Menschen, Tränen, Sensationen – Der dramatische Olympia-Sonntag
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
08.08.2016, 10:32 Uhr

Viel aufregender, mitreißender, emotionaler und dramatischer als dieser olympische Tennis-Sonntag kann ein Tag nicht sein. Menschen, Tränen, Sensationen – es war einfach alles drin in diesen Stunden, die bisher die denkwürdigsten des ganzen Jahres waren. Wer könnte so schnell die Leidensmiene des geschlagenenNovak Djokovicvergessen, wer könnte die großen Gefühle seines BezwingersJuan Martin del Potrobald hinter sich lassen? Wer in den letzten Wochen von manchem Zyniker gehört hatte, Tennis mit seinen diversen Absagen und gleichzeitig laufenden Tour-Wettbewerben gehöre nicht zum Olympia-Programm, musste nur auf diese eine Partie verweisen – und zwar, um zu erkennen, was die Spiele für Akteure selbst wie den in der sonstigen Tenniswelt alles beherrschenden Djokovic bedeuten. Nein, Tränen lügen nicht,diese Niederlageerschütterte Djokovic im Kern, viel mehr noch als der Wimbledon-Fehltritt zuletzt. Und zu fragen ist, wie schnell und nachhaltig er sich davon erholen kann.
Nichts hatte Djokovic noch mehr gewollt in seiner Karriere als Olympia-Gold, daran hatten weder er noch sein Umfeld in den letzten Tagen und Wochen irgendwelche Zweifel gelassen. Doch nun scheiterte er ausgerechnet an dem Mann, der ihm schon auf den letzten Metern der Spiele von London im Weg gestanden war. An jenem Juan Martin del Potro, dessen Sieg für sich eine zweite große Geschichte war. Immer neue Verletzungsprobleme, Depressionen, Rücktrittsgedanken beherrschten in den letzten Jahren die Schlagzeilen um den Bronzemedaillen-Gewinner 2012, um den regelmäßig angeschlagenen „Turm von Tandil“. Umso beeindruckender wirkte seine Vorstellung in diesem Auftaktmatch, das ihn mit dem Turnierfavoriten Djokovic zusammengeführt hatte. Und ein ums andere Mal stellte man sich die Frage, wie ein gesunder del Potro in den letzten Jahren die Machtarchitektur der Tenniswelt beeinflusst hätte. Wäre er einer gewesen, der zu dem ganz kleinen Elitetrupp an der Spitze gehört hätte, zu den paar Spielern, die noch einmal Distanz zum großen Rest der Tour-Karawane aufgebaut haben?
Das Duell zwischen Djokovic und del Potro, sportlich wie dramaturgisch nebenDjokovics Sieg bei den French Opender bisherige Höhepunkt der Tennissaison, war bloß eine von vielen aufwühlenden Geschichten im Tennisareal unterm Zuckerhut. Dazu gehörteDustin Brownsfataler Sturz, der mit dem bitteren Turnier-Aus undeinem doppelten Bänderrissendete. Und dazu gehörten natürlich auchdas Ausscheiden der Williams-Schwestern,der Murray-Brüder und des topgesetzten Duos Herbert/Mahut im Doppel. Aus deutscher Sicht standen die Wettbewerbe soweit unter keinem guten Stern: Absagen schon vor dem Turnier, wie die vonAlexander Zverev, Enttäuschungen wie dasfrühe AusvonAndrea Petkovic. Schließlich das Unglück Browns. Nun ruhen alle Hoffnungen aufAngelique Kerber.