tennisnet.com Kolumne

Das Haus, das Thomas Muster gebaut hat

Um den Centre Court in Kitzbühel beneidet man die Tiroler an vielen Orten der Tennis-Tour.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 07.08.2015, 09:00 Uhr

Von Jens Huiber aus Kitzbühel

Bis 2009 hat es gestanden in der Bronx, "The house that Ruth built". George Herman Ruth, auch dem an US-amerikanischem Sport Uninteressierten wohl bekannt unter seinem Kosenamen "The Babe", hatte das alte Yankee Stadium früh für sich eingenommen und nie mehr aus der Hand gegeben, zumindest nach Diktion der Fans des bekanntesten Baseball-Teams der Welt. Seit etwas mehr als fünf Jahren steht nördlich der 161. Straße das neue Yankee Stadium, dem Vorbild nachempfunden, für Traditionalisten indes nicht mit dem Charme des Originals behaftet. Das Casino Stadion in Kitzbühel wurde 1992 eröffnet - zu einer Zeit, als Thomas Muster sein größter Triumph noch bevorstand, der Sieg bei den French Open 1995.

Dass der Boom, den der Steirer mit den anderen beiden "Musketieren" Horst Skoff und Alexander Antonitsch Mitte der 1980er-Jahre auslöste, und den Muster schließlich solo bis an die Spitze der ATP-Weltrangliste weit über ein Jahrzehnt lange alleine schulterte, maßgeblich dafür ausschlaggebend war, ein feudales Tennisstadion in Kitzbühel zu bauen, ist wohl unbestritten. Schon 1993 zerschlug Muster als bis dato einziger Österreicher den gordischen Knoten, sein Montags-Finalsieg gegen Javier Sanchez löste beim 44-fachen ATP-Turnierchampion vor allem eines aus: Erleichterung.

Vergleiche mit München und Stuttgart

Über 6000 Zuschauer waren zu Zeiten eines Thomas Muster die Regel - erst mit dem Aufstieg von Dominic Thiem im vergangenen Jahr konnten sich auch die Oberränge im Casino Stadion wieder regen Zuspruchs erfreuen, 2015 sind die Plätze schon am Dienstag knapp geworden. Ob man aus München womöglich neidische Blicke nach Tirol wirft? Dr. Fabian Tross vom MTTC Iphitos, jenem Verein, der die BMW Open auf der clubeigenen Anlage veranstaltet, besucht die Generali Open jedenfalls regelmäßig, die örtlichen Gegebenheiten am Aumeister lassen ein Bauwerk in der Größe des Kitzbüheler Stadions indes nicht zu. Selbst der Weißenhof Club in Stuttgart, seit diesem Jahr mit einem Rasenturnier am Start, trägt die Hauptmatches vor teilweise nicht-permanenten Tribünen aus.

Die Großzügigkeit des Presseraumes erzählt noch von jener Zeit, da die internationale Presse dem Kitzbüheler Turnier mehr Aufmerksamkeit geschenkt hat, zu den Neuerungen der letzten Jahre zählen zwei Terassen, von denen die Zuschauer beinahe direkt an der Labestation das Spielgeschehen einsehen. Ein formschönes Auto ist unmittelbar neben diesem Bereich geparkt, in dieser Beziehung haben München und Stuttgart allerdings die Nase vorne: Dort dürfen die Gewinner das feudale Gefährt mit nach Hause nehmen. Zum in Kitzbühel ausgestellten Fabrikat würden die Triumphatoren sicherlich auch nicht "Nein" sagen.

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07.08.2015, 09:00 Uhr