Alexander Peya exklusiv – „Das macht unsere Partnerschaft aus“
Alexander Peya am Rande des ATP-Turniers in München im exklusiven tennisnet.com-Interview.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
01.05.2015, 21:28 Uhr

2013 und 2014 war er phasenweise bereits die Nummer drei der Welt. Dieser Tage sieht die Doppel-Weltrangliste Alexander Peya nur noch auf Platz 17. Der 34-jährige Wiener erlebte zuletzt privat wundervolle Zeiten, sportlich aber schon bessere. Österreichs Davis-Cup-Ass am Rande des ATP-Turniers in München über seine erneute Vaterschaft, Krisenbewältigung mit PartnerBruno Soaresund darüber, warum der Grand-Slam-Titeltraum weiter lebt. Und die Verwunderung, warum der Davis Cup gegen die Niederlande nun in Kitzbühel stattfindet. Hier das exklusive tennisnet.com-Interview.
Alex, du bistam 7. April zum zweiten Mal Vater geworden. Herzlichen Glückwunsch zu eurem zweiten Sohn Eliah Phillip! Wie groß sind denn die Glücksgefühle?
Es ist wieder ein wunderschöner Moment gewesen. Jetzt sind wir zu viert, das ist schon sehr aufregend, das ist nochmal etwas anderes. Heißt noch mehr Arbeit, vor allem für die Mama.(lacht)Aber es ist traumhaft. Das sind nur positive Gefühle.
Wie lassen sich diese ersten Momente beschreiben?
Ich glaube, das kann man nicht wirklich beschreiben. Das muss man selber erfahren, weil das etwas ganz Besonderes ist.
War es anders als beim ersten Mal?
Man hat halt ein bisschen mehr gewusst, was auf einen zukommt. Aber das Gefühl an sich ist dann trotzdem einfach überragend, ist irgendwie individuell schön. Auch wenn man natürlich wie gesagt ein bisschen mehr weiß, was auf einen zukommt und wahrscheinlich besser darauf vorbereitet ist.
Wie hat Noah die Ankunft seines Brüderchens aufgenommen?
Na ja, am Anfang hat er mich gefragt, warum ich da ein Baby halte, als er das erste Mal ins Zimmer reingekommen ist.(lacht)Aber jetzt ist er im Umgang mit ihm sehr lieb. Das wird sich wahrscheinlich zwischendurch wieder ändern, wenn er um Aufmerksamkeit ringt.(lacht)Aber bis jetzt ist alles tipptopp.
Am härtesten ist es jetzt sicher, auf Reisen zu sein, oder?
Ja, definitiv. Es ist natürlich umso schöner, die Familie hier in München jetzt mitzuhaben, das wird in den nächsten Wochen nicht der Fall sein. Auch nicht bei den French Open, das ist halt für mich nicht das kinderfreundlichste Turnier, es ist alles recht eng beisammen, und mit zwei Kindern ist’s nochmal was ganz anderes als mit einem Kind. Und ich kann mich einfach nicht die ganze Zeit um die Kinder kümmern, weil ich meinem Beruf nachgehen muss. Dann ist es für Natascha(Peyas Frau; Anmerkung)teilweise auch zu schwierig und es bleibt zu vieles an ihr hängen. Deshalb ist es zuhause einfacher, dort kann eher auch mal wer helfen. Daher habe ich meine Familie leider wahrscheinlich erst wieder in Wimbledon mit dabei.
Viele Tennisprofis, etwa einTommy Haas, wollen oder wollten ja so lange weiterspielen, bis ihre Kinder das auch bewusst wahrnehmen können. Wie sehen deine diesbezüglichen Pläne aus?
Keine Ahnung. Mal sehen, wie lange ich weiterspiele. Es ist jetzt kein besonderes Ziel von mir, dass sie mich noch spielen sehen. Noah sieht mich ja bereits spielen – sicher verarbeitet er das aber noch nicht so 100-prozentig, er möchte lieber selber mit mir spielen, statt dass er mir zuschaut. Es ist mit Sicherheit was Schönes, wenn die Kinder noch bewusst wahrnehmen, was der Papa beruflich macht und sie das Ganze verstehen. Es ist sicher auch ein kleines Ziel, aber es ist nichts, worüber ich mir bis jetzt eigentlich groß Gedanken gemacht habe.
Olympia 2016 in der Heimat deines Doppelpartners ist sicher ebenfalls ein Ziel. Ist auch Olympia 2020 noch ein Thema? Oder ist das jetzt noch zu weit weg?
Das ist momentan noch zu weit weg, da weiß man nie, was passiert. Auch körpertechnisch –wie lange der Körper hält, weiß man nicht. Vom Alter her zeigen manche im Doppel, dass es machbar ist, aber da muss halt schon auch viel zusammenpassen. Mein Ziel ist jetzt mal Rio de Janeiro 2016, und dann werden wir weiterschauen.
Du erlebst mit Bruno Soares nach mehr als eineinhalb Jahren erstmals eine schwächere Phase, eine Krise auf hohem Niveau, wenn man so will. Ihr seid derzeit sogar noch recht deutlich von den Masters-Rängen entfernt. Wie geht ihr mit der aktuellen Situation um?
Ich glaube, momentan sehr gut. Es gab mit Sicherheit eine gewisse Zeit, wo es schwierig war, wo wir auch nicht wirklich gut damit umgegangen sind. Das war dann wohl in Südamerika, in Acapulco, das war fürchterlich, auch in Indian Wells war’s vom Mentalen her nicht unbedingt überragend. Da hat man es uns schon angemerkt, dass das irgendwie an uns nagt, weil wir das eben nicht gewohnt waren. Wir haben auch einfach nicht gut genug gespielt. Ich glaube, dass wir jetzt wieder viel besser spielen. In Monte Carlo und Barcelona – auch wenn wir dort sehr unglücklich verloren haben – haben wir eigentlich wieder sehr gute Leistungen gebracht. Und das ist das Wichtigste für mich.
Woran liegt es denn, dass es bei euch über diesen längeren Zeitraum nicht nach Wunsch gelaufen ist?
Über das letzte halbe Jahr hat irgendwie immer jemand von uns ausgelassen. Wir haben nie wirklich beide halbwegs ordentlich und gut gespielt, und deshalb haben wir dann einfach viel zu wenige Matches gewonnen. Aber ich glaube, dass wir wieder auf einem sehr, sehr guten Weg sind. Es ist natürlich jetzt auch schwierig, weil wir jetzt bei den großen Turnieren auch teils nicht mehr gesetzt sind, das ist auch wieder eine ganz andere Ausgangsposition. Das ist auch wieder etwas Neues. Aber ich glaube, in erster Linie liegt es einfach an uns, dass wir unsere Leistungen bringen. Denn dann haben wir in der Vergangenheit bewiesen, dass wir uns vor keinem – außer vielleicht vor den Zwillingen(BobundMike Bryan; Anmerkung)– verstecken müssen. Dann werden wir wieder genug Matches gewinnen, sodass wir das Ganze umdrehen.
Trotz Profidasein gibt es mehr als den Tennisplatz. Ist in der Saisonvorbereitung samt besinnlicher Weihnachtszeit, Unternehmungen mit Familie, deiner zweiten und Soares’ kürzlicher erster Vaterschaft vielleicht zu wenig gemeinsame Trainingszeit geblieben?
Nein, überhaupt nicht, das hat damit gar nichts zu tun. Wir haben um nichts weniger trainiert als davor. Wir haben einfach nicht gut gespielt, wir haben schon Ende letzten Jahres nicht gut gespielt. Natürlich spielt dann irgendwann das Selbstvertrauen eine Rolle. Wir haben einige enge Partien verloren, in den engen Situationen einfach nicht gut gespielt, auch nie zusammen gut gespielt, es war immer einer, der irgendwie etwas abgefallen ist. Da ist’s besser, es spielen halt mal beide schlecht und dafür dann wieder beide gut, bei uns hat sich das immer irgendwie abgewechselt. Aber ich glaube, dass wir die große Krise jetzt hinter uns haben.
Also geht es ums Wiederfinden der Konstanz?
Ja, das ist genau das, was uns ja mehr oder weniger ausgezeichnet hat. Nur übers letzte halbe Jahr hinweg war diese Konstanz leider nicht gegeben.
Du hast mir mal gesagt, du glaubst, ihr könntet auch eine Krise gemeinsam überstehen, so gut sei eure Beziehung zueinander. Nun habt ihr diese bis zuletzt erlebt. Ist das Wort „Trennung“ bei euch jemals wirklich in den Sinn geraten?
Ich glaube nicht, dass das bei uns ein Thema war. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber von Gesprächen mit Bruno würde ich sagen: nein, bei uns beiden nicht. Aber natürlich hat man gemerkt, dass auf einmal Anfragen auch von anderen gekommen sind, die natürlich merken: „Okay, die spielen nicht mehr so gut miteinander.“ Aber wir haben uns damit nicht wirklich großartig beschäftigt. Weil ich glaube, wir wissen, was wir aneinander haben, und wir wissen, was für gute Leistungen wir über einen langen Zeitraum gebracht haben. Und ich denke, das macht uns und unsere Partnerschaft auch aus, dass wir nicht eben jetzt in der ersten Krise „hurra“ schreien und uns gleich andere Partner suchen, sondern dass wir da versuchen, gemeinsam durchzukommen.
Auch wenn ihr darauf sicherlich gern verzichtet hätte: Ist diese Krise zugleich auch eine Bestätigung dafür gewesen, wie gut eure Partnerschaft ist?
Auf jeden Fall. Ich meine, wenn eine Krise superlang anhielte, dann muss man sich halt wohl trennen, das ist halt so. Aber das war für uns jetzt mal kein Thema.
Euer festes Vorhaben ist klarerweise, in der Sandplatz-Saison da nun möglichst rasch wieder herauszufinden. Genau in dieser ist es aber schon im Vorjahr überhaupt nicht nach euren Wünschen gelaufen. Beunruhigt das?
Überhaupt nicht. Wir freuen uns eigentlich auf die Sandplatz-Saison. Auch die ersten zwei Turniere(Viertelfinale in Monte Carlo,Halbfinale in Barcelona; Anmerkung)haben mich wieder zuversichtlich gestimmt, weil wir wirklich so gut spielen, wie schon lange nicht mehr. Wir das Jahr vor dem letzten Jahr auf Sand sehr, sehr gut gespielt. Ich glaube, dass das ein Belag ist, der uns eigentlich ganz entgegenkommt. Wir haben dort letztes Jahr einfach zwei, drei Turniere nicht gut gespielt. Bei den großen Turnieren, die wir dabei spielen, verliert man gegen die starken Gegner dort auch schnell mal.
Wie sieht eure Marschroute hinsichtlich der French Open aus?
Wir spielen in Madrid und Rom, dann machen wir eine Woche Pause.
Euer Ziel sind natürlich die großen Titel, speziell einer bei einem Grand Slam. Wie weit seht ihr euch derzeit davon entfernt?
Das ist das Schöne am Tennis: Es kann immer relativ schnell gehen. Es kann jedes Turnier das Richtige sein, egal wie man davor gespielt hat, das zählt im Endeffekt nicht. Ich glaube nach wie vor daran, dass wir, wenn wir unser Potential abrufen, die Chance haben, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Ich denke, dass wir in der Vergangenheit bereits bewiesen haben, dass wir das Zeug dazu hätten, auch wenn’s bis jetzt nicht geklappt hat. Wir werden weiterhin daran arbeiten und alles daran setzen, dass wir noch eine Chance bekommen.
In München handelt es sich vergleichsweise nur um ein ATP-World-Tour-250-Turnier. Und dennoch: Wie wertvoll wäre für euch ein Sieg hier? Im Halbfinale seid ihr ja schon mal.
Für uns ist momentan jeder Sieg wichtig. Natürlich ist es punktemäßig für uns jetzt nicht das interessanteste Turnier, aber für uns zählen derzeit Rhythmus, Matches. Gerade so eine enge Partie wie in der ersten Runde hier – das sind im Endeffekt die Matches, die wir im Moment brauchen.
Abschließend zumDavis Cup gegen die Niederlande, der also in Kitzbühel stattfinden wird, was für einige Diskussionen gesorgt hat. Wie schmeckt dir diese Entscheidung?
Es ist eine traumhafte Anlage, ein traumhafter Ort, von dem her gibt es überhaupt nichts. Ich glaube, rein sportlich gesehen war es nicht unsere erste Wahl, das ist mittlerweile schon durchgeklungen. Offenbar ist es aber wirtschaftlich die beste Lösung.
Jene Teammitglieder, die in Schweden dabei waren, scheinen sich eigentlich alle einig gewesen zu sein, nicht in Kitzbühel spielen zu wollen, hört man.
Sagen wir so: Ich war sehr, sehr überrascht, als ich gehört habe, dass die Entscheidung auf Kitzbühel gefallen ist.
Inwieweit ist mit euch Spielern dann überhaupt Rücksprache gehalten worden?
Gesprochen ist mit uns worden. Gehört wurden wir anscheinend auf jeden Fall nicht, so viel kann man fix sagen. Es ist halt die Frage, wofür man dann überhaupt mit den Spielern spricht. Dann braucht man es eigentlich gleich nicht machen. Ich weiß nicht, was besser ist.
Das Gespräch führte Manuel Wachta.