tennisnet.com Kolumne

Kabale und Hiebe

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 31.03.2014, 11:42 Uhr

Immer, wenn man denkt, es geht nicht noch peinlicher, dann geht doch noch was im deutschen Herrentennis. Also, wenn nach den Frankfurter Verweigerungsmeisterschaften vom Februar - am Rande der Erstrundenpartie der deutschen Davis-Cup-Auswahl gegen Spanien - ein „Versöhnungstag" einberufen wird, dann geht die rufschädigende Aufführung von Kabale und Hiebe in die nächste, noch erbittertere Runde. Gegen das, was der Spieler Philipp Kohlschreiber und der Teamchef Carsten Arriens bieten, ist das Zoff-Geschehen um den vormaligen Trainer Patrik Kühnen ja noch harmloser Natur gewesen. Der gute Kühnen sitzt derweil an seinem neuen Domizil in Dubai und kann sich guten Grundes fragen, warum ausgerechnet er vor anderthalb Jahren zum Sündenbock des damaligen Tennis-Dramas auserwählt worden ist.

Schon damals, in der Endphase des Kühnen-Niedergangs, war in den Irrungen und Wirrungen des Intriganten-Stadls kaum noch auszumachen, wer welche Messerstiche und Pointen setzte. Und wem man was noch glauben sollte. Was ihre Kommunikation angeht, spielen sie, die Protagonisten der Herren-Nationalmannschaft, ganz gewiss nicht in der Champions League mit. Inzwischen geht das schon so weit, dass der DTB eine (falsche oder falsch zu deutende) Absage eines Spielers erhält, das aber nicht einfach so hinnehmen und diese Absage noch einmal dezidiert auf ihre Richtigkeit hin überprüfen soll. Und wie soll man verstehen, dass ein Spieler „anhaltende Ellenbogenprobleme" hat, deswegen nicht am Schaukampf in Frankfurt teilnehmen kann, aber gleichzeitig sein Bedauern ausdrückt, nicht für das Spiel in Frankreich nominiert worden zu sein. Erhellend formuliert ist das jedenfalls nicht. Auf der anderen Seite wird ein Spieler, der für Deutschland Jahre über Jahre seinen Kopf, seinen Rücken und die Schulter hingehalten hat, mit einem Nebensatz kurz in die Rente geschickt - als müsste man ihm nicht selbst die Chance geben, seinen wohlverdienten Ruhestand selbst zu erklären.

Wie zwei Boxer in zwei verschiedenen Ecken

Der Deutsche Tennis Bund muss sich allerdings auch fragen lassen, wieso er die Dinge ständig auf dieses hohe Eskalationsniveau zutreiben lässt. Da reisen der Spieler Kohlschreiber und der Teamchef Arriens zu dem Wiedergutmachungs-Event nach Frankfurt an und werden unkontrolliert aufeinander losgelassen. Wie zwei Boxer in zwei verschiedenen Ecken stehen sie dann vor den Mikrofonen und bewerten das länger zurückliegende Kampfgeschehen mit gewissen Erinnerungsdefiziten oder Lücken in der Logik. Später wird man dann von Teamchef Arriens hören, dass man sich trotz alledem noch einmal „in Ruhe" hinsetzen wird zu einer Besprechung. Erfreulich, wird sich da mancher Turnierveranstalter, TV-Sender und Sponsor hierzulande denken - schön, dass ihr uns vorher noch schnell ein paar aufbauende und mutmachende Schlagzeilen fürs Produkt Tennis geliefert habt.

„Kinderkram" hat der DTB-Präsident Karl-Georg Altenburg das alles genannt, er war auch in Frankfurt und hat das Theater aus nächster Nähe beobachtet. Fragt sich nur, warum er vorher selbst nicht mal die Beteiligten an einen Tisch gebeten hat, zu einer internen Unterredung im Sinne eines friedlicheren Verlaufs dieses Versöhnungstages. Fragt sich auch, mit wem sich Altenburg und seine Vorstandskollegen beraten, wenn es um diese Aspekte der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit geht - um die Außendarstellung des Unternehmens DTB, zu dem prominent auch die Herren-Nationalmannschaft gehört. Und wie soll das alles jetzt weitergehen - wenn das Viertelfinale in Nancy gespielt ist? Da trügt gewiss nicht der Eindruck, dass keiner weiß, was kommen wird und ob jemand auf der Strecke bleiben muss. Oder ob sie sich am Ende doch wieder alle lieb haben? Bis zum nächsten Krach.

von tennisnet.com

Montag
31.03.2014, 11:42 Uhr