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Der Preis der Tour: Dennis Novak spricht über sein Karriereende

Nach fünfzehn Jahren auf der Tour spricht Dennis Novak nach dem Abschied von der großen Tennisbühne ungewohnt offen über Einsamkeit, Hass und das Leben jenseits des Glamours.

von Isabella Walser-Bürgler
zuletzt bearbeitet: 22.12.2025, 13:08 Uhr

Dennis Novak ist von der Profibühne abgetreten
© Getty Images
Dennis Novak ist von der Profibühne abgetreten

Im Podcast MINDGAMES packte der Österreicher Dennis Novak nach seinem vor Kurzem erfolgten Abgang von der Tour aus. Wer eben nicht gerade Djokovic, Alcaraz oder Sinner heiße, zahle aufgrund fehlender Ressourcen oft einen doppelten Preis für den Aufwand, den das Profitennis erfordert. Für Novak war es deshalb an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen.

Allein auf der Tour

Was Novak rückblickend am meisten belastete, war nicht einmal unbedingt der sportliche Druck, sondern das Alleinsein. Tennis ist ein Einzelsport, und genau das machte Niederlagen besonders schwer. Nach verlorenen Matches saß er oft allein im Taxi oder im Hotelzimmer, während Familie und Freunde hunderte oder tausende Kilometer weit entfernt waren. Gerade in jenen Momenten, in denen man sich ohnehin schon verloren fühlte, fehlte auch noch der unmittelbare Rückhalt.

Ein Leben im Hotel

Fünfzehn Jahre auf der Tour bedeuteten für Novak auch fünfzehn Jahre ohne Normalität, in denen er Weihnachten nie zuhause war, auch wochenends stets trainieren musste und permanent aus den Koffern lebte. Erst mit der Geburt seines ersten Kindes vor vier Jahren veränderte sich Novaks Perspektive grundlegend. Heute freut er sich täglich auf genau das, was ihm bis vor Kurzem noch unmöglich schien: seine Kinder ins Bett bringen und spontan am Sonntagnachmittag spazieren zu gehen.

Hass nach jeder Niederlage

Ein besonders dunkler Aspekt des Profidaseins stellten für Novak die Reaktionen nach verlorenen Matches dar. Novak berichtet von unfassbaren Hassnachrichten auf Social Media – meist von Menschen, die auf ihn gewettet hatten. Drohungen wie „Wir werden dich finden“ oder „Deine Familie ist in Gefahr“ hinterließen Spuren, auch wenn Novak versuchte, sich davon nicht beeinflussen zu lassen. Dass auch seine Familie Opfer solcher Äußerungen wurde, war vielleicht das Schlimmste an den Drohungen.

Das Tüpfelchen auf dem “I”

Schonungslos spricht Novak auch über die finanziellen und medialen Herausforderungen des Profidaseins. Während das Geld in den Top 200 oft nicht für Reisen, Turniere und Betreuung reiche, wenn man nicht über genügend Sponsoren verfüge, setze einem in der Öffentlichkeit besonders das Urteil der Medien zu. Gerade im deutschsprachigen Raum herrsche laut Novak eine Kultur vor, in der Sportler nach Niederlagen schnell abgewertet würden, anstatt sie als Teil des Geschäfts zu akzeptieren.

Für Novak beginnt nun jedenfalls ein völlig neues Leben. Welche Aufgaben künftig auf ihn warten, will er erst mal in aller Ruhe auf sich zukommen lassen. 

 

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von Isabella Walser-Bürgler

Montag
22.12.2025, 19:41 Uhr
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