„Mein Kampfgeist ist die größte Stärke"

Österreichs neue Nummer eins in der Jugendweltrangliste im Gespräch mit tennisnet.com.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 26.05.2011, 14:30 Uhr

Nach einem eher durchwachsenen Saisonstart zeigte Patrick Ofner in den letzten Wochen, warum er seit Jahren als Kärntens heißeste Tennis-Aktie gehandelt wird: Beim Heimturnier in Villach triumphierte der 18-Jährige ohne Satzverlust, beim ITF-Grade-A-Turnier überraschte er mit dem Einzug ins Endspiel. Der Lohn: Am vergangenen Montag knackte Ofner erstmals die Top 10 der Jugend-Weltrangliste und löste Dominic Thiem als Österreichs Nummer eins ab. Im Interview mit tennisnet.com spricht Ofner über seinen derzeitigen Höhenflug, gestiegene Erwartungen und über den Spagat zwischen Schule und Tennis-Karriere.

Gratulation, Patrick! Du bist seit Montag in der Jugendweltrangliste auf Platz 10 und damit Österreichs neue Nummer eins. Wie fühlt sich das an?

Das Gefühl unter den Top 10 der Welt zu sein ist unbeschreiblich. Das ist immer mein Ziel gewesen, dass ich es jetzt so schnell geschafft habe, ist natürlich ein Wahnsinn!

Verantwortlich dafür waren zwei starke Turnierwochen mit dem Heimsieg in Villach und dem Endspiel beim ITF-Grade-A-Turnier in Mailand. Wie hättest du reagiert, wenn dir jemand diesen Erfolgslauf vorhergesagt hätte?

Das war für mich vorher fast undenkbar. Schon der Turniersieg in Villach vor Freunden und Familie war ein Highlight. Bei einem Heimturnier will man den Leuten zeigen, was man drauf hat, dass es dann wirklich so geklappt hat, ist super. Danach bin ich nach Italien gefahren, habe gehofft, dass ich ein paar Matches gewinne, aber den Einzug ins Finale habe ich sicher nicht erwartet.

Auf dem Weg ins Endspiel hast du mit Hugo Dellien und Mate Pavic die Nummern zwei und fünf der Welt geschlagen. Wie erklärst du dir diesen Lauf -  immerhin hast du elf der letzten zwölf Matches gewonnen?

Solche Phasen gibt es immer wieder, wo es einfach gut läuft. Genauso werden aber auch wieder Phasen kommen, wo es mir nicht so leicht von der Hand gehen wird.

Du hast also kein bestimmtes Erfolgsgeheimnis?

Naja, vielleicht doch. Ich habe über den Winter mehr trainiert als in den vergangenen Jahren, scheinbar hat sich das jetzt ausgezahlt. Nachdem ich noch zur Schule gehe, kann ich zwar die Umfänge nur geringfügig erhöhen, aber wir haben die Intensität erhöht. Wenn man bei jedem Training von der ersten bis zur letzten Sekunde Gas gibt, dann kann auch kürzeres Training sehr effizient sein.

Du sprichst das Thema Schule an: Wie haben deine Lehrer und deine Mitschüler auf deine Erfolge reagiert?

Die haben sich sehr gefreut. Mein Klassenvorstand (Anm. Prof. Sadovnik) war sehr stolz. Es sehen ja auch alle, wie viel Arbeit hinter diesen Erfolgen steckt und sie können diese Leistungen sehr gut einordnen.

Wie lassen sich Tennis-Karriere und Schule unter einen Hut bringen? Wie sieht ein „normaler“ Tag bei dir aus?

Ich stehe ca. um halb sieben auf, um acht Uhr beginnt für mich dann die Schule. Dreimal pro Woche habe ich am Vormittag Training, meistens in der Kraftkammer. Zwischen 14 und 15 Uhr komme ich kurz nach Hause, von dort geht es dann gleich zum Tennistraining weiter. Danach gibt es Abendessen und danach steht entweder eine Ausdauereinheit oder Lernen auf dem Programm.

Freizeit?

Wenn überhaupt, dann nur am Wochenende - aber da bin ich sehr oft bei Turnieren unterwegs.

Wäre es nicht einfacher, sich ganz auf die Tennis-Karriere zu konzentrieren?

Das ist für mich derzeit kein Thema, ich möchte nächstes Jahr unbedingt die Matura machen. Es kann im Sport so schnell gehen, mit einer Verletzung kann alles vorbei sein. Darum möchte ich die Ausbildung auf jeden Fall als zweites Standbein haben.

Wer unterstützt dich bei deinen Plänen?

Mein Trainer ist Jerry Hebein, der vor allem fürs Tennis verantwortlich ist. Für das Ausdauer- und Krafttraining ist Zsolt Zakarias zuständig, der mir von Schule zur Verfügung gestellt wird. Die Rolle des Managers und des Touring-Coaches übernimmt mein Vater und teilweise auch ich selber, das ist die einfachste Lösung.

Und wahrscheinlich auch die kostengünstigste Variante. Gibt es Sponsoren?

Ja, meine Eltern. Sie übernehmen den größten Teil der Kosten. Zusätzlich bekomme ich die externe Förderung des ÖTVs und werde auch von derAPT(Austrian Professional Tennis) unterstützt. Eine kleine Unterstützung bekomme ich auch vom Verein „Kärnten Sport“.

Nächste Woche geht es zu den French Open nach Paris, sind deine Erwartungen durch die jüngsten Erfolge gestiegen?

Ja, ein bisschen gestiegen sind sie schon. Ich werde erstmals bei einem Grand Slam gesetzt sein, da hoffe ich natürlich, dass ich einiges gewinnen kann. Aber ich mach mir jetzt deswegen keinen zusätzlichen Druck. Bei den Grand-Slam-Turnieren sind immer die stärksten Spieler am Start, da versuche ich es auch zu genießen, dass ich überhaupt dabei bin.

Wie geht es für dich nach den French Open weiter, folgt heuer schon der Umstieg auf Future-Ebene?

Dieses Jahr möchte ich mich noch auf die Jugend-Turniere konzentrieren, zwischendurch aber auch ein paar Futures einbauen. Im nächsten Jahr werde ich dann bei den Herren einsteigen.

Viele Top-Jugendliche haben Schwierigkeiten, den Durchbruch bei den Herren zu schaffen. Was sind deiner Meinung nach die größten Unterscheide zwischen Jugend- und Herren-Tour?

Bei den Herren sind die Spieler körperlich eindeutig fitter als im Jugendbereich, das hängt aber sicherlich auch vom Alter ab. Außerdem haben sie mehr Matchpraxis und die Konstanz, um Turniere auf einem höheren Level durchzuspielen.

Deine größten Stärken, um selbst den Durchbruch zu schaffen?

Mein Kampfgeist ist die größte Stärke, die Einstellung, nie aufzugeben. Mein stärkster Schlag ist die Vorhand. In den letzten Wochen habe ich damit teilweise viel Druck gemacht und einige Winner geschlagen.

Und woran musst du noch am härtesten arbeiten, um deine sportlichen Ziele zu erreichen?

Das meiste Potential für Verbesserungen habe ich sicher beim Aufschlag, der auch wegen meiner geringen Körpergröße(Anm. 170 cm)noch keine echte „Waffe“ ist.

Das Interview führte Bernt Baumgartner

von tennisnet.com

Donnerstag
26.05.2011, 14:30 Uhr