tennisnet.com Kolumne

Die IPTL - Eine Jux-Serie mit Ablaufdatum

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 05.12.2016, 12:07 Uhr

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LONDON, ENGLAND - NOVEMBER 19: Kei Nishikori of Japan hits a backhand shot during his men's singles semi final against Novak Djokovic of Serbia on day seven of the ATP World Tour Finals at O2 Arena on November 19, 2016 in London, England. (Photo by...

Der Name birgt allerhand Fantasie, scheint für Qualität zu bürgen. Doch die Jux-Serie mit dem Titel "International Premier Tennis League" hat schon im dritten Jahr ihres Bestehens allerhand Mühe, ihr Überleben abzusichern. Monatelang kursierten in der Szene bereits Gerüchte, dass die Organisatoren, Betreiber und Teambesitzer größte Schwierigkeiten haben, das nötige Geld für die Veranstaltungen aufzutreiben. Dann ging man aber doch mit vier Teams an den Start, die Standorte Manila und Dubai wurden gestrichen. Im Wüsten-Emirat interessiert man sich eher für den realen Sport bei den meistenteils komplett ausverkauften Turnieren der Herren und Damen im Februar, das Showkampf-Getöse lockte nur wenige Besucher an. Jedenfalls nicht so viele, um in der Übermorgen-Metropole weiter antreten zu können. Angeblich sammelt man nun, so verkaufen es die PR-Strategen der ITPL, die Kräfte für das Jahr 2017.

Darauf darf man dann genau so gespannt sein wie auf das Vorankommen des Wettbewerbs überhaupt. Denn, mal ausgenommen die Sonderfälle von Roger Federer und Serena Williams , wer soll sich bei der aufgebotenen Truppe ansonsten um die Tickets reißen? Sicher, im asiatischen Bereich könnte der ein oder andere an Kei Nishikori interessiert sein, der anscheinend immer und überall irgendwie an den Start geht. Dann aber landet man schon bei den verpflichteten Spitzenspielern bei Tomas Berdych , und da wäre die Preisfrage im Tennis überhaupt, wer sich wegen des Tschechen ein Ticket bei einem Wettbewerb kauft. Ein paar rüstige Senioren sind auch wieder im Tingelzirkus der IPTL dabei, aber nicht alle sind nun wirkliche Publikumsmagneten - oder sollte man wegen Cedric Pioline zur IPTL gehen?

Immerhin: Die großen Tennisorganisationen haben ihren Schmusekurs gegenüber der IPTL eingestellt. Nachdem die WTA im letzten Jahr sogar auf ihrer Webseite noch über den seltsamen IPTL-Start der damaligen Frontfrau Serena Williams berichtet hatte, wird die Serie nun konsequent und richtiger Weise auch ignoriert. Denn wie kann es angehen, dass die jüngere Williams-Schwester nach den US Open den Rest der Saison schwänzt, aber dann beim Schauevent startet? Die IPTL ist mitnichten eine Art Ergänzungsveranstaltung zur regulären Tennisserie, sondern gefährliche Konkurrenz - in einer Phase des Jahres, in der die Spielerinnen sich entweder von den Saisonstrapazen erholen oder nach einer Pause im Training auf die neue Spielzeit vorbereiten sollten. Das gilt genau so für die ATP, die inzwischen ebenfalls auf Beachtung des IPTL-Zirkus verzichtet.

Die besten Herren sind allerding sowieso nicht dabei, auch nicht Murray, Nadal, Wawrinka oder Djokovic. Federer, der Langzeitverletzte, bildet eine Ausnahme, in jeder Beziehung. Er kann mehr als jeder andere tun und lassen, was er will, er schuldet niemandem mehr einem Gefallen. Aber auch er, der einst an vorderster Front für längere Saisonpausen kämpfte, könnte sich durchaus fragen, welches Zeichen er damit setzt.

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Montag
05.12.2016, 12:07 Uhr