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Was bei Alexander Zverev in die falsche Richtung läuft

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 18.07.2016, 11:09 Uhr

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LONDON, ENGLAND - JULY 01: Alexander Zverev of Germany looks on during the Men's Singles second round match against Mikhail Youzhny of Russia on day five of the Wimbledon Lawn Tennis Championships at the All England Lawn Tennis and Croquet Club on J...

Ganz am Ende ist das Turnier am Hamburger Rothenbaum dann doch noch in die Schlagzeilen geraten – wenn auch aus den falschen Gründen. Es ging, etwas verspätet, noch einmal um den Auftritt des Hoffnungsträgers und LokalmatadorAlexander Zverev, um seinkollektiv frühes Ausscheiden aus den Wettbewerben im Einzel und Doppel. So viel sei dazu vorweg festgestellt: Es gibt hier keine einfachen Wahrheiten, jedenfalls dann nicht, wenn man nicht in Schwarz-weiß-Kategorien denkt. Sportlich ist bereits das Nötige gesagt worden zu Zverevs Abschied im Einzel, eine Niederlage ist gegen einen guten Spezialisten wie den SpanierCervantesimmer möglich, das ist letztlich Alltagsgeschäft in der Branche.

Totalblockade macht keinen Sinn mehr

DieReizstimmung um Zverevs Knock-outist vor dem Hintergrund einer tieferliegenden Unzufriedenheit mit den Zuständen erklärbar. In einem Jahr mit dicht gedrängtem Terminkalender, in dem das Paradox von parallel laufenden ATP-Turnieren und Davis-Cup-Matches möglich ist, war die gesamte Marketingstrategie auf einen Siegeslauf von Zverev ausgelegt, er war in einem außerordentlich mager besetzten Teilnehmerfeld auch wegen seiner Hamburger Verwurzelung die Leuchtturm-Figur. Da wird ein Erstrunden-Ausscheiden, unter welchen Umständen auch immer, fast zwingend zum Super-GAU. TurnierdirektorMichael Stichhatdas Aus im Einzel auch richtig eingeordnet, und genau so richtig hat er auch festgestellt, dass sich Zverev mit dem Auftritt an der Seite seines Bruders im Doppel keinen Gefallen getan hat.

Zverevs Auftritt hat freilich auf einen anderen, problematischen Aspekt in seiner Karriere-Entwicklung hingewiesen. Und der liegt im beruflichen Umfeld des 19-jährigen Talents: Um voranzukommen im Tour-Geschäft, braucht der Hamburger wirkliche Beratung, also auch Leute, die ihm sagen, wenn sich etwas in eine komplett falsche Richtung entwickelt. Was Zverevs Öffentlichkeitsarbeit angeht, auch das Wissen um den komplizierten Heimmarkt Deutschland, läuft leider gerade vieles in diese falsche Richtung. Zverevs Manager Patricio Apey hat lange Zeit richtig gelegen mit einer gewissen Abschottungspolitik, doch eine mediale Totalblockade macht inzwischen keinen Sinn mehr. Apey sitzt oft in Pressekonferenzen seines Schützlings, aber welche Lehren er aus seinen Beobachtungen zieht, bleibt ein komplettes Rätsel. Manche Lehren kann er ohnehin nicht ziehen, da ihm entgeht, welche Dinge im deutschsprachigen Teil dieser Pressekonferenzen besprochen werden. Die Angespanntheit der Situation müsste er freilich auch so registrieren.

Lernen von den Großen der Branche

Natürlich kann man sich aus Sicht des Zverev-Umfelds auf den Standpunkt stellen, dass die Bühne des Perspektivspielers die Welt ist – und nicht Deutschland mit seinen besonderen Befindlichkeiten und seiner komplizierten Tennis-Historie. Fakt aber ist: Zverev wird Probleme haben, wenn er sich in seinem Heimatland ständig Widerständen gegenübersieht, ob das nun Medien oder auch Turnierveranstalter betrifft. Zverev kann hier gerade von den Großen der Branche lernen, von den Stars, mit denen er immer wieder mal trainiert:Federer,Nadal,Djokovic. Sie wissen, wie man unnötige Reibungsverluste und Konfliktpotenzial vermeidet – und deshalb auch besser Tennis spielen kann.

von tennisnet.com

Montag
18.07.2016, 11:09 Uhr