Benjamin Hassan – ein echter Typ mit Last-Minute-Einsatz in Madrid

In Madrid erreichte Benjamin Hassan über die Qualifikation erstmals das Hauptfeld bei einem ATP-Masters-Event. Beinahe beiläufig erfuhr der Neuwieder von der neuen Doppelregelung und sorgte dabei für einen Paukenschlag.

von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet: 03.05.2024, 00:23 Uhr

Benjamin Hassan bringt frischen Wind auf die große ATP-Tour.
© Jürgen Hasenkopf
Benjamin Hassan bringt frischen Wind auf die große ATP-Tour.

Schon der stetige Wechsel der Länderflagge in diversen Spielerprofilen von Benjamin Hassan in den letzten beiden Jahren ließ den aufmerksamen Verfolger der Tennisszene erahnen, dass hinter dem 29-jährigen eine ganz besondere Vita stecken musste. Lange Jahre wurde der gebürtige Merziger unter deutscher Flagge geführt, ehe diese ab dem späten Sommer 2022 für mehr als ein Jahr durch die libanesische Fahne ersetzt wurde.

Als Begründung für den Wechsel der Nationalität in seinem ATP-Profil gab der Profi aus Neuwied „eigenmächtiges Handeln“ der weltweiten Spielervereinigung an. Seit mehreren Jahren repräsentiert Hassan, der neben der deutschen Staatsbürgerschaft auch die libanesische besitzt, das Heimatland seiner Eltern im Davis-Cup. Somit nahm die ATP dies zum Anlass, ihn deswegen automatisch in der Nationalität seiner Davis-Cup-Zugehörigkeit einzustufen. Nach mehr als 12-monatigem Kampf mit zahlreichen Kommunikationswegen wird er seit Ende der letzten Saison wieder unter deutscher Flagge geführt.

Auch sportlich nahm die Karriere von Hassan nicht den Verlauf des Tennisprofis „von der Stange“. Eigentlich schrieb er sich in der Universität ein, um nach seinem Lehramtsstudium diesen Beruf auch tatsächlich auszuüben. Nebenzu wollte er etwas ambitionierter den Tennissport betreiben und verdingte sich hauptsächlich bei den deutschen Future-Turnieren. Im Jahr 2017 erhielt er in seiner rheinland-pfälzischen Heimat eine Wildcard für das Challenger-Turnier in Koblenz, wo er dem ehemaligen Top-50-Spieler Gabashvili einen großen Fight lieferte und sich knapp in drei Sätzen geschlagen geben musste. Fortan war für ihn klar, dass er es ernsthafter als Tennisprofi versuchen möchte.

Über erfolgreichere Resultate auf der ITF World Tennis Tour etablierte sich Hassan über die Jahre auf der ATP-Challenger-Tour und arbeitete sich Ende letzten Jahres erstmals in die Top 150 vor, belohnt mit der erstmaligen Grand-Slam-Teilnahme in der Qualifikation bei den Australian Open. Beim aktuellen Masters-Event in Madrid rutschte er als Alternate in den Qualifikationswettbewerb nach und schaffte mit Erfolgen gegen den US-Amerikaner Emilio Nava und den ehemaligen Junioren-Wimbledon-Sieger Shintaro Mochizuki aus Japan den Einzug ins Hauptfeld.

Angekommen im Haupt-Wettbewerb hieß der Gegner Borna Coric, der sich bereits mit einem Masters-Titel schmücken und sich auf Position 12 im ATP-Ranking spielen konnte. Auch dort legte Hassan furios los und holte sich den ersten Satz im Tiebreak, ehe er sich dem Kroaten nach großem Kampf in drei Sätzen geschlagen geben musste. Als das Abenteuer Madrid beendet schien, erfuhr der Weltranglisten-159. vom Doppel-Spezialisten Tim Pütz um 20 Uhr, dass er noch zwei Stunden Zeit hätte, um sich für den Doppel-Wettbwerb einzuschreiben. Aufgrund der neuen Regelung „würde er mit seinem Ranking auf jeden Fall reinkommen, wenn er sich einfach noch einen anderen Spieler suchen würde“.

Gesagt, getan. Mit dem jungen Jordanier Abdullah Shelbayh, der seit vielen Jahren an der Rafa-Nadal-Akademie in Manacor trainiert, startete er das Unterfangen im Hauptfeld des Doppel-Wettbewerbs und besiegte mit seinem Partner das an Position 4 gesetzte Doppel Dodig/Krajicek in zwei Sätzen, ehe dann gegen die ebenfalls routinierte Paarung Murray/Venus Endstation war. Wie demütig Hassan trotz aller Freude über den Coup weiterhin ist, zeigte er im Interview beim Fernsehsender Sky, wo er sich fast dafür entschuldigte, dass er als Einzelspieler aufgrund der neuen Regelung einem arrivierten Doppel den Platz „weggenommen“ hätte.

Auch äußerlich zeigte sich bei Hassan in Madrid, dass mit seinen spielerischen Möglichkeiten vermaktungstechnisch noch viel Luft nach oben ist. In Social-Media-Beiträgen wurde er „als echter Typ abgefeiert“, als er sich von Kopf bis Fuß mit einer wahren Markenvielfalt bei den Matches auf dem Court präsentierte. Mit seiner bodenständigen Art und seinem attraktiv-variablen Spiel ist er eine absolute Bereicherung für die Events auf größter Bühne. Wenn der 29-jährige seinen Weg weiter so geht, dürfte dies auch dem ein oder anderen Ausrüster nicht verborgen bleiben.

Hier das Doppel-Tableau aus Madrid

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