Schweiz im Doppel zu stark – Deutschland muss in Relegation

Die Eidgenossinnen erwiesen sich als der erwartet schwierige Gegner und verpassten Schwarz-rot-gold einen Dämpfer.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 07.02.2016, 16:20 Uhr

Belinda Bencic

Selbst mit Australian-Open-Siegerin Angelique Kerber müssen die deutschen Damen mindestens ein weiteres Jahr auf den ersehnten ersten Fed-Cup-Titel seit 1992 warten. Die erschöpfte Nummer zwei der Welt konnte ihr Team in Leipzig nicht zum Viertelfinal-Erfolg gegen die Schweiz führen. Annika Beck machte die Niederlage von Kerber zwar mit einem Sieg über Timea Bacsinszky wett. Doch das 3:6, 2:6 von Anna-Lena Grönefeld und Andrea Petkovic im abschließenden Doppel gegen Martina Hingis und Belinda Bencic besiegelte am Sonntag in Leipzig das Aus.

Im April gegen den Abstieg

Inmitten des Hypes um Kerber erlebte die deutsche Auswahl damit einen bitteren Rückschlag - dennoch feierten die Zuschauer das Porsche Team Deutschland. "Es hat riesig Spaß gemacht, hier zu spielen, aber natürlich überwiegt die Enttäuschung", meinte Barbara Rittner . Eine Analyse sei schwer, so kurz danach, betonte die Teamchefin bei "Sat.1. Gold" zum alles entscheidenden, verlorenen Doppel. "Ich mache niemandem einen Vorwurf. Ich habe vorher gesagt, aufs Doppel sollte es lieber nicht ankommen." Doch genau dort entschied sich der Länderkampf gegen ihre Mannschaft und für einen starken Gegner. "Ich glaube, dass die Schweiz eine gute Chance hat, den Fed Cup zu gewinnen", sagte Rittner.

Viele hatten den Deutschen den Titel zugetraut. Die Schweiz stellte sich jedoch wie erwartet als komplizierte Erstrunden-Aufgabe heraus. Statt auf heimischen Boden um den Sprung ins Finale zu spielen, müssen die Deutschen nun um den Verbleib in der Weltgruppe zittern. Am 16. und 17. April soll der Abstieg in der Relegation vermieden werden, am Dienstag wird der Gegner ausgelost. Die Deutschen bekommen es mit einem Sieger aus der Weltgruppe II zu tun, das könnte unter anderen Spanien oder Australien sein. In dieser unteren Region mussten die Deutschen letztmals 2013 ran. Die Schweiz trifft im Halbfinale auf Titelverteidiger Tschechien, das in Rumänien ebenfalls im Doppel den 3:2-Auswärtssieg fixierte.

Becks Ausgleich für Deutschland zu wenig

Nach dem 6:7 (4), 3:6 von Kerber gegen Bencic hatte die 21-jährige Beck dem Druck zunächst standgehalten und den Deutschen vorläufig die Chance gewahrt. Die Australian-Open-Achtelfinalistin war anstelle der am Samstag enttäuschenden Petkovic zum Einsatz gekommen. Sie besiegte mit 7:5, 6:4 die Schweizerin, die sie auch in Melbourne bezwungen hatte. "Die Laola-Welle war der Wahnsinn. Die Stimmung hat mich ins Ziel getragen. Ich habe auch für ‚Angie' gespielt", sagte die Bonnerin.

Am Ende war ihr Erfolg nichts mehr wert. Gegen die 35-jährige Hingis und die beinahe halb so alte Bencic kämpfte das deutsche Doppel, kam dem fehlenden Punktgewinn aber nicht nahe - trotz des Heimvorteils. Die Begeisterung um Kerber hatte Partystimmung in der mit 4200 Zuschauern gefüllten Messehalle entfacht. Aber der Grand-Slam-Turniersiegerin war am Sonntag die Erschöpfung deutlich anzumerken. "Irgendwann war mein Akku alle", räumte die 28-Jährige ein. "Irgendwann kommt man einfach an die körperlichen Grenzen. Ich muss sagen, dass ich noch lange ausgehalten habe."

18-jährige Bencic präsentiert sich abgeklärt

So lief es für die Kielerin und für ihr Team nicht wie in einem perfekten Tennis-Drehbuch. Nach ihrer Gala gegen Timea Bacsinszky wurde sie von Bencic wie erwartet bis ans Limit gefordert. Kerber trat nicht so dominant auf wie am Vortag, ihr unterliefen auch einige unerzwungene Fehler. Sie musste rackern, gab im ersten Satz eine 4:1-Führung wieder her - und verlor Durchgang eins im Tiebreak. Am Ende wurde auch das Publikum immer leiser ob der Stärke der Kontrahentin. Zu abgeklärt trat die 18-Jährige auf, zu müde war Kerber. Auch der Oberschenkel zwickte - für Kerber sollte das aber keine Entschuldigung sein.

Auch wenn sie nicht wie erhofft zwei Punkte holte, hat sie viele Sympathien gewonnen. Die vergangenen Tage waren für Kerber wie ein Schnellkurs in der Entwicklung von der zurückhaltenden Top-Ten-Spielerin zum vielbeachteten Star gewesen. Plötzlich steht die Nummer zwei der Welt im Mittelpunkt. Jetzt will sich Kerber aber erst einmal eine Pause gönnen - und freut sich auf ihre Couch. "Ich werde einfach nur daliegen und mir noch mal durch den Kopf gehen lassen, was passiert ist", sagte Kerber. Sie sah müde aus.

Hier die Ergebnisse aus Leipzig.

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Sonntag
07.02.2016, 16:20 Uhr