Babsi Haas im tennisnet.com-Interview
Der Schützling von Helmut Fellner und Marco Zandomeneghi hat sich in der ITF-Rangliste bereits unter den Top 50 etabliert. Das soll aber nur der Anfang sein.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
19.05.2011, 00:51 Uhr

Barbara Haas hat am Mittwoch bei der 32. Spring Bowl in Amstetten durch ein 4:6, 6:0, 6:1 über die Argentinierin Guadalupe Perez Rojas ihre Chancen gewahrt, als erste Österreicherin seit Tamira Paszek 2005 das Turnier zu gewinnen. Im Rahmen der Pressekonferenz des internationalen U18-Nachwuchsevents fand auch das Jahresmeeting des von Raimund Stefanits gemanagten heimischen Top-Talents statt. tennisnet.com sprach mit Haas, die künftig die Kollektion von Russlands Tennis-Star Maria Sharapova tragen wird, über ihre weiteren Turnier- und Karriere-Aussichten und darüber, wie die 15-jährige Niederösterreicherin ihrem Grand-Slam-Debüt bei den Juniorinnen entgegenblickt.
Babsi, gratuliere zum Einzug ins Viertelfinale der Spring Bowl. Im ersten Satz hast du etwas nervös gewirkt, oder hat der Eindruck getäuscht?
Das stimmt schon. Es war am Anfang für mich ein bisschen schwierig, vor all den Leuten zu spielen, obwohl ich mich natürlich freue, dass so viele zum Zusehen kommen, auch meine Trainer, meine Eltern, meine Großmutter. Die meisten sehen mich nur einmal im Jahr, da will ich natürlich meine beste Leistung zeigen.
Das ist dir dann mit Fortdauer des Matches ja auch gelungen.
Ja, ich hab mein Bestes versucht, hab mich dann gesteigert und zum Glück hat es zum Schluss ja mit dem Sieg geklappt.
Zuzanna Maciejewska heißt deine nächste Gegnerin. Dein Trainer Helmut Fellner wollte sich über die Polin noch informieren. Was sagt sie dir?
Ich kenn sie von ETA-Turnieren vor drei Jahren, damals war sie definitiv noch nicht so gut, wie sie es heutzutage offenbar ist. Aber wie sie derzeit so spielt, weiß ich auch nicht wirklich.
Du bist hier bei deinem Heimspiel in Amstetten auf eins gesetzt, jeder erwartet von dir den Turniersieg – wie realistisch ist der denn?
Es ist schon realistisch, aber das muss ich erst mal schaffen, das wird sicher kein Spaziergang.
Druck bist du ja mittlerweile durchaus gewöhnt, „den hab ich auch in der Schule“ hast du bei deiner Jahres-Pressekonferenz 2009 gesagt. Klingt lässig, aber lässt sich das auch in der Realität immer so leicht umsetzen?
Klar ist das oft schwierig, aber ich verspüre den Druck noch nicht so sehr. Ich bin mir aber dessen bewusst, dass das immer mehr kommen wird, ich kann damit allerdings gut umgehen. Meine Eltern und meine Trainer halten mich immer auf dem Boden, geben mir durchaus auch viel kritisches, offenes und ehrliches Feedback. Ich fühle mich diesbezüglich gut vorbereitet.
Der Rummel um ein Talent wie dich wird nicht gerade kleiner. Wie steckst du so was weg? Oder taugt es dir eigentlich, im Mittelpunkt zu stehen?
Es kann schon anstrengend sein, zum Beispiel wenn ich wie am Mittwoch vom Platz runterkomme, keine Zeit für die Nachbereitung, also Auslaufen und Dehnen, hab, aber das kann man sich schon mal leisten. Ich find’s aber voll lustig, ein bisschen mit den Medien zu tun zu haben, mir gefällt das. Aber so häufig und intensiv ist es ja auch noch nicht oft der Fall.
Fakt ist: Du machst dir auch international immer mehr einen Namen. Jetzt hat dich sogar Maria Sharapova selbst dazu ausgewählt, ihre Nike-Kleidungslinie tragen zu dürfen. Wann hast du davon erfahren?
Auf den Bahamas, ihr Manager war beim Nike Junior Masters dort und hat mir das gesagt.
Das wird dich sicher mit Stolz erfüllen, oder?
Ja, das ist natürlich eine besondere Ehre. Immerhin sind nur sechs Spielerinnen von ihr dazu ausgewählt worden. Dass ich Sharapovas Kleidung tragen werde, wird mein Spiel allerdings auch nicht besser machen.(lacht)
Hast du „Sexy Maria“ schon kennengelernt und dich bei ihr bedanken können?
Nein, ich kenne sie noch nicht persönlich, ich hab sie bisher nur live in Linz spielen sehen. Aber vielleicht lerne ich sie ja jetzt bei den French Open kennen.
Du nimmst es vorweg: Deine erste Grand-Slam-Teilnahme bei den Juniorinnen steht unmittelbar bevor. Schon schlaflose Nächte deswegen?
Das nicht, aber die Vorfreude ist natürlich schon riesig. Es war ein großes Ziel, dass ich mich für die Hauptbewerbe von Paris und Wimbledon qualifiziere, und das ist zum Glück schon länger fix. Ich weiß trotzdem überhaupt noch nicht, was mich da erwarten wird.
Wie geht es bei dir dann nach Paris weiter? Wird das Hauptaugenmerk schon auf die Damen-Tour gelegt?
Nein, ich werde schon noch mehr ITF-Turniere spielen, möchte mir aber auch unbedingt mein erstes Damen-Ranking holen. Ich werde also sicher auch einige 10.000-Dollar-Futures bestreiten, vor allem die in Österreich.
Viele große Talente haben die in sie gesetzten Hoffnungen letztendlich nicht erfüllt. Warum wird das bei dir anders?
Ich weiß nicht, woran es bei anderen gescheitert ist. Bei vielen wird es wohl am Kopf gelegen haben. Es wird sicher wichtig sein, sich mental gut zu entwickeln. Tennis spielen können ab einem gewissen Niveau alle. Und am Tennis wird’s bei mir nicht scheitern.
Das Gespräch führte Manuel Wachta.
(Foto: GEPA pictures/ Josef Bollwein)