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Görges-Aus bei Australian Open: „Klar, die Enttäuschung ist jetzt da“

Die Wege von Julia Görges und Angelique Kerber haben sich bei den Australian Open früh getrennt.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 14.01.2019, 16:45 Uhr

Julia Görges
© Getty Images
Aus in Runde 1: Julia Görges in Melbourne

Es ist eigentlich die Wohlfühloase für Julia Görges, das Grand-Slam-Spektakel von Melbourne. Oft war sie hier die „letzte Mohikanerin“ für Tennis-Deutschland, in den Jahren, in denen noch niemand über Großtaten von Angelique Kerber sprach.

Drei Mal stand Görges schon im Achtelfinale von Melbourne, und wenn alles nach Plan und Hackordnung in der Weltrangliste verlaufen wäre, dann hätten Kerber und Görges sich am nächsten Wochenende zu einem prickelnden Duell in genau jener vierten Runde getroffen, zum reizvollen Zweikampf von Deutschlands führenden Tennisspielerinnen am anderen Ende der Welt.

Görges hatte Sieg vor Augen

Zu dumm nur, dass diese hübsche Hoffnung schon jetzt geplatzt ist. Nicht etwa, weil Wimbledonsiegerin Angelique Kerber sich einen fatalen Ausrutscher geleistet hätte, Kerber erledigte am Auftaktmontag ihre erste Aufgabe gegen die Slowenin Polonia Hercog mit solider Handwerkskunst beim 6:2, 6:2-Sieg in der Rod-Laver-Arena. Es war Görges, die bereits auf den ersten Metern der Grand-Slam-Prüfung scheiterte. Mit einer Niederlage, der es an Bitterkeit nicht mangelte.

6:2, 6:5 und 30:0 führte die deutsche Nummer zwei schon gegen die unerfahrene Amerikanerin Danielle Collins, ehe das Achterbahn-Match eine dramatische, fatale Wendung nahm. Am Ende eines frustrierenden Arbeitstages in sommerlicher Hitze marschierte Görges schließlich noch als 6:2, 6:7 (4:7), 4:6-Verliererin vom Platz. „Die Enttäuschung ist jetzt da, das ist doch klar“, sagte Görges, die nicht nur wegen ihres Turniersiegs in der Vorwoche im neuseeländischen Auckland zum erweiterten Kreis der Titelfavoritinnen in Melbourne gezählt worden war.

Noch dramatischer geriet allerdings das Aus von Andrea Petkovic. Die Darmstädterin klappte in ihrer Partie gegen die Rumänin Irina-Camelia Begu beim Stand von 7:6, 3:4 urplötzlich auf dem Court zusammen, lag zunächst minutenlang benommen auf dem Platz, ehe sie von Turnierärzten wegen ihrer Kreislaufschwäche intensiv behandelt wurde. Doch fortsetzen konnte Petkovic das Spiel nicht mehr, sie hatte schon in den letzten Tagen über eine Magenverstimmung geklagt, nicht die besten Voraussetzungen für einen Abnützungskampf in der Höllenhitze von Melbourne.

Nervenflattern im entscheidenden Moment

Aber im Frauentennis dieser Tage ist so gut wie nichts unmöglich – und alles denkbar. „In Melbourne können 30 Spielerinnen das Turnier gewinnen – oder auch in der ersten Runde ausscheiden“, sagte DTB-Damenchefin Barbara Rittner vor den ersten Ballwechseln bei den Australian Open. Was für Rittner mit dem frühen, schwierigen Zeitpunkt des Auftakt-Majors, aber – mehr noch – mit der unwägbaren Hackordnung in der Szene zu tun hat. Kerber, die deutsche Nummer 1, gehört da noch zu den Stabilsten, sie leistete sich jüngst kaum noch ganz schwere Ausrutscher in der Frühphase der großen Turniere. Auch bei Görges ist diese Ausfallrate über die Jahre erheblich gesunken, allerdings kam in der letzten Saison zwei Mal das Grand-Slam-Aus in der zweiten Runde, auch in Melbourne gegen die Französin Alize Cornet.

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Vor zehn Jahren war Görges schon einmal in ihrem Startmatch der Australian Open ausgeschieden, allerdings gegen eine hochkalibrige Rivalin, gegen die damalige Weltranglisten-Fünfte Ana Ivanovic. Collins, die 25-jährige Amerikanerin, war dagegen als krasse Außenseiterin ins Duell mit Görges gegangen, sie hatte vor diesem Montag noch kein einziges Grand-Slam-Match gewonnen und noch kein einziges Australian-Open-Hauptfeldspiel bestritten.

Erfahrung, Routine, Abgeklärtheit – all das hätte für Görges sprechen müssen, und doch war sie es, der im entscheidenden Moment die Nerven flatterten. Zwei Punkte vom Sieg entfernt, setzte sie eine Vorhand ins Aus, es war im nachhinein der Anfang vom Ende ihrer kurzen Melbourne-Mission. „Manchmal gehen die Bälle rein, manchmal gewinnst du diese umkämpften Matches – und manchmal nicht“, sagte Görges später. Als geschlagene Nummer 14 der Setzliste war sie jedenfalls das erste prominente Opfer der Ausscheidungsspiele Down Under.

Angie Kerber hat sich viel vorgenommen

Kerber, deren Sturm in die engere Weltklasse ihres Sports vor drei Jahren mit dem Triumph in Melbourne begann, will noch länger im großen Spiel bleiben, am besten bis zum Finale am übernächsten Samstag. Als sie letztes Jahr nach Australien kam, war sie gerade von Görges in der Weltrangliste überholt worden, das Jahr 2017 war ein Krisenjahr für die Kielerin gewesen, ein Jahr zum Vergessen und Abhaken.

Dann setzte sie in Melbourne ein Ausrufezeichen, mit dem Halbfinaleinzug. 2018 wurde zum wichtigsten Jahr ihrer Karriere, mit dem fulminanten Comeback, mit dem Wimbledonsieg. Mit einem durchweg sicheren Platz auf dem Tennis-Gipfel. „Ich habe mir viel vorgenommen für dieses Turnier. Aber ich denke nur ans nächste Spiel, an die nächste Herausforderung“, sagte Kerber. Die kommt am Mittwoch, in Gestalt ihrer Zweitrundengegnerin Beatriz Haddad Maia (Brasilien).

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von Jörg Allmeroth

Montag
14.01.2019, 20:29 Uhr
zuletzt bearbeitet: 14.01.2019, 16:45 Uhr

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