Über Stars, Superstars, Legenden und Ikonen
von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet:
02.11.2016, 12:29 Uhr

"Jetzt bin ich bei den Legenden, aber noch bei den spielenden." So wurde Angelique Kerber am Rande der WTA Finals in Singapur im Interview mit der "Bild" zitiert. Hat sich Kerber tatsächlich als spielende Legende bezeichnet, und was ist überhaupt eine Legende? Und was ist überhaupt der Unterschied zwischen Talenten, Stars, Superstars, Legenden und Ikonen? Die Grenzen sind fließend, jeder wird für sich eine eigene Definition haben. So wird in Boulevardmedien wie der "Bild"-Zeitung jeder mittelmäßige Bundesliga-Fußballer, von denen die meisten den Namen gar nicht kennen, gleich als Star bezeichnet. Wer eine Ikone in seinem Fach werden möchte, muss alle Stufen durchlaufen, denn jeder fängt mal klein an, als Talent. Alexander Zverev hat den Sprung vom Talent zum Star bereits hinter sich, Dominic Thiem auch. In Österreich ist Thiem bereits zum Superstar aufgestiegen, weltweit betrachtet ist er weiterhin eher noch ein Star.
Nur die Allerwenigsten werden zur Ikone
Und wann ist man eine Legende? Laut Definition im Duden ist eine Legende eine Person, die so bekannt geworden ist, einen solchen Status erreicht hat, dass sich bereits zahlreiche Legenden um sie gebildet haben. Eine andere Definition sagt, dass eine Legende eine Person ist, die Außerordentliches erreicht oder geleistet hat und dafür sehr bekannt ist. Hat Kerber also Recht, wenn sie meint, dass sie eine spielende Legende ist? In Deutschland ist sie sicherlich bereits eine Legende, aber ob ihre Erfolge, Leistungen und Bekanntheitsgrad bereits ausreichen, um auch in der ganzen Welt als Legende betrachtet zu werden? Wohl eher noch nicht ganz. Ein Superstar ist Kerber als zweifache Grand-Slam-Siegerin und Nummer eins der Welt aber auf jeden Fall. Welche aktuellen Spieler darf man ohne jeden Zweifel als Legende bezeichnen? Bei den Herren sicherlich die "Big Four" um Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic und Andy Murray. Bei den Damen schießen die Williams-Schwestern Serena und Venus Williams, Maria Sharapova und Martina Hingis durch den Kopf.
Den Ritterschlag erhält ein Sportler, wenn er in seiner Sportart zu einer Ikone aufsteigt, weil er gleichzeitig eine gesellschaftliche Bedeutung hat. Laut Definition ist eine Ikone eine Person, die bestimme Werte, Vorstellungen und ein bestimmtes Lebensgefühl verkörpert. Eine andere Definition besagt, dass eine Ikone eine berühmte Persönlichkeit ist, die Kultstatus erlangt hat und als Vorbild oder Idol verehrt wird. Wer sind denn nun die Ikonen im Tennissport? Es müssen nicht immer zwingend die erfolgreicheren Spieler sein. So darf man Andre Agassi und Björn Borg ruhig als Ikone bezeichnen, Pete Sampras aber eher weniger. Dass Roger Federer und Rafael Nadal Ikonen sind, dürfte außer Frage stehen. Und bei den Damen? Serena Williams ist eine Ikone, Martina Navratilova und Steffi Graf auch. Der Weg vom Superstar zur Legende ist nicht allzu lang, der Weg von der Legende zur Ikone dagegen kann einer langer, steiniger Weg sein, den nur die Allerwenigsten meistern.
