Angeschlagener Andreas Haider-Maurer als letzter Österreicher ausgeschieden
Andreas Haider-Maurer verliert bei den Erste Bank Open 500 in der Wiener Stadthalle ebenfalls in der ersten Runde.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
21.10.2015, 21:27 Uhr

Von Manuel Wachta aus der Wiener Stadthalle
Die Erste Bank Open 500 sind für die österreichischen Vertreter bereits nach der ersten Runde im Einzel Geschichte. Mit Andreas Haider-Maurer ist am Mittwochabend auch der fünfte rot-weiß-rote Vertreter im Hauptbewerb des ATP-World-Tour-500-Hartplatzevents in der Wiener Stadthalle ausgeschieden. Der von derDoppel-Auftaktbegegnung am Dienstagangeschlagene Niederösterreicher (ATP 62) zog gegen den zweitgesetzten AufschlagriesenKevin Anderson(ATP 11) nach 74 Minuten Spielzeit mit 4:6, 5:7 den Kürzeren. Damit sind erstmals seit 1982 alle Österreicher beim Heimturnier an ihrer Starthürde gescheitert.Alexander PeyaundJulian Knowle, die mit ihren jeweiligen Partnern im Doppel im Viertelfinale stehen, sind auch schon die letzten heimischen Titelhoffnungen.
Kein Land zu sehen gegen Andersons Aufschlag
Haider-Maurer hatte am Vortag eine Verletzung an der rechten Ferse erlitten, in der Nacht auf Mittwoch hatte ein Orthopäde eigens eine Spezialschiene für ihn angefertigt. Der Waldviertler biss die Zähne zusammen und versuchte, wenngleich er merklich Probleme beim Wegsprinten hatte, sein Möglichstes, um Anderson, der erst kürzlich erstmals unter den Top Ten gestanden war, zu fordern. Dies glückte als Aufschläger mit zehn Assen (bei fünf Doppelfehlern) und 81 Prozent gewonnenen Punkten über die erste Spieleröffnung recht gut, als Rückschläger jedoch so gar nicht: Bloß sieben Punkte gab Anderson bei seinem eigenen Service ab, drei davon per Doppelfehler, schlug 19 Asse und ließ mit einer bombensicheren Vorstellung keinen einzigen Breakball gegen sich zu.
Vor allem im ersten Satz sah Haider-Maurer beim Return kein Land. Nur zwei Punktgewinne standen unter dem Strich – eine Vorentscheidung zu seinen Ungunsten schien, trotz wackeren Kampfes, lediglich eine Frage der Zeit zu sein. Bei 2:2 konnte er eine erste Breakchance noch mit einem Servicewinner abwehren, bei 4:4 nicht mehr, als ein Passierball Andersons, schwer zu nehmen, vor seinen Füßen landete. Im zweiten Durchgang hielt sich Haider-Maurer darauf durch den mächtigen Aufschlag noch länger im Spiel, war bei 5:4 und 30:30 zwischenzeitlich sogar nur zwei Punkte vom Satzausgleich entfernt. Ein völlig verpatztes, zu null abgegebenes nächstes Servicespiel beschloss er aber mit einem Doppelfehler zum 5:6, Anderson stellte den Auftaktsieg danach sicher.
Haider-Maurer: „Seine Leistung war einfach sehr stark“
„Mein Ziel war natürlich, dass ich meine Aufschlaggames immer halte“, sagte Haider-Maurer gegenüber dem „ORF“. Ein Break pro Satz reichte Anderson aber, um ins Achtelfinale gegen den tschechischen LinkshänderJiri Veselyeinzuziehen. „Ich denke, meine Aufschlagleistung war heute ganz gut. Trotzdem hätte ich mir gerne zwei Mal ein Tiebreak angeschaut. Das war mein Ziel – das habe ich nicht geschafft, und das kann ich mir vielleicht vorwerfen. In einem Game war 30:30 bei seinem Aufschlag, das sind gegen ihn schon die kleinen Chancen, wo ich nachher in der Rally war und einen Fehler gemacht habe. Die muss man gegen so einen guten Spieler wie Anderson nützen, wenn man als Sieger vom Platz gehen will“, meinte er. „Das ist mir nicht ganz gelungen, aber man muss sagen, seine Leistung war einfach sehr stark.“
Wie so viele andere, hatte Haider-Maurer mit Andersons Aufschlag massive Probleme: „Er ist sehr schwer zu lesen. Er hat extrem viele Varianten, den Slice nach außen, auch den durch die Mitte, sein zweiter Aufschlag ist auch nicht wesentlich schwächer. Ich habe sicher fünf, sechs Aufschläge auf dem Schläger gehabt, die ich vielleicht reinspielen hätte können“, so „AHM“, „aber grundsätzlich kriegt er auf der Tour sehr wenige Breaks – das ist mir bewusst. Er gehört sicher zu den vier, fünf besten Aufschlägern der Welt. Und deswegen war es mein Ziel, in ein Tiebreak zu kommen, denn dort kann immer alles passieren.“ Daraus wurde jedoch nichts, zu stark präsentierte sich Anderson in Summe dazu auch. Nicht umsonst ist der 2,03-Meter-Riese für Haider-Maurer „sicher einer der Top-Favoriten“ auf den Turniersieg.
Verletzung „nicht der Grund, warum ich verloren habe“
Auf die offensichtliche Fersenverletzung wollte sich Haider-Maurer nicht ausreden: „Gestern am Abend habe ich ehrlich gesagt geglaubt, dass ich nicht spielen kann“, meinte er zwar, aber machte klar: „Ich habe sehr gute Behandlungen gehabt, und es hat sich über Nacht verbessert. Ich habe natürlich mit Schmerzmittel gespielt, aber ich habe auf dem Platz jetzt nicht wirklich gehandicapt gespielt, bis Mitte des zweiten Satzes.“ Der Waldviertler erklärte, dass es sich um jenes Problem wie heuer schon mal handle: „Es ist einfach diese Faszie auf der Fußsohle ganz leicht eingerissen. Ich muss halt extrem aufpassen. Ich hab’s beim Aufschlag im zweiten Satz nachher gespürt. Nichtsdestotrotz, es ist aber nicht so schlimm und war jetzt nicht der Grund, warum ich verloren habe.“
Für Haider-Maurer ist 2015 hiermit wahrscheinlich gelaufen. „Ich werde die Saison nach dem Turnier wahrscheinlich beenden“, sagte er. „Ich muss es noch abklären, aber ich glaube nicht, dass ich noch etwas spielen werde.“ In Basel bestünde als derzeit circa Fünfter außerhalb des Hauptfelds noch eine Chance, hineinzurutschen: „Das warte ich noch ab, ob sich da noch was ausgeht, aber ich habe eigentlich vor, auch aufgrund der Verletzung jetzt, dass ich es für heuer lasse, damit ich für die nächste Saison fit bin, und da bringt es jetzt halt nichts, mit Schmerzen weiterzuspielen. Das muss ich auskurieren.“
Hier die Ergebnisse aus Wien:Einzel,Doppel,Einzel-Qualifikation,Doppel-Qualifikation.
