Was macht Flavio Cobolli eigentlich so stark?
Flavio Cobolli hat Italien als (Ersatz)-Nummer-Eins zum Davis-Cup-Titel 2025 geführt. Ein Grund dafür? Seine unglaubliche Dynamik.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
24.11.2025, 19:56 Uhr

Ja, es waren Bilder, die die Herzen hoffentlich aller Tennisfans zum Schmelzen gebracht haben: Der junge Matteo Berrettini mit dem noch jüngeren Flavio Cobolli vor vielen Jahren, als beide noch von einer erfolgreichen Karriere als Profi träumten. Berrettini war da schon deutlich näher dran, er ist ja auch acht Jahre älter als sein Landsmann.
Und jetzt sind sich die beiden in Bologna gleich mehrmals in den Armen gelegen, zuletzt am Sonntag, als Cobolli gegen Jaume Munar den entscheidenden Punkt für Italien ins Ziel brachte. Berrettini hatte ja mit seinem Erfolg gegen Pablo Carreno Busta für die perfekte Ausgangssituation gesorgt.
Nun war Flavio Cobolli ja eigentlich gar nicht vorgesehen (und Matteo Berrettini schon gar nicht), die Führungsrolle im Team von Filippo Volandri zu übernehmen. Denn das wäre ja ursächlich Jannik Sinner und nach dessen Absage Lorenzo Musetti zugefallen. Aber nachdem auch Letzterer malad aus den ATP Finals herausgekommen ist, war es eben Cobolli, der als Nummer Eins der Titelverteidiger in die Bresche springen musste.
Cobolli fehlen (noch) die großen Waffen
Das hat mit einem souveränen Erfolg gegen den Österreicher Filip Misolic und zwei dramatischen Siegen gegen Zizou Bergs und eben Jaume Munar prächtig geklappt. Nicht die allererste Garde an Gegnern. Aber gerade Bergs hat beim Auswärtssieg der Belgier in Australien ja gezeigt, wozu er imstande ist.
Warum aber ist Cobolli dann doch als strahlender Sieger vom Court in Bologna gegangen? Nun, den immer noch erst 23-Jährigen zeichnet eine unheimliche Dynamik aus. Wenn man Carlos Alcaraz und Alex de Minaur als die beiden Spieler mit der besten Beinarbeit auf der ATP-Tour adelt, dann kommt Flavio Cobolli sicherlich nicht weit dahinter. Nun ist Alcaraz über jeden spielerischen Zweifel erhaben, hat schon jetzt mehr Majors gewonnen (sechs) als dies Cobolli zuzutrauen ist (bei allem Respekt).
Bologna hat aber gezeigt, dass der Florentiner auch in der Offensive immer besser wird. Und da könnte er sich ja ein Scheibchen bei Alex de Minaur abschneiden, der diese Progression auch erst in kleinen Schritten vollzogen hat. Denn bei all dem Kämpferherz, dass Cobolli auch hat: Dieser eine, ganz große Gewinnschlag fehlt ihm. Noch. Andererseits hat man in den letzten Tagen gesehen, dass ihm druck nichts ausmacht. Und der ist ja bekanntlich ein Privileg.
