Erste Bank Open: Frances Tiafoe - der Gute-Laune-Bär steppt in der Stadthalle
Aus der Qualifikation bis ins Viertelfinale. Frances Tiafoe hat und macht bei den Erste Bank Open richtig Spaß.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
29.10.2021, 09:43 Uhr

Genau eine Woche ist es her, da hat Frances Tiafoe im Zelt am Heumarkt mit Alexei Popyrin trainiert, sich auf seine Teilnahme am Qualifikations-Turnier für die Erste Bank Open 2021 vorbereitet. Dass Tiafoe, in der ATP-Weltrangliste auf Platz 49 klassiert, keinen automatischen Platz im Hauptfeld des ATP-Tour-500-Turniers in Wien bekommen hat, spricht natürlich für die Klasse der Teilnehmer. Tiafoe und Popyrin hatten einen Heidenspaß, auch Wayne Ferreira, der Coach des US-Amerikaners, lachte herzlich mit.
Nun steht Frances Tiafoe aber im Viertelfinale in der Wiener Stadthalle, Gegner wird heute im dritten Match nach 14 Uhr Diego Schwartzman sein (live im TV und Livestream bei ServusTV). Das kommt nicht nur aufgrund der vergleichsweise bescheidenen Chart-Position überraschend, sondern auch deshalb, weil Tiafoe im Achtelfinale gegen Stefanos Tsitsipas im dritten Satz bereits mit 0:3 zurückgelegen war. Und dann sechs der letzten sieben Spiele gewonnen hat. Auf dem Weg zum Sieg hat er den Großteil des Publikums dann auch noch gleich mit abgeholt.
Marathon gegen Murray in Antwerpen
Interessanterweise war Tiafoe schon am Nachmittag Thema in der Stadthalle. Allerdings bei einer Pressekonferenz des Österreichischen Tennisverbandes. Jürgen Melzer, der seit Mittwoch Ex-Profi und nunmehr fast ausschließlich Sportdirektor des Verbandes, hatte Frances Tiafoe als Beispiel für einen Spieler gebracht, dessen Vorhand-Technik man in keinem Lehrbuch findet. Tatsächlich scheint der 23-Jährige Anleihen bei Spielern wie Alberto Beratsategui (wer sich erinnern kann) genommen zu haben. Die Schlagfläche ist bei der Vorhand komplett verdeckt, danach explodiert der Schläger Richtung Ball aber. Stefanos Tsitsipas kann davon ein Lied singen.
Spielerisch ist Frances Tiafoe sein Geld allemal wert, er genügt aber auch in Sachen Fairness höchsten Ansprüchen. Kaum eine Niederlage, nach der er nicht lobende Worte für seinen jeweiligen Bezwinger übrig hat. Zuletzt war das in Antwerpen der Fall, wo Tiafoe in einem Marathon über fast vier Stunden Andy Murray unterlag.
Tiafoe mit einem Turniersieg
Kann die Reise in Wien weitergehen? Warum nicht. Zwar hat Frances Tiafoe beide bisherigen Partien gegen Diego Schwartzman verloren, zuletzt in Cincinnati in diesem Sommer. Aber klare Angelegenheiten waren das bei weitem nicht. Schwartzman hatte am Donnerstag mit Gael Monfils zu kämpfen, auch einem Mann, für den die Show wie bei Tiafoe nicht zu kurz kommen darf. Wobei die Erfolge von Monfils schon um einiges zahlreicher ausgefallen sind als bei Tiafoe. Der hält aktuelle bei einem Turniersieg. Den gab es 2018 in Delray Beach.
In Wien ist der weg zum Titel noch weit: Im Halbfinale würde der Sieger der Partie zwischen Jannik Sinner und Casper Ruud warten, im Endspiel dann vielleicht Alexander Zverev. Die gute Nachricht: Egal, wie es ausgeht, Frances Tiafoe wird sich seine prächtige Laune dadurch nicht verderben lassen.
Hier das Einzel-Tableau in Wien