Deutsches Frauentennis: große Lücke hinter Kerber und Görges

Bei den French Open kam keine deutsche Spielerin über die dritte Runde hinaus. Selbst Barbara Rittner spricht von einer beängstigenden Gesamtsituation für das deutsche Frauentennis.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 02.06.2019, 11:53 Uhr

Carina Witthöft
© Getty Images
Carina Witthöft

Irgendwie passte die Meldung ins Bild. Die Meldung, dass Carina Witthöft, die Hamburger (Noch-)Profitennis-Spielerin, derzeit für 100 Euro pro Stunde zu mieten sei. Nein, es hatte nicht etwa mit Schlüpfrigkeiten zu tun, Witthöft verleiht ihre Expertise auf dem Court, sie gibt Trainerstunden, angeblich für angehende Spitzenkräfte. Witthöft ist dieser Tage ja keineswegs bei den French Open anzutreffen, beim Treffen der Weltelite, sie ist gerade wieder zu einer Auszeit gezwungen. Wieder mal Verletzungspech, wieder mal keine Chance, Anschluss an die enteilten Spitzenkräfte zu finden.

Witthöft, die schon früher mehr Gefallen an ein paar aufreizenden Bildchen in den sozialen Netzwerken als an intensiver Karrierearbeit im Tennis fand, steht allerdings nicht allein auf ihrem verlorenen Posten. Denn auch in Paris fiel die Misere im deutschen Frauentennis ins Auge, die Absenz von einer, wenn nicht gar zwei Spielerinnengenerationen in der engeren Weltklasse.

Neue Generation macht Hoffnung

Hinter Angelique Kerber und Julia Görges klafft eine große Lücke, das war auch nicht mit den teils überraschenden Erfolgsmomenten von Andrea Petkovic zu übertünchen. Barbara Rittner, sonst nicht eben für Schwarzmalerei oder Pessimismus bekannt, sprach unlängst am Rande des Stuttgarter Porsche Grand Prix von einer beängstigenden Gesamtsituation. Hoffnungen setze sie erst in Spielerinnen, die nach dem Jahr 2000 geboren worden seien, auf 15- oder 16-jährige, die aber noch den schweren Weg ins Erwachsenentennis vor sich hätten.

Nicht alle deutschen Spielerinnen, die Mitte zwanzig oder etwas jünger oder etwas älter sind, waren in den letzten wechselvollen Jahren optimal aufgestellt für die anspruchsvoller gewordenen Aufgaben im Spitzentennis. Der Sport ist insgesamt athletischer, noch professioneller und wettbewerbsintensiver geworden. Doch bei den meisten hinter Kerber und Görges war Stillstand zu bemerken, das schloss allerdings nicht jene ein, die, wie Laura Siegemund oder Anna-Lena Friedsam, unter großem Verletzungspech litten. Symptomatisch war der Fall der einst hochgelobten Bonnerin Annika Beck, die gleich ihre Karriere beendete, weil sie sich dem Wanderzirkus nicht mehr gewachsen fühlte. Nicht ausgeschlossen, dass auch Witthöft, eine andere vermeintliche Hoffnungsträgerin, diesen Weg gehen wird.

Verpasse keine News!
Aktiviere die Benachrichtigungen:
Kerber Angelique
Görges Julia

von Jörg Allmeroth

Sonntag
02.06.2019, 17:48 Uhr
zuletzt bearbeitet: 02.06.2019, 11:53 Uhr

Verpasse keine News!
Aktiviere die Benachrichtigungen:
Kerber Angelique
Görges Julia