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Kein Olympia - Was würde das für Federer und Co. bedeuten?

Wie die englische Zeitung The Times erfahren haben will, herrscht innerhalb der japanischen Regierung Einigkeit darüber, die Olympischen Spiele in Tokio auch für 2021 abzusagen.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 22.01.2021, 08:02 Uhr

Das olympische Treppchen 2016: Juan Martin del Potro (Silber), Andy Murray (Gold), Kei Nishikori (Bronze)
© Getty Images
Das olympische Treppchen 2016: Juan Martin del Potro (Silber), Andy Murray (Gold), Kei Nishikori (Bronze)

Vor wenigen Tagen hat Thomas Bach, der umstrittene Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, noch einmal bekräftigt, dass die im vergangenen Jahr verschobenen Olympischen Sommerspiele in Tokio im Sommer 2021 über die Bühne gehen sollen. Daraus wird aber wohl nichts werden: Wie The Times berichtet, hat sich die japanische Regierung intern bereits dazu entschlossen, aufgrund der Corona-Pandemie die Spiele abzusagen. Und sich für den nächstmöglichen freien Termin 2032 zu bewerben. 2024 soll der Olympische Zirkus ja in Paris Halt machen, vier Jahre später in Los Angeles. Nun gehe es lediglich noch darum, einen eleganten Weg zur Veröffentlichung der schlechten Nachrichten zu finden.

Auch wenn der Tennissport bei Olympia keine herausragende Rolle spielt, so hätte eine Absage von Tokio natürlich auch hier weitreichende Konsequenzen. Für den Sport insgesamt - und ganz besonders für einige Athleten.

Emotionale Szenen in Rio 2016

Die Turnierveranstalter, die im Sommer 2021 ihre Events durchziehen wollen, werden das wahrscheinliche Aus wohl mit gemischten Gefühlen aufnehmen. Mitgefühl mit den Athleten, die sich nun doch nicht um olympisches Edelmetall bewerben können. Aber auch eine gewisse Erleichterung darüber, dass dem Tenniszirkus keine ähnliche Terminhatz droht wie 2016. Die ATP und die WTA können mit ihren in diesen Zeiten ohnehin schwierigen Planungen fortfahren, ohne eine olympische Pause in Betracht ziehen zu müssen.

Für die SpielerInnen entfällt einer der Saisonhöhepunkte. Zwar hat das olympische Tennisturnier nicht das Renommee eines Grand-Slam-Events, wer sich an die emotionalen Bilder von Rio de Janeiro erinnert (als Juan Martin del Potro schon in Runde eins gegen Novak Djokovic ran musste - und am Ende bis ins Finale kam, das er gegen Andy Murray verlor), weiß, was Olympia vielen Sportlern bedeutet.

Federers letzter Anlauf auf Einzel-Gold in Tokio

Roger Federer etwa, der Tokio als eines seiner drei Saisonziele benannt hat. Neben Wimbledon und den US Open. Der bald 40-jährige Schweizer hat 2008 in Peking mit Stan Wawrinka Gold im Doppel, 2012 in London Silber im Einzel gewonnen. Rio musste Federer verletzungsbedingt kippen, Tokio hätte der letzte Angriff auf Gold werden sollen.

Dominic Thiem wiederum hatte für Tokio seine olympische Premiere geplant. Der Österreicher hat seine Liebe für die fünf Ringe erst spät entdeckt, Japan im Sommer 2021 wäre ihm aber eine Reise wert gewesen. Die andere Seite der Medaille: Bei einer Absage der Spiele könnte Thiem im Sommer in Kitzbühel aufschlagen - für die österreichischen Tennisfans sicherlich ein Highlight.

Rafael Nadal hat zwar schon zweimal Gold geholt (2008 im Einzel, 2016 mit Marc Lopez im Doppel), der Spanier wollte in Tokio sogar zum Triple-Schalg ausholen. Und sich eventuell sogar das Mixed-Doppel an der Seite von Garbine Muguruza geben. Und apropos Triple: Die beiden letzten Goldmedaillen im Männer-Einzel gingen an Andy Murray. Dass der Brite seine dritte in Folge 2024 in Roland Garros holt, ist nur mit ganz großer Fantasie vorstellbar.

von Jens Huiber

Freitag
22.01.2021, 10:45 Uhr
zuletzt bearbeitet: 22.01.2021, 08:02 Uhr