Pavel Lagutin träumt nun wieder von der Profikarriere

Gerade einmal 20 Jahre alt und schon eine Reise hinter sich, die ihn vom eisigen Sibirien bis zu den sonnenverwöhnten Plätzen Mallorcas führte. Am Wochenende stand Pavel Lagutin zum ersten Mal überhaupt in einem Finale der ITF World Tennis Tour.

von Florian Heer aus Tauste
zuletzt bearbeitet: 11.08.2025, 23:02 Uhr

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Pavel Lagutin
© Florian Heer
Pavel Lagutin

Am Freitagabend sicherte sich die Nummer 1511 der Weltrangliste seinen Platz im Endspiel des Open Villa de Tauste „Tomás Arrieta & Altra Logística“ in Aragón, Spanien. Mit 7:6 (7), 6:3 bezwang er Mario Gonzalez Fernandez – ein echter Durchbruch für den jungen Russen, der vor gar nicht allzu langer Zeit dachte, seine Profi-Karriere sei vorbei.

Lagutin schwärmt von der besonderen Atmosphäre in Tauste: „Das ist das bestorganisierte Turnier, bei dem ich je gespielt habe.“ Bei Temperaturen von über 35 °C werden die meisten Matches abends unter Flutlicht ausgetragen – vor einer leidenschaftlichen, einheimischen Kulisse. „Man kümmert sich hier um die Spieler“, sagt er. „Wir wohnen bei Gastfamilien und werden wie eigene Familienmitglieder behandelt.“

Das idyllische Setting steht in krassem Gegensatz zu manch anderer Erfahrung auf der Tour. Bei anderen Turnieren in Spanien musste er schon in der brutalen Mittagshitze ran, was bereits einmal mit einem Hitzeschlag endete. Das kleine aragonesische Städtchen Tauste mit seinen 7.000 Einwohnern ist zwar abgelegen und nicht leicht zu erreichen, doch für Lagutin macht die Herzlichkeit der Menschen jeden Kilometer wett.

Von Sibirien nach Mallorca

Geboren im rauen Norden Russlands, griff Lagutin schon mit vier Jahren zum Tennisschläger. Mit neun zog es ihn nach Moskau, doch bald führte ihn sein Weg ins Ausland: erst zum Training nach Spanien, dann mit zwölf Jahren nach Mallorca, wo er sich dem renommierten Global Tennis Team von Coach Jofre Porta anschloss.

Mit 18 – seinem letzten Juniorenjahr – hatte er allerdings schwer zu kämpfen: Verletzungen warfen ihn physisch und mental zurück. „Letztes Jahr habe ich den Profisport sogar aufgegeben“, gesteht er. Er gab Tennisstunden, blieb so dem Sport verbunden, und begann ein Tourismusstudium an einer Universität auf Mallorca.

Das Comeback

Im Dezember vergangenen Jahres kam dann die Wende: Er entschied, es noch einmal zu versuchen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich sechs oder sieben Monate später im Finale eines 25K-Turniers stehe“, sagt er ungläubig. Beim Training in der Unity Tennis Academy und im tennisverrückten Umfeld Mallorcas fand er nicht nur sein Spiel, sondern auch sein Selbstvertrauen zurück.

Mehrsprachiger Kämpfer

Auf dem Platz denkt Pavel Lagutin auf Spanisch, was nach mehreren Jahren auf der Baleareninsel schon fast selbstverständlich ist. Mit seiner Familie spricht er Russisch. Sein Spiel beschreibt er in drei Worten: energiegeladen, positiv, kämpferisch. Sein Ziel: dem Gegner das Leben so schwer wie möglich machen.

Abseits des Courts liebt er den Strand, Zeit mit Freunden zu verbringen, das Kochen italienischer Gerichte und natürlich Fußball, vor allem die Spiele des FC Barcelona verfolgt er.

Der finanzielle Kampf

Ohne Sponsoren kann das Leben auf dem Pro-Circuit hart sein. Lagutin musste kreativ werden: Neben ITF-Pro-Circuit-Turnieren spielte er UTR-Events, die auch bei frühen Niederlagen besser dotiert sind. Angebote von US-Colleges lehnte er bislang ab. Sein Traum bleibt eine Profikarriere.

Am Samstag stand er nun also im Endspiel. Und auch wenn es gegen den Spanier Sergio Callejon Hernando nach einem hart umkämpften Dreisatzmatch am Ende nicht für den Titel reichte, genoss Lagutin jede Sekunde der vergangenen Woche. 

„Mir hat am Ende ein wenig der Glaube gefehlt“, erzählte er nach dem Finale. „Natürlich möchtest du den Titel gewinnen, aber es war eine fantastische Erfahrung hier.“

Für einen Spieler, der den Sport schon einmal aufgegeben hatte, fühlt sich jede Partie wie eine zweite Chance an – und die will er nutzen. In dieser Woche setzt er seine Reise auf der ITF World Tennis Tour fort, und vielleicht führt ihn sein Weg noch weiter nach oben im Profitennis.
 

von Florian Heer aus Tauste

Dienstag
12.08.2025, 10:26 Uhr
zuletzt bearbeitet: 11.08.2025, 23:02 Uhr