Rio de Janeiro: Wenig „masterhafte“ Resonanz
Mit einem glatten Zweisatz-Erfolg gegen Alexandre Muller aus Frankreich verteidigte der Argentinier Sebastian Baez seinen Titel beim ATP-250-Event in Rio de Janeiro in bravouröser Manier. Dennoch scheint das Turnier von einer „Beförderung“ zum Masters mehr denn je entfernt zu sein.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
24.02.2025, 21:43 Uhr

Sebastian Baez hatte mal wieder seine Hausaufgaben perfekt gemacht. Nachdem der Argentinier im Vorjahr seinen Landsmann Mariano Navone in zwei überdeutlichen Sätzen düpierte, dominierte er auch das diesjährige Endspiel gegen den Franzosen Alexandre Muller und triumphierte erneut in zwei glatten Sätzen. Dass mit dem 24-jährigen in Finals eh nicht zu spaßen ist, verdeutlicht die auf nunmehr 6:0 aufgestockte Bilanz seiner letzten ATP-Endspiele.
Und dennoch scheint die äußere Wahrnehmung des Turniers im Gegensatz zum Vorjahr etwas abgeflaut zu sein. Geradezu vehement forderten Tennis-Größen wie Boris Becker und Andy Murray in den sozialen Medien, dass das euphorische Publikum in Südamerika für ihren großen Tennisenthusiasmus belohnt und der „Golden Swing“ unbedingt mit einem Turnier der Masters-Serie aufgewertet werden müsste.
Die Resonanz der Top-Spieler in den letzten Jahren spricht diesbezüglich jedoch eine andere Sprache. Zwar bekam das südamerikanische Publikum 2023 und 2024 mit Carlos Alcaraz jeweils die Nr. 2 der Welt präsentiert, dahinter jedoch mutete die Meldeliste mehr als lückenhaft an. Waren es 2023 mit Cameron Norrie und Lornezo Musetti auf den Positionen 13 und 18 noch zwei zusätzliche Top-20-Spieler, gab sich im Vorjahr nur noch Nicolas Jarry aus Chile auf Position 18 die Ehre.
In diesem Jahr wurde der deutsche Olympiasieger Alexander Zverev, ebenfalls als Nr. 2 im Ranking, als großes Zugpferd verpflichtet, begleitet vom an Position 15 geführten Italiener Musetti. Und von Erfolg gekrönt war das Abschneiden der topgesetzten Starspieler ebenfalls nur mäßig. Schaffte der 21-jährige Alcaraz 2023 immerhin noch den Einzug ins Endspiel, in dem er dem Briten Norrie knapp in drei Sätzen unterlegen war, musste er im Vorjahr im ersten gespielten Satz verletzungsbedingt aufgeben. Auch der Hamburger Zverev mühte sich bei den hitzelastigen Bedingungen dank seines Kampfeswillens ins Viertelfinale, musste dort aber trotz hohem Vorsprung im dritten Satz seinen argentinischen Gegner Francisco Comesana ziehen lassen.
Die Probleme des „Golden Swings“ sind natürlich seit jeher schon hausgemacht. Direkt nach den Australian Open auf Sand zu wechseln, um im Anschluss daran die ersten beiden Masters-Turniere in den USA wieder auf Hard-Court zu bestreiten, ist in der Regel nur für die absoluten Sandplatz-Spezialisten und/oder den Südamerikanern auf heimischem Boden darstellbar. Den einzelnen Top-Könnern der Szene muss dieser Trip schon mit einem ordentlichen Antrittsgeld versüßt werden, um sich diesen Strapazen auszusetzen. Auch wenn die Tennis-Begeisterung des südamerikanischen Publikums bei der ATP bestimmt schon mal die ein oder andere Überlegung bzgl. eines Masters-Turniers ausgelöst hat, dürfte die Furcht vor der Reaktion der Top-Spieler überwiegen, falls diese aufgrund der Masters-Regularien zu einem Antreten auf der roten Asche in Südamerika gezwungen wären.