Trotz blutiger Ohrfeige – 16-jähriges Tennis-Talent nimmt Vater in Schutz
Unschöne Szene bei einem ITF-Jugendturnier in Israel. Die 16-jährige Rumänin Andrada Ioana Surdeanu bekam von ihrem Vater eine blutige Ohrfeige verpasst.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
03.12.2014, 20:49 Uhr

Die Liste von gewalttätigen Tenniseltern ist lang und könnte ein ganzes Buch füllen.tennisnet.com hat in der Vergangenheit über einige schlimme Tennisväter berichtet, unter anderen Jim Pierce, Damir Dokic und Marinko Lucic sowieJohn Tomic. Nun ist ein weiteres Kapitel hinzugekommen. Der Vorfall ereignete sich am 27. November beim ITF-Jugendturnier in Kiryat Shmona (Israel). Die 16-jährige Rumänin Andrada Ioana Surdeanu wurde nach der Viertelfinal-Niederlage gegen die RussinDaria Kruzhkova(2:6, 6:7 (0)) nach einem Streit von ihrem Vater Lucian Surdeanu so stark geohrfeigt, dass sie eine blutende Wunde davontrug. Ihr Vater wurde daraufhin in Arrest genommen. Die 16-Jährige bestätigte den Vorfall und nahm ihren Vater in Schutz. Auf ihrer Facebook-Seite schrieb sie Folgendes:
„Mein Vater ist kein Biest. Er hat mir nicht die Nase gebrochen. Mein Gesicht war nicht mit Blut bedeckt. Es ist wahr, dass er mich einmal geohrfeigt hat. Na und? Ich habe es verdient. Es war meine Schuld, weil ich ihn angeschrien habe und ein paar Wörter gesagt habe. Es war unverantwortlich nach all den Opfern, die er für mich erbracht hat. Ich gebe zu, dass ich in diesem Moment Angst hatte, aber ich weiß, dass er bereut, was er getan hat und dass er mich genauso liebt, wie ich ihn. Er hat ein wenig übertrieben, aber er hat es nicht verdient, verhaftet zu werden. Ich hoffe, dass wir bald nach Hause fahren. Ich bin besorgt um ihn. Ich möchte diese Reise im Tennis mit der Unterstützung der gesamten Familie fortsetzen. Bitte versteht das, oder versucht es zumindest... es ist extrem schwierig für mich, morgens aufzuwachen und zu wissen, dass mein Vater nicht zu Hause ist. Bitte glaubt mir, alles war ein Fehler. Niemand sagt, dass er nichts Falsches getan hat, aber er hat es nicht verdient, so behandelt zu werden. Ich möchte meinen Vater zurück, weil ich ihn liebe.“
„Wie kann ich nun die nächste Simona Halep werden?“
In einem Interview mit der rumänischen Webseite „ProSport“ äußerte sich Andrada Ioana Surdeanu erneut zu dem Vorfall und gab nähere Details bekannt. Die 16-Jährige blieb bei ihren Schilderungen, dass ihr Vater nur eine Teilschuld am Vorfall trage und dass er die Schmähungen nicht verdient habe. Das sagte Surdeanu gegenüber „ProSport“.
„Ich habe nicht gut gespielt, vor allem im Tiebreak. Zum Ende hat er mich um mein Telefon gebeten. Das ist seine Weise, um mich zu bestrafen, weil ich wegen meiner Schuld Matches nicht gewinne. Ich habe zu ihm gesagt: ‚Nimm es!’ und habe das Telefon geworfen. Natürlich hat er es nicht gefangen, aber er wurde sauer wegen meines Verhaltens. Er hat mich geschubst und zweimal geohrfeigt. Eine davon hat meine Nase getroffen. Bei meinem Bruder und mir ist es so, dass wir sehr feinfühlig sind und unsere Nase beim kleinsten Kontakt anfängt, zu bluten. Ich habe mich auf meine Knie gesetzt, meine Hände auf das Gesicht gelegt, sodass er mich nicht noch mal ohrfeigen konnte. Es lief etwas Blut, ich war ängstlich und zitterte. Er hat mir ein nasses Handtuch gegeben und gesagt, dass ich zum Turnierarzt gehen solle. Wir haben Streitereien im Training, aber das ist alles. Er hat mich vorher nicht geschlagen, das war das erste Mal. Nun hat er Einschränkungen bekommen und darf mit mir nicht mehr zu den Turnieren gehen. Mit wem soll ich nun gehen? Wie kann ich nun die nächsteSimona Halepwerden? Wenn ich lese, dass er als ‚Krimineller’ und ‚Biest’ beschrieben wird, möchte ich schreien. Ich fühle mich schuldig für das, was passiert ist, auch wenn ich weiß, dass es nicht nur meine Schuld ist. Ich sage nicht, dass es in Ordnung ist, mich zu schlagen. Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Ich liebe ihn sehr und möchte, dass er nach Hause kommt.“
Lucian Surdeanu wurde mittlerweile nach dem Zahlen einer 300-Euro-Strafe aus dem siebentägigen Arrest entlassen. Ob der Vorfall Auswirkungen auf die angestrebte Profikarriere der 16-jährigen Rumänin haben wird, wird die Zukunft zeigen. „Ich spiele seit zehn Jahren Tennis und habe das Gefühl, dass mich diese Episode für den Rest meines Leben verfolgen wird. Vielleicht möchte ich an eine Tennisakademie in den USA gehen, um dort zu spielen. Aber wer nimmt mich auf, wenn sie wissen, dass ich von meinem Vater geschlagen wurde?“, ist sich Surdeanu den Auswirkungen dieses Vorfalls bewusst.
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(Text: cab)