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Zwei Nobodys im Favoritenkreis: Doppel-Helden Krawietz/Mies in Wimbledon in neuer Rolle

Die Doppelkonkurrenz in Wimbledon erhält in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit. Nicht nur aus deutscher Sicht durch die French-Open-Helden Kevin Krawietz und Andreas Mies, sondern vor allem durch das Comeback eines Superstars.

von SID
zuletzt bearbeitet: 27.06.2019, 22:58 Uhr

© Getty Images

Beim gemeinsamen Abendessen in Antalya rekapitulierten Deutschlands neue Doppel-Helden Andreas Mies und Kevin Krawietz dieser Tage noch einmal ihren großen French-Open-Coup. "Hast du es inzwischen verstanden?", fragte Mies. "Ehrlich gesagt, so richtig gecheckt habe ich es immer noch nicht", antwortete Krawietz. Der Triumph von Paris hat das Leben der beiden Tennis-Nobodys auf den Kopf gestellt - und sie auch für Wimbledon in die Rolle der Mitfavoriten katapultiert.

Denn vor dem am Montag beginnenden Grand-Slam-Klassiker in London gehören Krawietz und Mies plötzlich zu den großen Nummern in der Doppelkonkurrenz. Nicht ganz so groß wie der zweimalige Olympiasieger, Wimbledon-Champion und "Local Hero" Andy Murray vielleicht, der an der Seite von Doppelspezialist Pierre-Hugues Herbert aus Frankreich ein vielbeachtetes Comeback gibt - aber eben doch zu den prominenteren Gesichtern dieser manchmal etwas stiefmütterlich behandelten Variante. 

Schließlich war das mediale Echo auf ihren sensationellen Erfolg in Paris besonders hierzulande gewaltig. "Da ist einiges auf uns eingeprasselt", sagte Mies nun dem SID. Genossen hat er allerdings jede Sekunde davon. "Ich könnte noch viele Superlative dafür finden, was uns da gelungen ist", berichtet er. Am Samstagabend ist der 28-Jährige zusammen mit Doppel-Partner Krawietz (27) noch im Aktuellen Sportstudio des ZDF zu Gast. Ebenfalls ein "kleiner Kindheitstraum", wie er erklärt.

"Umstellung auf Rasen braucht Zeit"

Es waren drei Wochen im Ausnahmezustand für Krawietz/Mies und ganz spurlos sind diese am Duo offenbar nicht vorbei gegangen. Beim Heim-Turnier in Halle/Westfalen und nun auch in Antalya verloren sie jeweils ihr Auftaktmatch. "Ich glaube aber immer noch, dass uns das Ganze mehr beflügelt als belastet", behauptet Mies, gibt aber zu: "Die Umstellung auf Rasen braucht einfach etwas Zeit und die hatten wir jetzt nicht wirklich." 

Immerhin spielte sich Krawietz bei einem seiner selten gewordenen Einzel-Auftritte in Antalya über die Qualifikation bis ins Achtelfinale vor und erhielt so doch noch ein wenig Spielpraxis. Und auch Mies - der im Vorjahr bei einem Challenger-Turnier erstmals überhaupt in seiner Karriere auf Rasen spielte - hat seinen Optimismus nicht verloren. "Es ist ein Belag, der uns schon liegt", sagte er: "Zudem haben wir gute Erinnerungen."

Andy Murray als Zugpferd

Auf dem heiligen Rasen von Wimbledon spielten Krawietz/Mies im Vorjahr erstmals ein gemeinsames Major-Turnier. Erst im Achtelfinale war nach zwei eigenen Matchbällen gegen die späteren Sieger Mike Bryan/Jack Sock (USA) Schluss. "Wir trauen uns wieder zu, die zweite Woche zu erreichen", gibt Mies diesmal die vorsichtige Zielsetzung vor. Schließlich lockt spätestens dort auch ein Duell mit Superstar Murray.

Dessen Teilnahme hebt das Doppel in diesem Jahr auf ein neues Niveau. "Mehr Aufmerksamkeit ist immer gut. Ich finde generell, dass das Doppel nicht die Wertschätzung erhält, die es verdient", sagt Mies, der vor Murray nicht in Ehrfurcht erstarren will: "Es gibt im Doppel keine Topfavoriten. Dafür sind die Unterschiede einfach zu gering. Alles ist möglich." Das wissen Krawietz und Mies schließlich aus eigener Erfahrung.

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von SID

Donnerstag
27.06.2019, 21:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 27.06.2019, 22:58 Uhr