Davis Cup: Hilft viel immer viel?
Dass am gestrigen Sonntag die Teams aus Italien und Spanien das Endspiel im Davis Cup 2025 bestritten haben, könnte man auch aus der ATP-Weltrangliste ableiten.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
23.11.2025, 21:01 Uhr

Keine Frage: In den vergangenen beiden Jahren war es in erster Linie Jannik Sinner, der den Italienern den Sieg im Davis Cup beschert hat. Da war es schon fast egal, wer an der Seite des Südtirolers aufgelaufen ist, am Ende hat Sinner aber auch als gleichberechtigter Partner im Doppel geliefert. Es schadet also keineswegs, wenn man einen absoluten Spitzenspieler in seinem Team hat. Wie man aber anno 2025 bei Deutschland gesehen hat, können aber auch zwei mehr oder minder sichere Punkte von Alexander Zverev nicht genug sein, um am Ende die Trophäe hochzuhalten. Zverev war ja der einzige Spieler aus den Top Ten, der in Bologna angetreten ist.
Und also spielte offenbar das möglichst breite Angebot eine Rolle.
Fangen wir mit den Lokalmatadoren an: Kapitän Filippo Volandri musste auf Sinner (ATP-Nr. 2) und Lorenzo Musetti (8) verzichten. Und griff eben auf Flavio Cobolli (22) und etwas überraschend Matteo Berrettini (56) zurück. Lorenzo Sonego (39) war auch mit im Team, auf Luciano Darderi (26) verzichtete Volandri. Auch ein Luxus, den nicht jede Nation hat. Insgesamt stellt Italien aktuell neun Top-100-Spieler.
Finalgegner Spanien nur sechs. Und auch David Ferrer musste seine besten beiden Spieler ersetzen: Carlos Alcaraz (1) und Alejandro Davidovich-Fokina (14) sagten verletzungsbedingt ab, Jaume Munar (36) und Pablo Carreno Busta (89) sprangen ein. Und dann war es vor allem auch der fantastische Marcel Granollers, der im Doppel gemeinsam mit Pedro Martinez für entscheidende Punkte sorgte.
Belgien, im Halbfinale an Italien gescheitert, hat 100 Prozent seiner zweistellig klassierten auch zum Einsatz gebracht: Zizou Bergs (43) und Raphael Collignon (86). Auch Deutschland kann abgesehen von Alexander Zverev nicht gerade aus dem Vollen schöpfen: Denn lediglich Daniel Altmaier (46) wäre eine Überlegung wert gewesen. So hat Jan-Lennard Struff (84) die jeweils ersten Einzel gegen Argentinien und Spanien bestritten. Und verloren.
Wenn man nun den Italienern bescheinigt, dass sie aus den vielen Möglichkeiten das Beste gemacht haben, dass also viel viel hilft, müsste man bei Argentinien und Frankreich diese Idee wieder verwerfen. Gut, die Argentinier, die mit sieben Mann unter den Top 100 vertreten sind, hatten gegen Deutschland drei Bälle zum Einzug ins Halbfinale. Die Franzosen aber, die gleich 14 Top-100-Spieler stellen, durften nach den beiden verlorenen Einzeln gegen Belgien nicht einmal im Doppel antreten.
