Thiem auf dem Weg in die Top …?
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
10.03.2014, 17:24 Uhr
Es ist noch nicht mal ein Jahr her, da ist Dominic Thiem am 18. März 2013 noch die Nummer 304 in der Welt gewesen und hat in dieser Woche damals Finale bei einem Future in Kroatien gespielt. Bis Ende Mai hat er noch einen Turniersieg, ein Finale und ein Halbfinale auf dieser Ebene draufgelegt, ehe er aufgrund seiner Viruserkrankung für sieben Wochen außer Gefecht gesetzt worden war. Wir haben uns alle gefragt, wie für ihn denn der Weg nach oben geht und aussehen sollte. Aber vom bet-at-home Cup in Kitzbühel weg (was uns Veranstalter natürlich besonders freut) hat man gesehen, wie steil der Weg bei ihm nach oben geführt hat.
Dominic hat sich vergleichsweise sehr lang bei den Futures aufgehalten, was freilich auch mit Verletzungen und Wachstumsproblemen zu tun hatte. Nur selten habe ich allerdings gesehen, dass jemand die Stufe der Challenger in weniger als dreieinhalb Monaten absolviert. Dominic hat nach Kitzbühel bis zum Jahresende sieben Challenger bestritten, zwei davon gewonnen und einmal Finale gespielt und hat diese Ebene damit hinter sich gelassen. Nach beinharter Vorbereitung auf die neue Saison mit Trainer Günter Bresnik, Ernests Gulbis und Dr. Mike Reinprecht (mit dem schon Stefan Koubek, Henri Leconte, Amos Mansdorf, Patrick McEnroe und auch meine Wenigkeit gearbeitet haben) ist er 2014 gleich den harten Weg über die ATP-Tour gegangen.
Die Ergebnisse dessen sind bekannt und können sich mehr als nur sehen lassen. In Doha hat er sich qualifiziert, bei den Australian Open auch und eine Runde im Hauptfeld überstanden, bei seinem ersten ATP-World-Tour-500-Turnier in Rotterdam ebenfalls und im Achtelfinale eine großartige Partie gegen Andy Murray hingelegt. Wie man also sieht, war der harte Weg für ihn der richtige. Nur einmal hat er ein Match ausgelassen, als er gegen David Goffin im Qualifikationsfinale von Acapulco einen klaren Vorsprung verspielt hat, aber das wird gerade bei einem solch jungen Spieler sicher einfach auch öfter mal vorkommen. Jetzt hat er sich bei seinem Debüt bei einem ATP-Masters-1000-Turnier in Indian Wells also wieder qualifiziert und bereits zwei Partien im Hauptbewerb gewonnen.
Mit Gilles Simon hat Dominic in der zweiten Runde außerdem einen der härtesten Prüfsteine für einen Jungen rausgenommen.Man kann bei solchen Leistungen gar nicht mehr aufhören, zu schwärmen und zu träumen und sogar an ein von der Auslosung her nicht mal unmöglich scheinendes Viertelfinale zu denken. Und so sehr wir uns alle drüber freuen, wenn man auch in internationalen Berichten von Dominic von einem neuen Star spricht und ihn 2015 in den Top Ten sieht, so gilt es dennoch stets am Boden zu bleiben. Denn es ist ein verdammt harter Weg nach oben! Bei Dominic mache ich mir keine Sorgen, dass er die Bodenhaftung verliert, dafür sorgen schon sein familiäres Umfeld und Günter. Bei aller Euphorie hoffe ich für ihn aber, dass die Leute, die jetzt besonders laut jubeln, auch dann die Treue halten, wenn es ein paar Dämpfer geben wird - und die gibt's bekanntlich in jeder noch so erfolgreichen Karriere.
Allein der Gedanke an ein Viertelfinale zeigt, wie rasant sein Weg nach oben geht. Vor einem Julien Benneteau braucht man ihn nicht warnen. Das ist ein extrem routinierter und cleverer Spieler, er kann sein Spiel sehr gut anpassen und hat Jo-Wilfried Tsonga rausgenommen. Er geht, klar, als Favorit ins Spiel gegen Dominic, dennoch ist „Domi" mit einer Leistung so wie gegen Simon eine Überraschung zuzutrauen. Und auch vor einer etwaigen nächsten Aufgabe müsste sich Dominic nicht fürchten. Da Jürgen Melzer nächsten Montag aus den Top 50 fliegt und in Miami dann 180 ATP-Punkte aus der Wertung fallen, könnte es in Österreich schon in absehbarer Zeit einen Wechsel an der Spitze geben - wer hätte das gedacht? Wobei wir aber sehr hoffen wollen, dass Jürgen so bald wie möglich zurückkommt und die Frage nach der Nummer 1 im Lande auf dem Platz geklärt wird und nicht durch seine Verletzungspause.
Ich hoffe auch, dass Jürgen den Druck von hinten spürt und ihn das vielleicht nur noch mehr motiviert, nochmal zu alter Stärke zu alten Erfolgen und Ranking-Sphären zurückzukehren. Hinter Dominic tut sich in seinem Soge bereits was - ein häufiges Phänomen. Martin Fischer wird nach dem zweiten Challenger-Titel seiner Karriere vom Sonntag in Kyoto wieder an die Top 150 herankommen, Gerald Melzer hat indes vor zwei Wochen in Morelos bewiesen, dass er sich auf der Challenger-Ebene nicht nur etabliert hat, sondern auch welche gewinnen kann. Und auch Dominics Trainingskollege und Jugendkamerad Dennis Novak unterbietet beinahe schon Woche für Woche sein Career High und klopft mittlerweile bereits an die Tür zu den Top 300. Freuen wir uns also auch auf das, was hinter Dominic nachkommt.