vorstellungen gegen Andrey Rublev und Stefanos Tsitsipas (und auch gegen Dominic Thiem, der aber an diesem Nachmittag noch etwas stärker sein sollte) stand der Spanier im Halbfinale. In welchem er - weil er sich, als er bereits auf den Matchgewinn serviert, das wohl schlechteste Spiel der Saison leistete - gegen Daniil Medvedev in drei Sätzen eine bittere Niederlage einstecken musste. 

Ein bitteres Ende für eine nichtsdestotrotz abermals starke Saison des Spaniers. Der Weltranglisten-Zweiter bleibt, der aber auch den Atem von Dominic Thiem im Nacken spürt. Keinen Atem im Nacken gibt es hingegen weiterhin im Stade Roland Garros zu spüren für den Spanier. Denn wem all die vorangegangenen Male nicht gereicht haben, der sollte spätestens nach den French Open 2020 überzeugt sein: Das ist das Turnier des Rafael Nadal. 

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von Michael Rothschädl

Dienstag
29.12.2020, 10:45 Uhr
zuletzt bearbeitet: 29.12.2020, 08:47 Uhr

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