Eva Lys: „Der Rasen in Wimbledon ist die größte Herausforderung“
Neue Erfahrung für Porsche Friend Eva Lys: Beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon vom 30. Juni bis 13. Juli steht die Hamburgerin erstmals im Hauptfeld. Ihre Erstrundengegnerin ist die Chinesin Yue Yuan. Im Interview mit dem Porsche Newsroom spricht sie über die Faszination der Championships und die Besonderheiten von Rasentennis.
von PM
zuletzt bearbeitet:
29.06.2025, 11:20 Uhr

Eva, wie groß ist die Vorfreude auf Wimbledon?
Eva Lys: Ich stehe zum ersten Mal direkt im Hauptfeld, muss nicht die Qualifikation spielen. Das ist ein schönes Gefühl. Die Vorfreude ist groß, denn Wimbledon ist ein sehr besonderes Turnier.
Was macht für Dich die Faszination von Wimbledon aus?
Lys: Das Turnier hat eine unglaubliche Tradition. Das Ambiente ist einzigartig, die Organisation bis ins kleinste Detail perfekt. Bei keinem anderen Turnier stehen wir Spielerinnen so im Blickpunkt. Wimbledon ist für mich der Höhepunkt der Saison.
Vor was hast Du als junge Spielerin den größten Respekt?
Lys: Die größte Herausforderung für mich ist die Umstellung auf Rasen. Im vergangenen Jahr gab es viele Momente, in denen ich mich auf diesem Belag sehr wohl gefühlt habe. Trotzdem ist es nicht einfach für mich. In Wimbledon können wir nicht stundenlang trainieren, weil die Plätze ja zwei Wochen halten müssen. Die Veranstalter passen schon sehr gut auf sie auf.
Im Vorjahr hast Du als Qualifikantin den Einzug ins Hauptfeld geschafft. Welche Erfahrungen konntest Du mitnehmen?
Lys: Ich war total überwältigt. Alles war schöner und cooler, als ich mir das vorgestellt hatte. Das waren sehr positive Emotionen. Wenn man das alles schon einmal erlebt hat und genau weiß, was einen erwartet, geht man viel entspannter über die Anlage und kann sich auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich gut Tennis zu spielen. Eine wichtige Erfahrung war, dass es sich auf den Trainingsplätzen ganz anders spielt als auf den Matchplätzen, auf denen der Rasen viel frischer ist. Entsprechend habe ich diesmal auch auf Matchplätzen trainiert, was im vergangenen Jahr für mich noch nicht möglich war.
Was ist das Besondere daran und was macht es so speziell, auf Rasen zu spielen?
Lys: Die Plätze verändern sich von Tag zu Tag. Der Rasen bleibt ja nicht ewig frisch. Am Anfang, auf dem grünen Gras, springt der Ball komplett anders als wenn schon eine Woche auf dem Platz gespielt wurde. Entsprechend muss man sein Spiel immer wieder neu anpassen. Wenn man auf Rasen versucht, so zu spielen wie auf einem Hartplatz oder auf Sand, kommt man nicht weit. Auf Rasen steht man tiefer, die Ballwechsel sind kürzer. Das Spiel ist insgesamt schneller. Da der Ball nicht hoch abspringt, muss man sich noch besser bewegen. Vor allem aber muss man schnellere Entscheidungen treffen.
Du und Rasen seid noch keine besten Freunde?
Lys: Sagen wir mal so: Wir befinden uns immer noch in der Kennenlernphase. Die Rasensaison ist sehr kurz, gerade mal vier Wochen. Das macht es schwierig, Erfahrungen zu sammeln. Ich bin einer guten Beziehung nicht abgeneigt, muss aber noch einen Weg finden, mein Selbstvertrauen auch auf diesem Belag in gutes Tennis umzusetzen.
Bei den Australian Open im Januar hast Du Dich als Lucky Loser sensationell bis in die vierte Runde gekämpft. Inwieweit wirkt dieser starke Auftritt noch nach?
Lys: Natürlich habe ich das immer noch im Hinterkopf. Dieser Saisonstart hat mir sehr geholfen. Er hat ja auch dazu beigetragen, dass ich jetzt in Wimbledon direkt im Hauptfeld stehe und nicht durch die Qualifikation marschieren muss wie in den vergangenen Jahren. Ich gehe seither mit einer gewissen Lockerheit in die großen Turniere. Das fühlt sich gut an.
Tatjana Maria, Deine Teamkollegin im Billie Jean King Cup, schaffte es 2022 völlig überraschend bis ins Halbfinale von Wimbledon und hat kürzlich das Turnier in Queens gewonnen. Ist auf Rasen alles möglich?
Lys: Das war eine unglaubliche Leistung von Tatjana. Wer nicht selbst schon auf Rasen gespielt hat, kann sich nicht vorstellen, wie unberechenbar dieser Belag ist. Wichtig ist, dass man versucht, Spaß zu haben. Wenn man sich von vornherein unwohl fühlt, findet man auch nicht in den Flow, den es für ein erfolgreiches Spiel braucht. Da es keine unendlichen Trainingsmöglichkeiten auf Rasen gibt, würde es mich nicht überraschen, wenn in Wimbledon auch in diesem Jahr eine Spielerin gewinnt, von der man es nicht erwartet.
Mit welchem Ziel gehst Du in das Turnier?
Lys: Natürlich habe ich gewisse Vorstellungen und Erwartungen. Doch in erster Linie will ich Wimbledon genießen, die Atmosphäre aufsaugen und alles auf mich zukommen lassen. Ich denke, auf Rasen ist das eine gute Entscheidung.