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Erste Bank Open: Jurij Rodionov lernt von Thiem, Medvedev & Co - und ist auf Wolke 7

Jurij Rodionov hat bei den Erste Bank Open für die erste ganz große Überraschung des Events gesorgt und Denis Shapovalov aus dem Turnier gekegelt. Für den jungen Österreicher seien es genau diese Turniere, bei denen er jetzt am meisten lernen kann. Für Dennis Novak verlief der Auftritt vor Heimpublikum indes nicht nach Plan.

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 27.10.2020, 11:21 Uhr

Jurij Rodionov spielt derzeit das Tennis seines Lebens
Jurij Rodionov spielt derzeit das Tennis seines Lebens

Von Michael Rothschädl aus der Wiener Stadthalle

Licht und Schatten aus österreichischer Sicht am Montag bei den Erste Bank Open: Nachdem sich Dennis Novak zum Start in den Tag unglücklich gegen den zweifachen Grand-Slam-Finalisten Kevin Anderson geschlagen geben musste, gelang Jurij Rodionov gegen Denis Shapovalov die Sensation. "Ich bin noch auf Wolke sieben, habe mit meinem Trainer zwar bereits über das Match gesprochen, war mental aber noch nicht verfügbar, weil ich viel zu aufgewühlt war", meinte Rodionov Minuten nach seinem größten Karrieresieg in einer virtuellen Pressekonferenz. 

Sein Trainer sei unterdessen ein wichtiger Baustein seines aktuellen Erfolgslaufs, wie der gebürtige Nürnberger betont. "Javier (Anm. Frana) ist ein hervorragender Trainer und Mensch. Wir verstehen uns super und ich kann enorm viel von ihm lernen, da er einmal in den Top-30 gestanden ist. Manchmal redet er zu viel - aber nobody´s perfect", scherzt der 21-Jährige. Mit Frana arbeitet Rodionov, der auch Teil des Trainingszentrums von Wolfgang Thiem ist, seit Anfang des Jahres zusammen - neben dem erfolgreichen Grand-Slam-Debüt in Roland Garros haben die beiden bereits zwei Challenger-Titel zu verzeichnen. 

Trainings mit Thiem und Medvedev

An einer großartigen Änderung im Spiel will Rodionov seinen Erfolgslauf aber nicht festmachen: "Ich habe eigentlich nichts umgestellt, im Moment läuft einfach vieles für mich. Ich habe ein super Umfeld, mit dem ich aktuell mega happy bin. In den letzten Monaten habe ich aber auch besonders hart gearbeitet", so der 21-Jährige. Wie wichtig diese harte Arbeit auf dem Weg an die Spitze ist, hat der Neo-Wiener insbesondere bei den Erste Bank Open gesehen: "Ich durfte mit Medvedev und Thiem trainieren und bei ihnen sieht man einfach, wie sie jede Minute des Trainings aufopfern, um besser zu werden, um das Optimum rauszuholen. Das muss ich in nächster Zeit auch noch effektiver umsetzen", erklärte Rodionov. 

Natürlich seien es aber in erster Linie die Matches gegen die ganz Großen der Branche, die den Youngster nun weiterbringen sollen. Gegen Shapovalov sei er am Anfang etwas nervös gewesen, hätte auch mit dem hohen Tempo des Kanadiers zu kämpfen gehabt. "Er konnte sein Niveau aber nicht ganz halten, ich bin besser ins Match gekommen und er wurde immer negativer. Mit Mitte des zweiten Satzes habe ich mir dann gedacht: Wien wäre doch ein guter Ort, um damit zu beginnen, gegen Top-30-Spieler zu gewinnen", hatte der gebürtige Nürnberger im On-Court-Interview noch gemeint. 

Novak verliert erneut hauchdünn

Für Rodionov geht es nun gegen den Sieger des Erstrundenduells zwischen Dan Evans und Aljaz Bedene. Den Briten kenne er gut, habe er doch bereits zwei Mal gegen ihn gespielt. "Ich habe einmal gegen ihn gewonnen und einmal verloren. Er ist ein sehr unangenehmer Gegner, ist sehr "creative", kann sehr abwechslungsreich spielen", so der Lokalmatador. Gegen Bedene hingegen konnte er noch keine Erfahrungswerte sammeln, sah ihn bis dato nur einige wenige Male am Rande von Challenger-Events. Kennt man den Österreicher, so wird er aber auch in Runde zwei "sein letztes Hemd am Platz lassen", wie er es vor dem Duell mit Shapovalov angekündigt hatte. 

Für seinen Landsmann Dennis Novak setzte sich in Wien jedoch ein Negativlauf fort, der bereits in der Qualifikation für die Western & Southern Open seinen Ursprung genommen hatte. Vier seiner bisherigen sieben Niederlagen musste der Niederösterreicher im Entscheidungssatz hinnehmen, gegen Anderson fand Novak im Tiebreak des dritten Satzes gar drei Matchbälle vor, die er nicht nutzen konnte. "Es ist natürlich sehr bitter, beim zweiten Aufschlag bei Matchball (Anm. Doppelfehler) wollte ich viel risikieren, weil ich wusste, dass er draufgeht. Leider ist das nicht aufgegangen", refektierte Novak im Anschluss an seine Niederlage. Er habe durchaus seine Chancen gehabt, konnte diese aber erneut nicht nutzen. "Es sind Kleinigkeiten, von der Grundlinie war ich heute eigentlich der bessere Spieler." 

Thiem heute im Einsatz

Dass die vielen knappen Niederlagen zum Problem werden könnten, sieht der Niederösterreicher unterdessen nicht wirklich: "Es wäre trauriger, wenn ich immer klar verlieren würde. Je mehr Matches ich auf diesem Niveau spiele, je öfter ich mit diesen Situationen konfrontiert werde, desto besser werde ich damit umgehen. Ich befinde mich spielerisch auf einem guten Niveau, kann mit solchen Spielern durchaus mitspielen - und auch gewinnen", erklärte der Österreicher. "Ich hoffe, dass ich in Zukunft meine Chancen nutzen kann." 

Nach Jurij Rodionov und Dennis Novak wird am heutigen Dienstag mit Dominic Thiem der dritte Österreicher seinen Auftakt im Hauptfeld geben. Der US-Open-Sieger trifft in der ersten Runde auf den Ukrainier Vitaliy Sachko, der für den verletzten Kei Nishikori ins Feld gerückt war. Das Spiel könnt ihr in unserem Liveticker mitverfolgen, außerdem werden alle Matches der Erste Bank Open bei ServusTV im Livestream und FreeTV angeboten. 

von Michael Rothschädl

Dienstag
27.10.2020, 16:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 27.10.2020, 11:21 Uhr