Novak Djokovic - Von der dritten Kraft zum besten Spieler aller Zeiten?

Nach seinem Triumph bei den French Open ist Novak Djokovic nur noch einen Schritt vom Einstellen des Grand-Slam-Rekordes entfernt. Doch schon jetzt spricht vieles dafür, dass der Serbe als bester Spieler aller Zeiten in die Annalen eingehen wird.

von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet: 15.06.2021, 20:10 Uhr

Novak Djokovic bei den French Open in Paris
© GEPA Pictures
Novak Djokovic sicherte sich in Paris seinen 19. Major-Titel

2. Juni 2010. Court Suzanne-Lenglen. Ein Return von Novak Djokovic fliegt ins Aus. Jürgen Melzer reißt die Arme nach oben. Der Österreicher steht im Halbfinale der French Open. 3:6, 2:6, 6:2, 7:6 (4) und 6:4 lauten die nackten Zahlen dieses Tennis-Wahnsinns. Doch damit ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt.

Denn diese Begegnung darf getrost als einer der Wendepunkte in der langen Geschichte des Tennissports bezeichnet werden. "Nach diesem Match habe ich den Druck von mir genommen und begonnen, aggressiver zu spielen. Das war für mich der Turnaround", meinte Djokovic einst im Rückblick auf eine der bittersten Pleiten seiner Karriere.

Bis zu diesem Zeitpunkt schien die Phalanx von Roger Federer und Rafael Nadal unzerbrechlich zu sein, die beiden Ausnahmekönner dominierten den Sport fast schon nach Belieben. Nach den US Open 2010 hielt Federer bei 16 Grand-Slam-Titeln, der um vier Jahre jüngere Nadal immerhin bei deren neun. Djokovic? Der fand kein Vorbeikommen und war bis dato nur bei den Australian Open 2008 in den Genuss eines Major-Triumphs gekommen.

Djokovic schreibt in Paris Geschichte

Doch wie süß Siege bei den vier größten Turnieren der Welt schmecken können, sollte der Serbe ab 2011 zur Genüge erfahren. Sage und schreibe 18 weitere Major-Titel heimste der mittlerweile 34-Jährige in Australien, Frankreich, England und den USA ein, der jüngste Streich gelang Djokovic am vergangenen Sonntag in Paris.

Durch den Sieg im Stade Roland Garros schaffte Djokovic zudem etwas, was zuvor noch keinem Spieler in der Open Era gelungen war: Er holte bei jedem Grand-Slam-Event zumindest zweimal den Titel. Es ist dies ein weiterer Puzzlestein im Sammelsurium der schier endlosen Erfolge des Serben, das schon jetzt einen der besten Spieler aller Zeiten ergibt.

Doch Djokovic gibt sich damit nicht zufrieden. Er will nicht einer, sondern der beste Spieler aller Zeiten werden. Als nächstes großes Ziel rief der Branchenprimus daher den von Nadal und Federer gehaltenen Grand-Slam-Rekord von 20 Titeln aus: "Ich bin dort immer noch nicht angekommen. Rafa und Roger spielen noch immer großartig, aber es hat sich für mich noch nie unmöglich angefühlt, den Anschluss zu finden. Ich werde den Rekord weiter jagen, aber dabei meinen Weg beibehalten."

Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis Djokovic auch diesen Meilenstein erreicht. Die Argumente, wer denn nur der viel gesuchte "Greatest of all time" ist, liegen aber ohnehin schon zum Großteil auf Seiten des 34-Jährigen: Djokovic gewann in seiner Laufbahn neben den vier Grand-Slam-Turnieren auch alle neun ATP-Masters-1000-Events zumindest zweimal und stand zudem am längsten an der Spitze der Weltrangliste.

Djokovic jagt den Golden Slam

Selbst die zahlreichen Kritiker des Mannes aus Belgrad müssen neidlos anerkennen, dass Djokovic der mit Abstand beste Spieler der vergangenen Jahre ist - und ein Ende dieser Dominanz ist noch lange nicht in Sicht. Der 34-Jährige wirkt fit wie nie zuvor und während an Nadal und Federer langsam, aber sicher der Zahn der Zeit nagt, vermochten die nachfolgenden Generationen die Lücke insbesondere bei den Grand-Slam-Events noch immer nicht zu schließen.

Aus diesem Grund peilt Djokovic nun sogar den Golden Slam - also den Gewinn aller vier Major-Turniere sowie jenen der olympischen Goldmedaille - an. "Ich habe einige Dinge erreicht, von denen viele Leute dachten, dass sie für mich nicht möglich wären. Alles ist möglich, und ich habe mich in eine gute Position gebracht, um den Golden Slam zu gewinnen", erklärte der Weltranglistenerste nach dem Triumph in Paris.

Schon in zwei Wochen steht für Djokovic der Rasenklassiker in Wimbledon an. "Ich habe kein Problem damit zu sagen, dass ich den Titel in Wimbledon anpeile. Natürlich tue ich das", will sich der 34-Jährige erst gar nicht der Favoritenrolle entziehen. Es ist für Djokovic die erste Möglichkeit, mit Nadal und Federer gleichzuziehen - und weitere Argumente dafür zu sammeln, als bester Spieler aller Zeiten in die Geschichtsbücher einzugehen.

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Dienstag
15.06.2021, 19:15 Uhr
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