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"I versteh Muster goa ned"

Tennis(!)-Experte Toni Polster im kultigen Interview mit Andreas Du-Rieux - über tänzerische Beinarbeit am Court, Musters Sixpack, Melzers Steigerung und mentale Winner.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 05.04.2011, 10:33 Uhr

Wer gewinnt? Tippt jetzt!

Servus Toni!

„Seaavaass, scheeeenaaa Buuuaaa“ (seine lachend dargebrachte Standardbegrüssung, Anm.).

Stimmt, nur der Buuuaaa is schön langsam relativ, oder?

Na ja vom Blödeln her ned, oder hamma uns so verändert? (Ich verneine und eröffne mit der Frage.)

Was  fasziniert Dich eigentlich so am Tennis?

Einiges, da gibt's echt viel! Mir hat das immer schon getaugt, wie wir damals im Wohnpark ang'fangen haben, warn's Mc Enroe, Connors, Lendl oder Borg – des war so lässig. I bin stundenlang vorm Fernseher g'sessen, wenn i ned 'kickt hab, und hab einfach nimmer abdrehen können - eh so wie du. Es is hoit ganz was And'res wie Fußball: Beim Tennis bist ganz allein verantwortlich, brauchst und hast a kane Nebenspieler, und des find i no besser! Da bist ganz allein, selber Schuld obst g'winnst oder verlierst. Des Überraschende war a, dass i im Tennis glei gegen Leut g'wonnen hab, die schon länger g'spielt haben und die glaubt haben, dass besser san. Da war i richtig stolz, des hat mi motiviert und i hab no mehr 'kämpft. Und das macht damals wie heute so viel Spaß.

I hab gesehen, du spielst auch Meisterschaft in Wien, wie is es dazu gekommen?

Ja beim ASV 13, da hab i vor a paar Jahr ang'fangen, mehr zu spielen, weil i dort ums Eck gwohnt hab. Der Dieter Mocker is ganz a lässiger Kerl und der hat mi einfach aufg'stellt bei die 35er, jetzt spiel i schon 45+.

In welcher Klasse spielst du da?

I weiß goa ned, ehrlich! Des is ma ned wichtig, weil da unten, wo wir spielen is des wuascht. Landesliga vielleicht, kann des sein?

Ja sicher, dann spiel ma ja vielleicht bald gegen einander...

Uiii jehhh, schupfst no imma so vüüü?

Des nennt ma Spin – Toni, weißt  ;-)

Ja mei Buuuaaa, beim Nadal vielleicht! (Herr Polster zerkugelt sich.)

I halt's da eher mit deinem Sport: I flank halt sehr gern...

Muasst nua aufpassen, dass i die Flanken ned einehau, da vorn!

Das schreit nach an Match! Toni, wenn i fit bin bist g'fordert!

Is in Orndung, aber waßt eh, i hab a Patzn Beinarbeit vom Tanzen.

Ja elegant, aber g'mütlich…

Da redt da Richtige...

Nächste Frage, Herr Dancing Star: Du hast den Aufschwung des Tennis in Österreich aus einem Jahrzehnte langen Dornröschenschlaf als Zeitzeuge miterlebt, wie war das für dich?

A Wahnsinn, echt! Für mi war‘s halt dann leider meistens aus'n Ausland, aber im Fernsehen hast ja weltweit den Muster g'sehen. Des war fantastisch, was der gekämpft und si zerrissen hat, eigentlich ganz untypisch für an Österreicher! Des hat mi begeistert, der hat a ni g'raunzt und g'jammert. I hab echt Hochachtung vor einem, der offensichtlich vom Balltechnischen her ned der Begnadetste is und si alles andere so hart erarbeiten muass. Des kannst mitn Hans Peter Briegel oder mitn Berti Vogts vergleichen, die ham g'wusst, beim Gaberln weamma nix reißen, aber die san g'rennt und ham kämpft wie die Irren bis zum Europameister und Weltmeister, so was find i beachtlich! Und des Ganze drum herum mit'n Alex und mit'n Hoastl - die waren super im Daviscup!

Hast du damals gelegentlich zug'schaut wennst in Österreich warst?

Na leider, waßt eh, beim Kicken kummst ja ned weg. Des hätt i gern dirket miterlebt, aber wie g'sagt, da war i meistens im Ausland.

Hast Du den Tom damals schon gekannt?

Na ja, vom Seh'n, eher bei irgendwelchen Ehrungen. Aber mit'n Hoastl war i guat, durch'n Skender Fani, der hat ihn lang g'managt so wie mi, und der Klane hat an guatn Schmäh g'hobt. I hab des ned verstanden, dass die Leut den ned so wolln ham, der woa doch eh leiwand da Hoastl!

Jetzt hast du den Tom grad getroffen, bei Sat 1 letzte Woche in der Show Deutschland gegen Österreich – wie war er da so?

Wie imma, ur ehrgeizig! Der hat uns alle motiviert, die Mirna, den Ötzi – ans sag i da, der hätt si in Hintern bissn, wenn ma verloren hätt'n. Gott sei Dank hat er den letzten Luftballon abg'schossen, des hat eahm Berge gebn...

Toni, jetzt liegt die Frage auf der Hand, ob grad du des irgendwie nachvollziehen kannst, dass es einen wieder juckt, da ganz oben einzusteigen und mitzuspielen?

Na, da muass ma realistisch sein: Man kann das Rad der Zeit halt ned zurück drehen… Ja, manchmal, wenn i im Stadion sitz', grad bei an Ländermatch, und da vergeben's Riesenchancen oder gar an Elfer, da weiß i tief drinnen, den hätt' i sicher eineg'haut. Aber des kann man ja leicht sagen von draußen. Des passt scho bei mir, i kommentier lieber, so wie Du, oder analysier. Da sag i mei Meinung, da weiß i, was Sache is, und des macht a Riesenspaß.

Aber fehlt dir nicht manchmal, die Atmosphäre, die Challenge – juckt's da wirklich nie?

Wanns mi juckt, muass i mi kratzen (lacht herzhaft) – aber i lass mi ned gern kratzen von wem andern. Wenn i waaß, vor 20 Jahren hätt i mit Dir „Bauernor...“ g'spielt und jetzt is halt umgekehrt – i wüll imma g'winnan, des is ja sonst faaad!

Damit hast du schon perfekt übergeleitet zum Tom. Wie siehst du also seine Ambitionen, sich mit den aktuellen Profis zu messen?

I muaß da ehrlich sagen, des versteh i goa ned. Weil des is logisch, egal in welchem Sport, du kannst die Zeit nimma z'ruck drehen. Du kannst trainieren, bis du schwarz wirst, a Ausdauer und an Sixpack kriegen, des kommt vielleicht wieder, aber du wirst einfach nimma schneller. Also i hätt ma gwünscht, als Fan und als Zuschauer, dass er bei die Seniors mit den Legenden mitspielt. Des is vüüü besser zum Anschauen und die san ja ah unhamlich stark. I hab g'hört, jetzt hat er gegen den Sampras und den Goran verloren, also wenn er dort anzaht, hat er eh sei Challenge - und des wär glaub' i a scheena zum Zuschauen. Irgendwann wird eahm des am Keks gehen, wenn er gegn 20 Jahr jüngere, die gegen eahm als Nummer 1 höchstens a paar Games g'macht hättn, jetzt genau so hoch verliert...

Zur Gegenwart - die heißt auf höchstem Level, Jürgen Melzer. Wie beurteilst du seine Entwicklung?

Also da hab i echt Respek! Der war technisch immer scho um Klassen besser als viele andere, und jetzt hat er's mental dann a rüber gebracht. Des is a Riesenleistung, weil er hat den großen Sprung ja relativ spät g'macht und bewiesen, wie er vor allem psychisch stärker g'worden is. Des fasziniert mi ja überhaupt so im Tennis, dass si so vü im Kopf abspielt.

Wie gut kennst du den Jürgen eigentlich?

Ja wir ham uns a paar Mal troffen über Adidas. Der is sehr nett, eher ruhig. Besser kenn i eigentlich die Mirna, die tuat ihm ja sehr gut. Wir waren jetzt bei der Show gegen Deutschland wieder im Team und ham uns sehr guat unterhalten - i werd's a mal anfeuern kommen am Küniglberg, waßt eh Tänzer müassn z'samm halten :-)

Toni, du hast die mentale Komponente angesprochen, gibt's da Parallelen zum Fussball?

Ja sicher, des is kummt ma beim Tennis sehr zu Gute, dass i ruhig bleib wenn's eng wird, dass i a Match umdrehen kann, dass i nie aufgib und dass i mi einstellen kann und a Taktik ändern, wenn's ned rennt. Da hab i nie a Problem g'habt, i wollt a immer die Elfer schießen, weil i genau g'wusst hab, den hau i rein. Des hat ma taugt, wenn's ganz eng is, alles entscheiden können. Des is richtig geil...

Welche Fähigkeiten braucht man dafür, im Tennis wie im Fussball?

Schau, des is ja ka Zufall, dass manche fast immer, wenn's wirklich zählt, besser san als andere. Den Druck als Herausforderung sehen, si genau auf diese Momente freuen und eben dann ihre Topleistung bringen und alle Erwartungen erfüllen. Da gibt’s aber ka Geheimrezept. Des kann ma a bis zu an gewissen Grad lernen und umsetzen. Bei mir war's so, dass i rundherum nix anderes wahrg'nommen hab. Ned 100.000 Leut', die brüllen, wenn i ma den Ball aufg'legt hab zum entscheidenden Elfmeter. Da war i so konzentriert, 1000 prozentig nur auf des Ziel, den versenk i – des hab i g'wusst, also is's a meistens aufgangen. Wennst gut bist, kannst alles ausblenden rundherum, da nimmst nix wahr, a beim Tennis, wuascht was passiert, grad da weiß i ja den nächsten Punkt mach wieder i, und den nächsten und den nächsten a - solang', bis i g'winn!

Generell gibt´s ja auch immer wieder den oft zitierten Lauf, wo alles rennt wie im Traum, ohne Zweifel, man kann nix falsch machen – hast du solche Phasen auch erlebt?

Ja, in Spanien. Da war i Torschützen-König mit 33 Toren, da is alles gangen, da hat alles passt, da war klar, wir schießen alle weg und i mach jedes Mal mei Tor und die Mitspieler werd'n die Bälle servieren, des war genauso wie ma's einstudiert haben 1:1 – genial. Aber grad wenn's so lauft, muaß ma dran bleiben. I hab ma 'dacht, 2 Türln is schön, am Samstag schieß i mindestens 3 – solche Phasen musst nutzen, weil die halten ja ned ewig.

Kannst du daher, wenns einmal nicht so läuft, und im Gegenteil wenig gelingt, dann den eben erwähnten Zustand wieder herstellen?

Im Tennis is des leichter, des liegt ma irgendwie, auch unbewusst. Beim Kicken muss ja alles passen, was nutzt's, wann i 2 Tore schieß, und die anderen spielen an Topfen, und wir beißen 2:4 ab? Aber des geht scho, in die Richtung: beim Seitenwechsel Zeit lassen, da überleg i ma genau, wie is jetzt spielen werd', stell ma des vor und kann mi von Punkt zu Punkt pushen.

Das klingt ja, als hätt kaum ana a  Chance gegen dich...

Na ja, i wer hoit trotzdem no narrisch, wann wea so spült, wie i des goa ned mag. Grad bei den 45ern gibt’s da a paar. Da hab i früher mehr g'wonnen, weil die jüngeren haun selber no drauf. Aber des Kugel eineschieben is a Graus für mi...

Da bin i froh, dass des Geduldsspiel ned so Deins is…Wie g'sagt, ich trainier mich auf und danke für die Schilderungen, aus denen man viel lernen kann. Bis demnächst am Court…

Ja , ka Problem! Hat ma a taugt, lass was hean mei BUUUAAA, mei scheeena...

von tennisnet.com

Dienstag
05.04.2011, 10:33 Uhr