Angelique Kerber gewinnt Nervenspiel und legt Grundstein fürs Halbfinale

Deutschlands Nummer eins setzt sich in ihrem harten Auftaktspiel durch und hat in Singapur gute Karten, um weiterzukommen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 23.10.2016, 10:59 Uhr

Dominika Cibulkova - Angelique Kerber

Angelique Kerbersaß nach dem erlösenden ersten Schritt zur Krönung ihrer märchenhaften Saison mit glücklicher Miene in der Pressekonferenz. Die Weltranglisten-Erste hatte sich die Haare nach dem geglückten Auftakt bei den WTA Finals in Singapur locker hochgesteckt, sah aber ein wenig müde aus. Doch die Erleichterung über die bestandene Nervenprobe war ihr in jeder Sekunde anzumerken. „Der Druck ist hier groß für mich. Deshalb bin ich happy, dass ich gut damit umgegangen bin. Dieser Sieg gibt mir viel Selbstvertrauen“, sagte Kerber nach dem 7:6 (5), 2:6, 6:3 gegen die SlowakinDominika Cibulkova(Nummer 7) in der Roten Gruppe. In einem engen und hochklassigen Match hatte dieAustralian-Open-undUS-Open-Gewinneringerade einmal drei Punkte mehr als ihre Gegnerin gemacht (93:90).

„Im dritten Satz habe ich es dann mit Hilfe meiner Emotionen gedreht“, meinte Kerber und fügte nach ihrem 77. Match des Jahres hinzu: „Ich weiß ja, dass ich auf dem Court ewig laufen kann.“ Nach 2:18 Stunden verwandelte sie vor 5000 Zuschauern im Sports Hub ihren ersten Matchball und zeigte die Siegerfaust. Kerber legte damit den Grundstein für ihren ersten Halbfinal-Einzug beim mit sieben Millionen Dollar dotierten Saison-Abschlussturnier der besten acht Spielerinnen. Sie könnte mit einem Triumph im Stadtstaat erneut in die Fußstapfen vonSteffi Graftreten, die die inoffizielle WM als einzige Deutsche nebenSylvia Hanikagewann. In ihrer Gruppe trifft die 28-Jährige am Dienstag auf die RumäninSimona Halep(13:30 Uhr MESZ, live auf „ARD“ und „DAZN“ sowieauf tennisnet.com im Livetickerundin den Livescores) am Donnerstag aufMadison Keys(USA).Halep bezwang am Sonntag Keys klar mit 6:2, 6:4.

Stress der vergangenen Tage abgeschüttelt

Kerber gelang es, den Stress der vergangenen Tage, mit unzähligen Interviews und Fotoshootings, abzuschütteln. „Es waren insgesamt wohl doppelt so viele Termine wie noch vor einem Jahr“, hatte „Angie“ über ihre neuen Pflichten als Branchenführerin gesagt. Gegen Cibulkova begann diein Singapur als „Spielerin des Jahres“ gekürte Kerberstark und führte nach einem Break mit 4:2. Doch die Slowakin übernahm danach immer mehr die Initiative. Zwar gewann die Deutsche den ersten Satz im Tiebreak, aber Cibulkova drängte sie in die Defensive und führte im zweiten Durchgang schnell mit 4:0. Im entscheidenden Satz nahm Kerber ihrer Gegnerin das Service zur eigenen 4:2-Führung ab und brachte den ersten Sieg routiniert unter Dach und Fach. „Ich habe versucht, positiv zu bleiben und aggressiv zu agieren“, betonte sie.

In den zurückliegenden Tagen hatte Kerber den malerischen Pool auf dem luxuriösen Marina Bay Sands Hotel gar nicht so richtig genutzt. Stattdessen plauderte sie in diversen Fragerunden über ihr „Traumjahr“. Kerber verriet, dass es ihr physisch nach einer Schwächephase wieder besser geht. „Ich würde sagen“, meinte die Linkshänderin, „der Tank ist zu drei Viertel voll. Nach New York war ich schon müde, aber ich fühle mich körperlich wieder fit.“ Die Schulter- und Oberschenkelprobleme sind Geschichte. Seit vergangenem Montag ist Kerber bereits in Singapur, Mutter Beata ist auch mit dabei. Ein gutes Omen: Auch beim US-Open-Triumph saß die Mama in der Box. Selbst die Tatsache, dass sich Kerber beim Gala-Dinner in ihren High Heels eine klitzekleine Blase holte, konnte sie nicht stoppen.

„Weiß jetzt, wie ich die großen Matches spielen muss“

Dabei hatte die Kielerin exakt vor zwölf Monaten in Singapur eine ihrer bittersten Stunden erlebt. Lediglich einen Satz hätte sie im abschließenden Gruppenmatch gegenLucie Safarova(Tschechien) holen müssen, um in die Vorschlussrunde einzuziehen. Doch sie verlor völlig verkrampft in zwei Durchgängen. Ein Jahr später sieht die Tenniswelt von Angelique Kerber komplett anders aus. „Ich weiß jetzt, wie ich die großen Matches spielen muss. Und ich habe auch das ‚Nein sagen’ gelernt", betonte Kerber und fügte an: „Als Person bin ich aber die gleiche geblieben.“

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Sonntag
23.10.2016, 10:59 Uhr