Gael Monfils funktioniert (fast) nur in Frankreich
von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet:
20.04.2015, 19:15 Uhr

Für viele Tennisfans ist Gael Monfils einer der interessantesten und unterhaltsamsten Spieler, die die ATP-Tour zu bieten hat. Für andere hingegen ist er nur ein Tennis-Clown, der seinen Beruf nicht mit dem nötigen Ernst nimmt und seit Jahren sein großes Potential verschleudert. Eines ist sicher: Monfils ist den Leuten nicht egal. Der Franzose polarisiert mit seiner Spielweise. Hot Shots am Fließband, spektakuläre Hechtsprünge und weitere Showeinlagen gehören bei den Matches von Monfils zur Tagesordnung. Doch man muss ihm auch die Frage stellen: Übertreibt er es damit nicht ein wenig? Vielleicht wäre es für Monfils manchmal sinnvoller, seine Energie lieber in die Matchführung und die Konzentration zu stecken. Denn die Zahlen lügen nicht.
Ganz schwache Finalquote
Monfils hat bislang 22 Finals auf der ATP-Tour bestritten, von denen er nur fünf gewonnen hat. Eine schwache Bilanz für einen Topspieler, die auch zeigt, wo das große Problem bei Monfils liegt: bei der Nervenstärke. Ein noch genauerer Blick in die Statistik deckt klar auf, dass der 28-Jährige seine großen Erfolge fast nur in Frankreich feiert. Neuestes Beispiel: Monfils erreichte in der Vorwoche in Monte Carlo (die Tennisanlage liegt in Frankreich) das Halbfinale, nachdem er im Achtelfinale Roger Federer mit einer taktisch starken Leistung besiegte und im Viertelfinale Grigor Dimitrov vom Platz fegte . Im Halbfinale gegen Tomas Berdych , der nicht für sein starkes Sandplatzspiel bekannt ist, verpasste er dann jedoch die große Chance auf den Finaleinzug und den größten Karrieretitel .
Es sieht so aus, als ob Monfils nur in Frankreich richtig funktioniert und alles aus seinem Tennis herausholt bzw. wenn er im Davis Cup für Frankreich an den Start geht. Drei seiner fünf ATP-Titel feierte der Franzose auf heimischem Boden (Metz und zweimal Montpellier). Hinzu kommen neun weitere Finalteilnahmen bei ATP-Turnieren in Frankreich, womit seine heimische Endspielquote bei über 50 Prozent liegt (zwölf von 22). Wenn es um die Vergabe der großen Titel geht, ist Monfils nur ein Nebendarsteller. Zweimal (2009 und 2010) verpasste er beim ATP-Masters-1000-Turnier in Paris-Bercy den letzten Schritt zum Turniersieg.
Starke Davis-Cup-Bilanz
Und auch der Blick in die Grand-Slam-Statistik zeigt, dass sich der "Showman" in der Heimat am wohlsten fühlt und besonders motiviert ist. Bei den French Open erreichte er einmal das Halbfinale sowie dreimal das Viertelfinale. Die Ergebnisse bei den Australian Open und vor allem in Wimbledon lassen hingegen zu wünschen übrig. Dass Monfils ein völlig anderer Spieler ist, wenn er in der Heimat spielt, untermauert seine Davis-Cup-Statistik eindrucksvoll. 13 Einzel hat der Franzose für sein Land bislang gespielt und elf davon gewonnen. Die zwei Niederlagen kassierte er im Ausland (eine davon gegen Novak Djokovic und die andere bei seinem Davis-Cup-Debüt). In der Heimat hat Monfils alle seine sieben Einzel für sich entschieden und dabei starke Davis-Cup-Spieler wie David Ferrer und David Nalbandian bezwungen.
Sein womöglich bestes Karriere-Match zeigte er im November letzten Jahres, als er Roger Federer im Davis-Cup-Finale vor der Rekordkulisse in Lille nicht den Hauch einer Chance ließ. Monfils ist ein Spieler, der an starken Tagen jeden Gegner besiegen kann, aber auch an schwachen Tagen gegen jeden Gegner verlieren kann. Natürlich wurde der Franzose in der Vergangenheit immer wieder von größeren und kleineren Verletzungen zurückgeworfen. Um aber wieder dorthin zu kommen, wo er einst stand, auf Platz sieben in der Weltrangliste, muss Monfils zeigen, dass er auch außerhalb von Frankreich seine Topleistung abrufen kann. Von dem erneuten Einzug in die Top Ten ist der Showman zumindest nicht mehr allzu weit entfernt. Als derzeitige Nummer 15 der Weltrangliste ist er so gut platziert wie zuletzt im Juni 2012.
