tennisnet.com Kolumne

Traf Roger Federer die falsche Wahl?

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 26.01.2015, 11:07 Uhr

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AlsRafael Nadalim Spätherbst des letzten Jahres wegen seiner Blinddarmoperation auf den lukrativen Einsatz in der panasiatischen Schaukampfserie IPTL verzichtete, hatte plötzlichRoger Federerdie Wahl. Eigentlich hatte sich Federer das sportlich nichtssagende Spektakel erst einmal aus der Distanz anschauen und dann über einen Einsatz 2015 entscheiden wollen. Doch dann gesellte sich Federer noch zur Artistencrew hinzu, dem Vernehmen nach kassierte er eine weitaus höhere Antrittsgage als der ursprünglich mit einer Million US-Dollar dotierte Matador Nadal.

Nun ist Federers Engagement bei dieser wertlosen Tingelei sicher nicht allein maßgeblich und verantwortlich für den bitteren Fehlschlag von Melbourne –gegen Andreas Seppi, einen Mann, dem er in zehn vorherigen Matches gerade einmal einen einzigen Satzgewinn gestattete. Aber hilfreich war die Shownummer in Indien und am Golf gewiss nicht, denn nach den Strapazen des ATP-Finales und des Davis-Cup-Endspiels hätte Federer unbedingt eine sofortige und längere Pause nötig gehabt. Umso mehr, da ihn bei diesen beiden letzten großen Herausforderungen der (Problem-) Rücken plagte, der ihn in London ja auch zum Verzicht auf den finalen Titelkampf zwang und wieder beim Nationenduell in Lille behinderte.

Noch einmal hätte Federer die Wahl gehabt nach den turbulenten, strapaziösen Davis-Cup-Tagen in Nordfrankreich, er hätte einfach nur unter größtem Bedauern den Abstecher ins IPTL-Revier absagen können. Doch das geschah nicht, obwohl Federer schon einmal nach einer Schaukampf-Serie in Südamerika Ende 2012 schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Damals kam Federer in der Folgesaison nie in Tritt, stolperte sogar Mitte 2013 in die schwerste Krise seiner späten Tennis-Jahre.

Als Federer in Melbourne erklärte, er benötige nach den Australian Open dann doch eine längere Pause, musste man aufhorchen. So jedenfalls hörte sich keiner an, der ganz ohne leise Zweifel und Befürchtungen in diesen erbarmungslosen Titelkampf geht, schon gar nicht in die aufreibenden Kämpfe der zweiten Turnierwoche. Federers richtige Power schimmerte jedenfalls nur in Brisbane auf, der ersten Station der Australien-Reise, dort durchbrach er auch die Marke von 1000 Karriereerfolgen beim Pokalgewinn.

Insgesamt habe er nach den Härten des Herbsts im Rhythmus bleiben wollen, glaube nicht, zu früh seine Spitzenleistungen gezeigt und falsch kalkuliert zu haben, meinte Federer am Freitag. Vielleicht aber war doch einfach nicht mehr drin für den hart beanspruchten „Maestro“, der schon früh in Melbourne zu viel Mühe mit Spielern hatte, die ihm sonst gar keine Probleme bereiten sollten. Jetzt hat Federer seine Ruhe, aber das wird ihn nach diesem Drittrunden-Aus bei den Australian Open auch nicht freuen. Sondern zumindest akut eher reuen.

von tennisnet.com

Montag
26.01.2015, 11:07 Uhr