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Dominic Thiems Paris-Traum geht im Halbfinale zu Ende

Österreichs Nummer eins ist gegen die Nummer eins der Welt ohne Chance und verliert klar in drei Sätzen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 03.06.2016, 14:40 Uhr

Dominic Thiem

Mit seinem so spektakulären Tennis, fünf Matchsiegen und demErreichen eines Grand-Slam-Halbfinals als erst dritter Österreicher in der GeschichtehatDominic Thiemin den letzten fast zwei Wochen schwer zu begeistern gewusst. Nun aber ist der Paris-Traum des 22-Jährigen bei den French Open am Freitag am späten Nachmittag zu Ende gegangen. Die so große rot-weiß-rote Zukunftshoffnung hat in Roland Garros den Sprung ins Endspiel klar verpasst. Der auf 13 gesetzte Niederösterreicher (ATP 15) unterlag in der Vorschlussrunde dem alles überragenden Weltranglisten-ErstenNovak Djokovicganz klar in drei Sätzen. In nur 1:49 Stunden Spielzeit spielte sich der Serbe durch ein 6:2, 6:1, 6:4 ins Finale und steht hiermit einen Schritt vor dem Karriere-Grand-Slam. Im Titelmatch am Sonntag spielt der 29-Jährige gegen den BritenAndy Murray(ATP 2), der die Titelverteidigung des SchweizersStan Wawrinka(ATP 4)mit einem 6:4, 6:2, 4:6, 6:2 beenden konnte.

Djokovic in einer eigenen Liga

Zum zweiten Mal hintereinander durfte Thiem den Court Suzanne Lenglen betreten, und zwar gegen den Branchenprimus diesmal vor bedeutend volleren Rängen als noch am Vortag gegen den BelgierDavid Goffin. Das Publikum sah sich dabei zu einem keinesfalls geringen Teil im Lager des Herausforderers, des ganz krassen Außenseiters, den sie gegen Djokovic zumindest diesen alles abverlangend, wenn nicht sogar schlagend beobachten wollten. Der „Djoker“ aber machte schnell klar, dass er andere Pläne hat, stellte von Beginn weg seine ganze Klasse unter Beweis und legte los wie die Feuerwehr. In Windeseile fand sich Thiem bei 0:3 und 0:30, eine zu erwarten gewesene Gummiwand, die ihm kaum nur einen Punkt durch einen vermeidbaren Fehler schenkte, baute sich auf der anderen Seite des Netzes in voller Macht auf, und die auch dann meist widerstand, wenn sie vom Lichtenwörther massiv unter Druck gesetzt wurde. Und an der dieser trotz aller Bemühungen zerbrach.

Thiem vermochte bei 0:3 und 1:4, jeweils dank fantastischer Rückhände die Linie entlang, das Doppelbreak abzuwenden. 14:2 in Punkten stand es für Djokovic bei eigenem Service bis 4:2, 30:0, ehe sich der Österreicher mit drei Punktgewinnen in Serie plötzlich die Chance erspielte, alles wieder in die Reihe zu bringen. Ein versuchter Vorhand-Passierball blieb jedoch im Netz hängen, der elfmalige Grand-Slam-Gewinner erhöhte auf 5:2 und schnappte sich beim letzten Game doch noch das Doppelbreak zum Satzgewinn. Im zweiten Durchgang ging es dann ganz rasch: Thiem konnte zuerst zum 1:1 ausgleichen, wurde in weiterer Folge vom durchwegs fast fehlerfrei agierenden Djokovic allerdings geradezu überrollt und verzeichnete bloß noch sechs Punktgewinne. Im dritten Abschnitt keimte nochmal kurz Hoffnung auf, als Thiem dank eines beeindruckenden Starts mit schönen Winnern auf 3:0 davon stürmte. Bis Djokovic das Tempo mit fünf gewonnenen Spielen in Serie wieder anzog.

Thiem: „Er war einfach zu stark heute“

Durch einen 20:7-Lauf stellte Djokovic auf 5:3. Thiem bäumte sich nochmal auf, konnte – nur zwei Punkte vom Matchverlust entfernt gewesen – auf 4:5 aus seiner Sicht verkürzen und sich im nächsten Returngame gar plötzlich noch eine Breakmöglichkeit erspielen. Djokovic behielt aber die Nerven und Ruhe, wehrte mit einem Servicewinner ab – und nützte wenige Momente später sofort seinen ersten Matchball. Thiem hatte an seine vorangegangenen Leistungen nicht mehr ganz anschließen können, jedoch auch einen schier unantastbar wirkenden Kontrahenten vorgefunden. Die Enttäuschung stand ihm freilich ins Gesicht geschrieben, doch sie sollte nun nicht allzu lange anhalten und der Stolz rasch überwiegen. Der Schützling von Günter Bresnik war schließlich in die Fußstapfen desJürgen Melzer(French Open 2010) undThomas Muster, der sogar vier Mal in ein Grand-Slam-Semifinale eingezogen war, mit dem ganz großen Coup in Roland Garros 1995, gefolgt.

„Er war einfach zu stark heute, das muss man ganz klar so sagen“, anerkannte Thiem in seiner Pressekonferenz Djokovics fantastische Leistung. „Einerseits, weil er wirklich gut gespielt hat – andererseits, weil ich ihm das Leben teilweise auch zu einfach gemacht habe. Alles in allem war ich einfach chancenlos“, gab er offen zu. Schon am Vortag hätte er sich „sehr schwer mit dem Aufschlag getan, weil Goffin und Djokovic eben zwei der besten Returnspieler sind, und ich brauche die Offensive, damit ich gut spielen kann“, meinte Thiem. In diese gelangte er bei diesen zwei Spielen durch deren großartige Rückschläge aber zu selten: „Sie haben mir meine größte Waffe genommen.“ Thiem nimmt dennoch 500.000 Euro an Preisgeld sowie 720 ATP-Punkte aus Frankreichs Hauptstadt mit. Mit Letzteren wird er am Montag ein erstes Mal unter die Top Ten der Welt einziehen, und das sogar auf Platz sieben. Damit toppt er auch das beste Ranking des zweitbesten Österreichers aller Zeiten, Melzer, der am 18. April 2011 zum ersten Mal von Rang acht gelacht hatte. Besser gereiht war nur Muster, der am 12. Februar 1996 den Tennis-Thron erklommen und insgesamt sechs Wochen die Weltrangliste angeführt hatte.

Hier die Ergebnisse von den French Open:Einzel,Doppel,Einzel-Qualifikation.

Hier der Spielplan.

von tennisnet.com

Freitag
03.06.2016, 14:40 Uhr