Über Rumänien in die Top 50

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 20.05.2010, 10:47 Uhr

Von Christoph Wagner

Thomas Häusler und Raul Adascalului: Zwei steirische Talente wagten den Schritt ins Ausland – und zwar nicht nach Florida oder Spanien, sondern nach Rumänien. Auf eigene Faust gehen sie den steinigen Weg zum Traumberuf Tennisprofi. tennisnet.com traf Thomas Häusler.


Im Oktober 2009 war es soweit: Thomas Häusler, ÖTV U18 Nummer acht, wanderte mit Sack und Pack nach Rumänien aus. Dort wohnt, trainiert und lebt der 16-Jährige seitdem gemeinsam mit dem ein Jahr älteren Raul Adascalului (ÖTV U18 Nr. 11). Des Trainers wegen sind die beiden in der 280.000 Einwohnerstadt Brasov gelandet – über 1000 Kilometer von Familie und Freunden entfernt.

"Bin in Rumänien am besten aufgehoben"

Häusler und Adascalului kamen im Alter von elf bzw. zwölf Jahren im Doppelpack erstmals zu ihrem jetzigen Coach Ovidiu Dragomir, der damals in Graz in der Tennisschule von Hannes Zischka arbeitete. Als es den Rumänen nach drei Jahren wieder zurück in die Heimat zog, trennten sich nach einem kurzen Engagement bei Andy Leber die Wege der beiden Freunde: Adascalului trainerte in Wien bei Wolfgang Schranz, Häusler beim steirischen Verband unter Bostjan Osabnik. Dass die beiden Österreicher 2009 die Reise ins Ausland riskierten, zeugt von dem großen Vertrauen, das in Dragomir gesetzt wird. Der etwas niedrigere Preis für das Training in Rumänien ist für Häusler nebensächlich: "Ich habe einfach das Gefühl, dass ich bei Ovidiu am besten aufgehoben bin."

Wäsche waschen, Kochen, Fernmatura

Die Anfangszeit in Brasov war für die beiden Burschen nicht einfach. Bevor die Wohnsituation geklärt war, wohnten Thomas und Raul acht Wochen bei ihrem Trainer. Jetzt wohnen sie gemeinsam in einer eigenen Wohnung, kümmern sich selbstständig um Waschen, Kochen und Putzen – kein Problem für die beiden, sagen sie. Die Verbindung zur Heimat besteht vor allem online: "Ich besuche eine Schule in Graz auf elearning-Basis. Mein Ziel ist es, die Matura ohne größere Zeitverzögerung positiv abzuschließen."

Top-Training ab der ersten Stunde
Von den anderen Tennisspielern in dem von Dragomir privat geführten Leistungszentrum in Brasov wurden die zwei Steirer gut aufgenommen. Häusler: "Ich habe mich sofort wohl gefühlt und super trainiert." Im Winter waren aus organisatorischen Gründen pro Tag "nur" drei Stunden Tennis- und zwei Stunden Konditionstraining möglich. "Im Sommer wird aber alles intensiviert – wir greifen voll an!", platzte es aus Häusler hinaus.

Ex-Karlovic Trainer ist zum Kotzen

Die Konditions-Einheiten leitet der ehemalige Trainer des kroatischen Weltklassespielers Ivo Karlovic. Dabei lernen die Jugendlichen ihre Grenzen ziemlich genau kennen. "Ich übergebe mich fast jede Woche beim Training", sagt Häusler. Die osteuropäische Mentalität hilft ihm bei den harten Trainings – "die Leute hier arbeiten für den Erfolg viel härter als in Österreich", meint er. "Es ist ansteckend. Mit der Zeit wird man so ehrgeizig, will alles perfekt machen."

"Ordne dem Tennis alles unter"

Den beiden bleibt in Rumänien neben Tennis und Schule recht wenig Freizeit. Wenn mal ein paar Minuten übrig bleiben, wird in der Altstadt von Brasov gebummelt oder ein bisschen Computer gespielt. Problem hat Häusler damit keines - im Gegenteil: "Ich nehme meine Tenniskarriere sehr ernst – ordne alles unter. Im Moment habe ich nicht das Gefühl, dass mir irgendwas in meinem Leben fehlt. Mir gefällt es so, wie es ist – und bin froh, die Möglichkeit zu haben, das zu machen, was mir Spaß macht."

Jagd auf den ersten ATP-Punkt
In naher Zukunft will Thomas das erste Mal auf der ATP-Tour anschreiben. Sollte das nicht klappen, gilt die Konzentration der ITF-Juniorentour, auf der Grand Slam-Niveau erreicht werden soll. Turnierauftritte in der Heimat werden 2010 zur Mangelware gehören. "Vielleicht spiel’ ich die U18 Staatsmeisterschaften, mal sehen." Langfristig soll natürlich eine Top-Platzierung in der Weltrangliste rausschauen: "Natürlich will ich irgendwann in die Top Ten kommen. Aber wenn es die Top 50 werden, bin ich auch zufrieden."




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Donnerstag
20.05.2010, 10:47 Uhr