Prüger beendet Pribans HTT Wimbledon-Märchen
Nach der nächsten Sensation mit dem Viertelfinal-Aus des zuletzt zwei Mal in Serie bei HTT Wimbledon...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
11.07.2023, 14:18 Uhr
Nach der nächsten Sensation mit dem Viertelfinal-Aus des zuletzt zwei Mal in Serie bei HTT Wimbledon erfolgreich gebliebenen Vorjahressiegers Damian Roman, stellt sich für die Fans von Österreichs größter Breitensport-Tennisserie die berechtigte Frage, wer denn nun die Nachfolge des rumänischen Ranglisten-Ersten als neuer HTT Rasenkönig antreten wird. Zur Auswahl stehen nach dem gestrigen Viertelfinaltag mit Vladimir Vukicevic noch ein arrivierter und mit drei Titeln aus der Vergangenheit längst erprobter serbischer HTT Wimbledon-Veteran, mit Lukas Prüger und Rene Gräflinger zwei weitere HTT Grand Slam Champions & HTT Finals Gewinner ohne bisherigen HTT Wimbledontiteln und der Held des Montag Abends, der Damian Roman Bezwinger Dominik Jaros. Der Kampf um die HTT-Rasenkrone geht also in die nächste und zugleich vorletzte Runde. Ein Bericht von C.L
Nach dem Aus von Damian Roman! Wer wird neuer oder alter HTT Rasenkönig?
Das 127. HTT Grand Slam Turnier der Open Ära hatte im Vorfeld nur ein Thema. Kann Damian Roman als erster Spieler der Geschichte den Rasen-Klassiker in der Baumgasse drei Mal in Serie gewinnen, und mit dem insgesamt vierten Titel zum alleinigen HTT Wimbledonsieger aufsteigen. Der 41jährige Rumäne reiste als überlegen führender Ranglisten-Leader nach Wien-Landstraße, mit im Gepäck den Titel bei der Generalprobe am Wasserpark, wo er gegen Angstgegner Rene Gräflinger mit seinem 12. HTT 1000er-Titel den Rekord an HTT Masters Series Turniersiegen einstellte. Seit Montag Abend 21:50 Uhr ist diese Frage obsolet. Der bisherige Rasenkönig musste abdanken, von Lieblingsgegner Dominik Jaros mit der ersten Niederlage im neunten direkten Duell quasi ins Exil verbannt. Damit ist die Zeit reif und der Platz frei für Neues, oder womöglich sogar für Altes! Denn nach dem unerwartet frühen Damian Roman-Aus schickt sich plötzlich der zweite der “alten aber immer noch guten” internationalen Garde an, den Rekordtitel in HTT Wimbledon klar zu machen. Die Rede ist natürlich von Serbiens Rasen-Künstler Vladimir Vukicevic, der dieser Tage sein Heimspiel bei WAT Landstraße mit dem vierten HTT Wimbledontitel nach 2013, 2014 und 2017 krönen möchte, und damit zum alleinigen Rekordsieger dieses prestigeträchtigen und traditionsreichen Events aufsteigen würde.
Neuer Rekord: Vladmir Vukicevic mit 6:2, 6:2 Sieg über Martin Zehetner zum elften Mal im Semifinale von HTT Wimbledon
Seine Ambitionen auf den Rekordtitel untermauerte Vukicecvic am Montag Nachmittag im Viertelfinale des 90. HTT Saisonturniers in ganz überzeugender Manier und einem glatten Zweisatzerfolg über den HTT US Open Sieger von 2020 Martin Zehetner. Ein Sieg mit dicker fetter Fußnote, denn das 6:2, 6:2 bescherte dem serbischen Ausnahmekönner einen weiteren Rekord seiner außergewöhnlichen Karriere. 11 Mal im Semifinale eines der vier HTT Grand Slam-Events, das ist absoluter Bestwert und noch keinem Spieler in der 33jährigen Geschichte der Hobby Tennis Tour jemals gelungen. Martin Kova bei den HTT US Open, sowie Claus Lippert in HTT Wimbledon, bei den HTT US Open und den HTT Australian Open erreichten je 10 Mal die Vorschluss-Runde der größten HTT-Major-Veranstaltungen. 11 Mal, und das quasi in der Neuzeit der HTT bis unter die letzten Vier eines HTT Grand Slams vorzustoßen, ist aber ein unfassbarer Meilenstein und ein einzigartiger Beleg für die Beständigkeit des Vladimir Vukicevic. Und der 41jährige scheint auch spielerisch und formtechnisch immer noch bärenstark und konkurrenzfähig zu sein, wie das Viertelfinal-Duell mit Martin Zehhetner eindrucksvoll zeigte. “Ich wurde von Vladi förmlich überrollt, obwohl ich gar nicht so schlecht gespielt habe” schilderte der unterlegene HTT US Open Champion von 2020 Martin Zehetner, der allerdings auch Opfer eines ungünstigen Spielverlaufs mit rasch kassiertem Break wurde. Mit 6:2 ging es in den zweiten Satz, wo Zehetner gegen den Hausherr wieder früh ein Break zum 1:2 zulassen musste, und in der Folge nach drei vergebenen Re-Break-Möglichkeiten und der ausgelassenen Chance zur Wende, im serbischen Ranglisten-Zweiten seinen Meister und Bezwinger fand. “Der Vladi hat sehr gut gespielt, aber meine Form ist seit Wochen bodenlos. Mir fehlt aktuell das Selbstvertrauen, und ich mache leichte Fehler ohne Ende. Wenn man ehrlich ist, habe ich mich die ersten beiden Runden nur irgendwie durchgewurstelt”, so der 12fache HTT Turniersieger äußerst selbstkritisch nach gescheitertem Versuch, zum zweiten Mal nach 2019 das Semifinale von HTT Wimbledon zu erreichen.
“Ich will noch einmal HTT Wimbledon zu Hause gewinnen”
Anders hingegen hörte sich der Sieger nach souverän erledigter Viertelfinal-Arbeit an. “Wenn es so weiterläuft, gehe ich bis zum Ende. Wenn mein Körper hält, bin ich sehr optimistisch. Einmal möchte ich noch HTT Wimbledon zu Hause gewinnen”, so der 41jährige, der mit dem 6:2, 6:2 Erfolg über Zehetner die Head to Head Bilanz mit dem Deutsch Wagramer Meisterschaftsspieler auf 3:3 begradigte, und seine imposanten Rasenbilanzen weiter aufbesserte. So feierte Vukicevic am Montag Abend in seinem 70. HTT Karriere-Rasenmatch seinen bereits 58. Einzelsieg. Und auch die Bilanz daheim auf seinem Centercourt liest sich mit 48:8 Siegen gewaltig. Sein HTT Wimbledon-Rekord seit Montag Abend steht auf beachtlichen 36:8 Erfolgen. In seinem elften HTT Wimbledon-Finale bekommt es Vukicevic am Dienstag Nachmittag nun aber mit einem weiteren HTT Hochkaräter zu tun, gegen den es in der Vergangenheit mit nur zwei Siegen bei sechs Niederlagen selten gut ausgesehen hat. Lukas Prüger ist sein Name, und der steht zum zweiten Mal nach 2022 im Semifinale des Juni Grand Slam Turniers, und beendete am Montag Nachmittag mit einem erst nach zweieinhalb Stunden Spielzeit feststehenden 1:6, 6:4, 7:6 Erfolg über Martin Priban das Sommermärchen des 19jährigen Local-Heros und Gal-Bezwingers aus der Slowakei. Ein ganzer Verein stand im ersten HTT Grand Slam Karriere-Viertelfinale des Martin Priban an der Seite des Youngsters, der am Vortag noch die Szene mit seinem grandiosen Auftritt begeistert hatte. Und gleich vorweg: Priban enttäuschte auch im Kampf um das zweite Semifinal-Ticket der unteren Tableau-Hälfte nicht.
Martin Priban im Tiebreak des dritten Satzes nur zwei Punkte vom sensationellen Semifinaleinzug in HTT Wimbledon entfernt
Bis zum Schluss hielt er eine ausgeglichene Partie mit dem 20fachen HTT Turniersieger vom Schwechater TC offen. Mit leichten Vorteilen im Finish, als Priban im Tiebreaker bei 4:2 Führung die Seiten wechselte. Der magespannenden und richtiggehend fesselnden Entscheidung am 2er-Court des WAT Landstraße war ein erster Satz vorangegangen, in dem sich Prüger überhaupt nicht auskannte, und in dem er vom Gal-Bezwinger förmlich überrollt wurde. 1:6 in 17 Minuten, das ist dem 2fachen HTT Finals-Champion so in dieser Form auch noch nie passiert. Prüger zeigte aber Moral und Klasse gegen den hoch motivierten und vor Selbstvertrauen nur so strotzenden Lokalmatador, und hielt in der Folge passend dagegen. Das entscheidende Break krallte sich Prüger zum 5:4, mit eigenem Aufschlag hievte sich der 25jährige in den dritten Satz. Dort erlebten die vielen Priban-Fans dann ein Wechselbad der Gefühle. Zunächst herrschte Resignation, als Prüger mit seinem fünften Game in Serie eine klare 3:0 Führung herausgeschossen hatte. Dann der Jubel und die Freude über eine geniale Aufholjagd Pribans, der mutig, frech und aggressiv spielend, das frühe 0:3 in ein 4:3 verwandelte. Und dann das bereits erwähnte Finish, in dem die Priban-Fans vor Ort auf den Semifinaleinzug und das mit riesiger Spannung erwartete Club-Duell mit Vereinslegende Vladimir Vukicevic hofften. Eine Hoffnung die bei 4:2 und 5:3 im Tiebreak lebte, am Ende aber mit 5:7 unerfüllt blieb. Ein statistisches Detail am Rande: Bei allen seinen bisherigen drei HTT Wimbledon-Starts scheiterte Priban mit einem verlorenen Tie-Break. Lob gab es am Ende aber auch von Lukas Prüger, der kurioser Weise bei HTT Wimbledon im Juli sein Saison-Debüt auf der HTT feiert. “Martin hat phasenweise großartig gespielt. In den knappen Momenten hat er mir aber immer was angeboten, und das hat mir letztlich zum Sieg verholfen”, so der 25jährige.
Rene Gräflinger deklassiert Modeflop Bernhard Scheidl und gilt in Szenekreisen als der erklärte Titelfavorit Nummer 1
Komplettiert wird das Semifinale der 32. HTT Wimbledon-Ausgabe bei WAT Landstraße vom amtierenden HTT Finals Champion Rene Gräflinger, den Experten, Mitspieler und Fans vor Ort als den großen Favoriten auf die HTT Rasenkrone ausgemacht haben. Im Viertelfinal-Duell mit dem HTT Wimbledonsieger von 2018 Bernhard Scheidl ließ der 37jährige Kärntner mit einem ungefährdeten 6:0, 6:3 Erfolg einmal keine zweite Meinung in Sachen “erster Titelfavorit” zu. Der Ferlacher dominierte Spiel und Gegner nach Belieben, und sicherte sich mit sechs Games in Serie vor und sechs gewonnenen Games in Folge nach einer kurzen künstlerischen Pause zu Beginn des zweiten Satzes sein zweites HTT Wimbledon-Semifinale nach 2019. Damals ging es sogar bis ins Finsle, wo er den südösterreichischen Finalgipfel gegen den Steirer Alexander Schager glatt in drei Sätzen verlor. Diesmal darf es ein bisserl mehr sein, auch wenn sich Gräflinger gewohnt zurückhaltend gibt. Und weil im Semifinale jetzt nicht wie erwartet eine mögliche Final-Revanche für die letzte Woche am Wasserpark gegen Lieblings-Gegner Damian Roman ansteht, sondern mit Dominik Jaros ein ganz anderer Spielertyp auf den Ranglisten-Sechsten aus dem schönen Kärntner Land wartet. Und der hat noch dazu eine 2:0 Head to Head Bilanz mit im Gepäck vor dem zweiten Semifinale am heutigen Abend.
Doppelbewerb mit gigantischer Aufwertung – Staatsmeister Christoph Lang gibt sich im HTT Wimbledon-Doppel die Ehre
Für Hochspannung ist also weiter garantiert, und das auch im Doppel-Bewerb des dritten HTT Saison-Grand-Slam-Turniers, der mit dem Gastspiel des frischgebackenen österreichischen Doppel-Staatsmeisters Christoph Lang eine unerwartete und gleichzeitig gigantische Aufwertung erfuhr. Der 31jährige vom TC Kalksburg sicherte sich nämlich in der vergangenen Woche bei den österreichischen Tennismeisterschaften im burgenländischen Oberpullendorf an der Seite von Patrick Ofner den Titel im Doppel, um zwei Tage später an der Seite des Bruders seiner Lebensgefährtin in HTT Wimbledon anzugreifen. Mit Thomas Theuer hat der 9fache WTV-Landesmeister einen jungen Mann an der Seite, mit dem er vielleicht nicht der Topfavorit auf den Doppel-Titel in HTT Wimbledon ist, der sich aber im Single-Bewerb mit einer grandios gespielten Quali und einem anständigen Erstrunden-Auftritt gegen den 3fachen HTT Wimbledonsieger Vladimir Vukicevic so richtig für das Doppel am Kunstrasen einspielen konnte. Mit der Extraklasse von Lang an seiner Seite, sind “Christoph & Tom” aber weit mehr als nur gefährliche Außenseiter. Schön auch, dass einer wie Christoph Lang – der sich schon mehrmals als großer HTT-Fan geoutet hat – sich nicht zu schade oder zu überheblich ist, die höchsten ÖTV-Ebenen einmal kurz zu verlassen um auf Hobby-Ebene seinen Spaß zu haben. Wobei Spaß gibt es bei Lang im Zusammenhang mit Tennisturnieren eigentlich nicht. Wo der 31jährige mit seinem Racket in der Hand auftritt, will er am Ende auch als Sieger vom Platz gehen.