Neulich auf Courts 4 und 5
Frances Tiafoe, Mona Barthel und Dominic Thiem versuchen sich auf den Außenplätzen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
26.05.2015, 12:27 Uhr

Von Jens Huiber aus Paris
Einen Clacqueur als solchen in Paris anzutreffen, darf nicht in der Kategorie „Überraschung“ verbucht werden. Im nicht ganz strengen Wortsinne beträfe es ja alle Tennisfans, die sich im Stade Roland Garros wenigstens einmal zu Gesten der Bewunderung für die Athleten genötigt sehen - unbezahlt, versteht sich. Buchstäblich nahe an der Ursprungsbedeutung orientieren sich indes Fans, die im Einzelmodus versuchen, dem ob der Tribünenkapazitäten sehr limitiert besuchbaren Court 5 Davis-Cup-Flair einzubrüllen. „Allez, Martin!“ – mit erfreulich langer Betonung der letzten Silbe, lautstark in die Richtung „Martööön!“ tendierend, auf frankophonen Ursprung deutend. Der Angesprochene,Martin Klizan, registriert die Akklamationen wohlwollend, erfahrener Profi, der er ist. Umso erstaunlicher, wie wenig irritiert sich sein junger amerikanischer Gegner ob der so eindeutigen wie landsmannschaftlich interessanten Parteinahme zeigt.
Frances Tiafoe ist mit einer Wildcard ins Hauptfeld gekommen. Das US-amerikanische Tennis sucht auf der Herren-Seite mit nicht besser werden Aussichten auf einen baldigen Nachfolger vonAndy Roddickals Grand-Slam-Champion. Die Vorstellung von Tiafoe gegen Klizan ist trotz des klaren Sieges des Slowaken nicht dazu angetan, die Hoffnung, dass der 17-Jährige aus dem Bundesstaat Maryland dereinst ein Major gewinnen könnte, zu verlieren. Im Gegenteil. Die Vorhand spielt Tiafoe mit unheimlich schnellem Handgelenk, mithin viel Spin und noch zu großer Streuung. Während der Ballwechsel fliegt er förmlich über den Platz, in Ruhephasen erinnert er anSerena Williams, lautChristopher Kasdie Meisterin des Wechsels zwischen Ent- und Anspannung. An der Strategie, spätestens mit dem dritten Schlag punkten zu müssen, wird er feilen. Die beste Nachricht: Die französische Liebe zu Martööön zehrt nicht an Tiafoes Nervenkostüm, zumindest äußerlich.
Kein Selbstvertrauen, nirgends
Die Stimmung im angrenzenden Court 4 ist ausgewogen. Schlecht. Wenig gutes Tennis, das da geboten wird, undMona Barthelmittendrin. Die Deutsche, vor knapp zwei Jahren noch eine der Hoffnungsträgerinnen im Fed-Cup-Team von Barbara Rittner, müht sich gegenPaula Kaniazu einem 7:5 im ersten Satz. Und scheint danach den Glauben an sich und ihr Spiel zu verlieren. Überlässt der Polin die Initiative, sucht und findet den Blickkontakt mit ihrer Box, die ihr zu helfen sucht - vergeblich. Die kleine Fangemeinde Kanias gewinnt Oberwasser wie die Nummer 160 der WTA-Weltrangliste auch. Auf Barthels Seite haben sich nun immerhin ein paar Jungmänner im Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft geschlagen. Weltmeister also, zumindest im Geiste. Mona Barthel bestenfalls auf dem Weg dorthin. Aber nicht in Paris – die polnische Qualifikantin holt sich das Match und ein Zweitrunden-Date mitAnnika Beck.
Aljaz Bedeneund Dominic Thiem haben derweil ihre Arbeit auf Court 5 aufgenommen, der Fan-Austausch fällt geringer als erwartet aus, die Schnittmenge US-slowakisch zu österreichisch-britisch-vielleicht-noch-slowenisch ist offenbar recht groß. Bedene, erst seit wenigen Wochen unter britischer Flagge unterwegs, erhält weniger Unterstützung als Thiem, dafür auch von offizieller Seite. „LTA“ weist die Akkreditierung der jungen Dame aus, fast bedauernd die Erklärung des Kürzels durch eben jene. „L stands for lawn. It´s a bid old-fashioned.“ Altmodisch und dennoch in höchstem Maße erfreulich auf der anderen Seite: In der Box von Thiem hat dessen Davis-Cup-Kapitän Stefan Koubek einen Platz gefunden, die österreichischen Auguren werten dies als gutes Zeichen für einen Auftritt des Nizza-Siegers beim anstehenden Match mit den Niederländern in Kitzbühel. Wenn der Martöön-Clacqueur Zeit und Muße hat, darf er gerne vorbeikommen.
Hier die Herren-Ergebnisse von den French Open.
Hier die Damen-Ergebnisse von den French Open.
Weitere Sportnachrichten findest duhier.