Wimbledon: Nick Kyrgios nach Schuss auf Nadal - "Wollte ihn direkt auf die Brust treffen"
Das Match zwischen Nick Kyrgios und Rafael Nadal hielt alles, was es versprochen hatte. Einen persönlichen Tiefschlag gab es dennoch im Anschluss.
von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet: 05.07.2019, 06:39 Uhr
Pressekonferenzen mit Nick Kyrgios sind, frei nach Forrest Gump, wie eine Schachtel Pralinen: Man weiß nie, was man bekommt. Reflektierte Antworten wechseln sich mit Beleidigungen ab, teilweise auf ein- und dieselbe Frage. Einige Aussagen beantwortet Kyrgios mit scheinbar tödlichem Ernst, um am Ende zu sagen: "Nur ein Witz." Andere lässt er einfach so stehen. Dass Kyrgios den Gang zur Presse hasst - darum macht er ohnehin kein Geheimnis.
Das alles war auch nach dem Match gegen Nadal so. Beleidigungen ("Du musst ein ziemlich langweiliges Leben haben"), Zurechtweisungen ("Das waren zwei Fragen am Stück. Warte bis zu dran bist"), Unverständnis ("Was willst du von mir?") oder sarkastische Kommentare ("Ich liebe die Medien, ihr seid so nett zu mir, ihr seid die Besten") wechselten sich mit bedachten Antworten ab - wie der nach der Selbsteinschätzung, nachdem Nadal behauptet hatte, Kyrgios könne ein künftiger Grand-Slam-Champ sein. "Ich weiß, zu was ich fähig bin. Ich bin ein großartiger Tennisspieler, aber ich mache den anderen Kram nicht, bin nicht der professionellste Typ, trainiere nicht tagein, tagaus."
Eine Reporterin erkannte er vom Vorabend wieder ("Du warst gestern im Pub!"), die andere Frage, ob Nadal sich zwischen den Punkten zu viel Zeit genommen habe (worüber sich Kyrgios während des Matches mehrfach beschwert hatte) beantwortete er mit einem trockenen: "Nein, er war super-schnell."
Kyrgios bereut Abschuss-Versuch nicht
Um im nächsten Moment wieder seriös zu werden. Was er am meisten an Nadal bewundere? "Seine Fähigkeit, jeden Punkt zu spielen. Er gibt keinen ab. Wir sind wie komplette Gegensätze: Mir fällt es so schwer, jeden Punkt nach einer bestimmten Routine zu spielen, dieselben Muster zu haben. Und sein 1-2-Punch, der erste Aufschlag und die Vorhand danach - das ist wohl der beste 1-2-Punch der Welt, von Federer vielleicht abgesehen. Dass er in der Lage ist, das jeden Tag zu bringen, ist speziell. Und es ist nicht einfach."
Einen heftigen Tiefschlag gab's aber dennoch. Zweimal hatte Kyrgios im Match versucht, den am Netz stehenden Nadal abzuschießen, beim zweiten Versuch bekam Nadal mit Müh und Not noch den Schläger zwischen Ball und Körper - und warf Kyrgios, der von einer Entschuldigungsgeste absah, einen tödlichen Blick zu.
"Warum hätte ich mich entschuldigen sollen?", gab sich Kyrgios auch nach dem Match uneinsichtig.
- "Es ist nun Mal gebräuchlich."
- "Wo?"
- "Im Tennis."
- "Ist es?"
- "Wenn man jemanden mit dem Ball trifft."
- "Ich habe ihn nicht getroffen. Das war sein Schläger. Wieso sollte ich mich entschuldigen? Ich habe den Punkt gewonnen."
- "Er schien nicht erfreut."
- "Ja und?"
- "Du hast ihn anscheinend aufgeregt."
- "Ist mir egal. Warum sollte ich mich entschuldigen? Der Typ hat so soundsoviele Slams gewonnen, und wie viel Geld hat er auf der Bank? Ich denke, er kann einen Ball auf die Brust verkraften, Kumpel. Ich werde mich da nie für entschuldigen."
- "Hast du direkt auf ihn gezielt?"
- "Ja, direkt auf ihn. Ich wollte ihn voll auf die Brust treffen. Aber er hat flinke Hände."
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Stichwort Pralinen: Nein, man weiß nie so recht, was man bekommt von Nick Kyrgios, was seriös dahergesagt ist und was nicht.
Schade ist: Den letzten Satz scheint er tatsächlich ernst gemeint zu haben.
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