Thiem und Novak abseits des gewichteten Durchschnitts

Letzter Tag der Gruppenphase bei Thiem´s 7 in Kitzbühel - die beiden Hausherren Dominic Thiem und Dennis Novak können ein weiteres Mal testen, was die Veränderungen an ihren Körpern gebracht haben.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 09.07.2020, 07:34 Uhr

Dominic Thiem darf schon für das Halbfinale planen
© GEPA Pictures
Dominic Thiem darf schon für das Halbfinale planen

Von Jens Huiber aus Kitzbühel

Gar nicht so viel ältere Sportfreunde werden sich daran erinnern: Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, dass Elina Svitolina (eigenen Angaben nach) entschieden hat, einfach mal bis auf die Knochen abzumagern, um zu sehen, ob das ihrem Spiel guttut (tat es nicht). Bryson Dechambeau hat es andersrum gemacht, in kürzester Zeit 20 Kilogramm an Muskelmasse zugelegt. Auch hier der sachdienliche Hinweis: eigenen Angaben des US-Golfers nach. Zumal ein derartig rapides Wachstum in aufgeklärten Ländern doch ein gerüttelt Maß an Zweifeln hervorruft. Aber gut, andere Baustelle.

Dennis Novak jedenfalls hat den Weg der Elina Svitolina eingeschlagen und rechtzeitig die Ausfahrt gefunden. Das mag an seinem gesunden Körperempfinden liegen. Aber auch an Gebhard Gritsch, der schon Novak Djokovic zum möglicherweise fittesten Spieler auf der ATP-Tour (zarter Einspruch der Herren Thiem, Monfils, Wawrinka), ganz sicher aber zum flexibelsten gemacht hat (Einspruch Monfils abgelehnt). Am konditionellen Gesamtzustand des Weltranglisten-Ersten gibt es auch weiterhin nichts auszusetzen, Novak muss sich in Sachen athletische Spitzenposition also noch hinten anstellen, hat aber immerhin den Abstand zu Djokovic verkürzt.

Dominic Thiem ist eher DeChambeau gefolgt, wie Kumpel Novak aber rechtzeitig auf die Bremse gestiegen. Mehr Stabilität erwarte er sich von der neuen Pracht am Oberkörper, so Thiem. Diese Rechnung könnte aufgehen, im Match gegen Andrey Rublev, das Thiem mit 7:5 und 6:4 gewann, kam der Favorit nie aus dem Gleichgewicht. Dennis Novak dagegen vermisst seine vier seit dem Frühjahr abgegebenen Kilogramm Körpermasse mitnichten, er bewegt sich schon fast federleicht durch die zahlreichen Partien, die er seit Beginn der Generali Austrian Pro Series vor einer sehr, sehr langen Zeit absolviert hat.

Khachanov und Bautista Agut ohne Spielpraxis

First World Problems sind das, die die beiden besten österreichischen Tennisspieler da zu zu lösen imstande waren. Karen Khachanov und Roberto Bautista Agut könnten wohl anderes berichten. Der Russe ist erst am Montag aus Moskau angekommen, mehr oder minder untrainiert in Sachen Tennis. Bautista Agut hat auch nicht viele Bälle vor seinem Trip nach Kitzbühel geschlagen, in Spanien ist die Corona-Situation ebenso wenig entspannt wie jene in Russland.

Wie entspannt sie in Österreich ist, wird sich in den nächsten Tagen weisen. Bei Thiem´s 7 waren am Mittwoch die Gesundheitsinspektoren zu Gast, Beanstandungen gab es Stand früher Abend keine. Alle am Turnier Beteiligten halten den freundlichen Maskenvorschlag ein, die Zuschauer wahren mehr oder weniger den Sicherheitsabstand. Was sich in der Nachmittagssession nicht ganz so schwierig wie bei Thiems Abendpartie gestaltete: Die sehr sportlichen Eintrittspreise haben wohl einige Interessierte von einem Besuch abgehalten.

Thiem am Donnerstag gegen Struff

Am heutigen Donnerstag wird Khachanov schon wieder seine Abschiedsvorstellung geben. Die aktuelle Nummer 15 der Weltrangliste kann Matteo Berrettini panieren, wie es ihm beliebt, für den Einzug in das Halbfinale wird es nicht mehr reichen. Den vakanten Platz dafür spielen sich Novak und Bautista Agut aus, bei Betrachtung der übrigen Teilnehmer in Kitzbühel die beiden Leichtgewichte im Feld. Ausgenommen natürlich Andrey Rublev, der in seiner eigenen Gewichtsklasse spielt. Und am Mittwochabend gegen den Lokalfavoriten stark dagegengehalten hat.

Dominic Thiem darf auch noch einmal ran, diesmal gegen Jan-Lennard Struff. Der Warsteiner ist ein Spätberufener für Kitzbühel wie auch für kommende Woche in Berlin, wo Thiem ein verbales Fegefeuer zwischen Nick Kyrgios und Alexander Zverev erspart bleiben wird. Die beiden haben aus unterschiedlichen Gründen abgesagt, Struff dagegen zu-, es steht also der erste Teil der Trilogie Asche-Rasen-Hart zwischen dem österreichischen Topmann und dem bundesdeutschen Kronprinzen bevor.

Struff übrigens scheint sich noch nicht entschieden haben, wo für ihn die Wahrheit liegt: Er hat sein Kampfgewicht, mit dem er Deutschland beim Davis-Cup-Finalturnier 2019 oder Anfang 2020 beim ATP Cup vertreten hat, gehalten. Vielleicht also in der Mitte.

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von Jens Huiber

Donnerstag
09.07.2020, 08:10 Uhr
zuletzt bearbeitet: 09.07.2020, 07:34 Uhr

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