tennisnet.com Kolumne

Der Irrsinn mit der Handtuch-Manie

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 17.02.2016, 22:58 Uhr

Taylor Fritz - ATP-Tour

Taylor Fritz war in den vergangenen Tagen großes Gesprächsthema. Fritz schaffte es bei seinem erst dritten ATP-Turnier direkt ins Finale (das er gegen Kei Nishikori verlor). Und er gilt neben Frances Tiafoe, Reilly Opelka, Michael Mmoh, Jared Donaldson und Tommy Paul als einer der größten Anwärter darauf, die US-Tennisfans endlich wieder glücklich zu machen, nach der großen Dürre infolge der Abgänge von Pete Sampras, Andre Agassi, Andy Roddick und Co.

Fritz konzentriert sich aufs Wesentliche: Tennis zu spielen

Und vielleicht macht Taylor Fritz auch uns glücklich. Uns Tennisfans im Allgemeinen. Denn Taylor Fritz tut vor allem eines (und darauf stehen Tennisfans im Allgemeinen sehr): Er spielt viel Tennis in wenig Zeit. Hier, zur Veranschaulichung, die letzten Punkte seines Halbfinals in Memphis gegen Richard Berankis...

Ist euch etwas aufgefallen? Zwölf Punkte in fünf Minuten - ein tolles Tempo. Vor allem, weil Fritz fast komplett auf eines verzichtet hat: auf sein Handtuch.

Grüße von Daniela Hantuchova

Die Handtuch-Manie im heutigen Tennis ist mittlerweile komplett außer Kontrolle geraten. Viele Spieler greifen inzwischen nach jedem Punkt zum Handtuch. Und ja, wirklich nach jedem. Sogar nach einem Ass. Oder, peinlich genug, nach einem Doppelfehler. Manche sogar nach dem Doppelfehler des Gegners, wo sich die eigene Anstrengung ja nun wirklich in Grenzen gehalten haben sollte. Aber machen wir uns nichts vor: Diese Handtuch-Sucht ist, zumindest bei Temperaturen unter 35 Grad, reine Kopfsache.

Wie alles begann...

Wem das alles zu verdanken ist? Schwer zu sagen. Vermutlich kam vor einigen Jahren ein gerissener Psychologie-Student darauf, sich als Mentalcoach im Tennis zu versuchen und einigen Spielern einzutrichtern, dass sie sich gefälligst zu sammeln haben. Gedanklich. Und deshalb bitte routinemäßig zum Handtuch greifen sollen. Und wir wissen ja, wie es läuft: Macht einer ein vermeintliches Novum erfolgreich, kommen die Nachahmer. (Hierzu eine Idee: Wenn das Handtuch nur dem "Sammeln" gilt und sich mittlerweile jeder sammelt - könnte man dann nicht vereinbaren, dass sich einfach gar niemand mehr sammelt? Ob sich jeder sammelt oder eben gar keiner, sollte doch auf dasselbe rauskommen, oder? Wären so nicht auch alle Spieler gleichmäßig gesammelt oder ungesammelt? Vielleicht sollte die ATP zur Fußball-EM eine Runde Panini-Sammelalben verteilen, damit die Profis anderweitig sammeln...)

Offizielle Ansage dringend nötig!

Spaß beiseite: Die Handtuch-Manie hat, neben der nervenden Verzögerung des Spielflusses, weitere unschöne Seiten. Schließlich kommen die Herren und Damen Profis nicht mehr auf die Idee, sich das Handtuch selbst zu holen. Hier müssen die Ballkinder ran, die das verschwitzte Ergebnis als Dank für ihren Service blind und unachtsam zurückgeworfen bekommen. Und als wäre Schweiß nicht eklig genug, sieht man immer wieder Profis, die sich mit dem Handtuch sogar die Nase putzen. Ja herzlichen Glückwunsch... Dass hierzu keine Ansage von offizieller Seite kommt, ist unverständlich. (Zumal: Müssten die Profis sich ihr Handtuch immer selbst holen, würde es wohl einige allein aus zeitlichen Gründen davon abhalten, dieses Schauspiel nach jedem Punkt abzuziehen.)

Junge Vorbilder

Taylor Fritz ist übrigens nicht der Einzige in seinem Alter, der (noch!) selten zum Handtuch greift. Auch Tommy Paul und Alexander Zverev sind positive Beispiele. Überhaupt eben die Junioren. Und so ratsam es in vielen Belangen ist, auf die Großen der Szene zu schauen: Im Handtuch-Bereich können sich viele gestandene Profis ein gutes Beispiel an der Jugend nehmen.

von tennisnet.com

Mittwoch
17.02.2016, 22:58 Uhr