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„Kämpferisch viel Luft nach oben“ – Günter Bresnik übt scharfe Kritik

Österreichs Startrainer findet harte Worte für seinen Schützling und hinterfragt dessen Einstellung massiv.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 28.08.2016, 21:04 Uhr

Dennis Novak

An diesem Sonntag begingDennis Novakseinen 23. Geburtstag. Aus sportlicher Sicht jedoch gab es für den heimischen Davis-Cup-Spieler im Einzel zuletzt nicht allzu viel zu feiern. Nach noch ziemlich ansprechenden Leistungen bei denzwei Niederlagen beim letzten Länderkampf in der Ukraineist der im Burgenland wohnhafte Niederösterreicher nun in eine veritable Krise gerutscht. Die jüngste Episode: eineerschreckend herbe 1:6,-3:6-Klatsche in der Qualifikation bei den US Open in New YorkgegenThiemo de Bakker(ATP 151), wenngleich ihm mit dem Niederländer freilich die ehemalige Nummer 40 der Welt und ein Mann großer Erfahrung und großen Potentials gegenüberstand.

Für Novak war es allerdings bereits die siebte Niederlage in Folge, und eine, die Fragezeichen und harte Kritik von Trainer Günter Bresnik aufwirft. „Das verstehe ich nicht ganz“, bekannte Österreichs Starcoach im Gespräch mit tennisnet.com. „Hier warGary Mullerals Betreuer bei ihm, da ich mit Dominic(Thiem; Anmerkung)weiter auf Long Island trainiert habe, dort hatte Dennis zuvor wirklich einen sehr, sehr guten Eindruck gemacht. Mir ist das darum umso mehr unerklärlich – dass er gegen de Bakker verliert, okay, aber nicht 1:6, 3:6. Das sind Sachen, die ich nicht verstehe“, sagte Bresnik, um im Anschluss seine Beanstandungen zu präzisieren und Novaks Einstellung massiv zu hinterfragen.

„Er muss sich wirklich mal entscheiden, was er will“

„Er ist oftmals nicht imstande, sich bei einem Match dann auf die Dinge zu konzentrieren, die wichtig sind, und dass er unbedingt gewinnen möchte und sich von der ersten Sekunde an den Arsch aufreißt, dieses Gefühl hat Gary nicht gehabt“, ließ der 55-jährige heimische Fachmann wissen. „Bei ihm ist kämpferisch viel Luft nach oben.“ Eine durch weitere Expertisen belegte, zusätzlich untermauerte Meinung, etwa durchs Ex-Eishockey-Ass Peter Znenahlik, der Novak zu ein paar Turnieren begleitet hatte. „Er spielt gut, gewinnt einen Satz mit 6:1, dann läuft das Spiel an ihm quasi vorbei, und das kann ich mir ohne Weiteres vorstellen, zumal mir das auchStefan Koubekso geschildert hatte, als er noch mit ihm unterwegs war.“

Bresniks Conclusio: „Man hat bei ihm den Eindruck, dass er nicht 100 Prozent gibt, das sagen mehrere Trainer auch. Da muss er sich also wirklich mal entscheiden, was er will. Denn wenn du Tennisspielen zum Beruf machst, musst du jeden Tag alles geben – und darfst nicht drüber nachdenken, ob ein Schlag perfekt war oder nicht und nicht über Dinge diskutieren, die längst vorbei sind und vor zwei Minuten waren. Da sollte man sich von einem 23-Jährigen erwarten, das zu verstehen.“ Fakt sei, „die effektiven Leistungen hinken seinen Trainingsleistungen und seinem Potential hinterher.Alexander Zverev(trainierte zuletzt in Long Island mit Novak und vor allem Thiem; Anmerkung)hat mich zwei Mal gefragt, wie das sein kann, dass er gegen de Bakker so glatt verliert, so wie er im Training noch gespielt hatte. Da muss er sich jetzt selber an der Nase nehmen.“

„Winning becomes a habit, and losing is the same way“

Aus eigener Erfahrung kennt Bresnik bei Novak übrigens keinerlei Motivationsprobleme, „ich habe mit ihm noch nie das Problem gehabt. Wenn ich mit ihm trainiere, reißt er sich stets den Arsch auf und bemüht sich echt, da ist alles in Ordnung.“ Novak mache das im Match „sicher nicht mit Absicht“, den Eindruck zu erwecken, nicht alles zu geben. Dass das sogar bei einem Grand-Slam-Turnier geschehe, sei besonders hinterfragenswert, „motiviert sollte er eigentlich aber überall sein, genauso bei einem Trainingssatz oder bei einem Pimperlturnier. Sonst hat er seinen Job nicht gut gemacht“, beurteilte Bresnik – und bediente sich eines alten Sprichworts: „Winning becomes a habit, and losing is the same way.“ („Gewinnen wird eine Gewohnheit, mit dem Verlieren ist es ebenso.“) Die nächste Chance, aus diesem Schlamassel auszubrechen und die lange Niederlagen-Serie zu beenden, bietet sich allerdings schon in der neuen Woche: Novak geht beim ATP-Challenger in Como an den Start, jetzt wieder auf Sand in Europa. Die Aussichten sollten nicht schlecht sein: Zum Auftakt wartet ein Qualifikant oder Lucky Loser.

von tennisnet.com

Sonntag
28.08.2016, 21:04 Uhr