Djokovic, Federer oder Murray? Das Herren-Tableau im großen Check
Vor allem Andy Murray und Rafael Nadal bekamen in Runde eins schwere Brocken zugelost.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
30.08.2015, 07:15 Uhr

„Ich liebe es, nach New York zu kommen, aber bin auch immer ziemlich froh, wenn ich wieder abreise, denn jede Woche in New York ist heftig. Es ist belebt, viele Menschen, Touristen, viel Verkehr. Auf der anderen Seite liebe ich genau das. Die Energie dieser Stadt ist einfach unglaublich.“Roger Federerhatmit diesen Sätzendas Faszinosum New York punktgenau zusammengefasst. Die Stadt, die angeblich niemals schläft, schläft besonders die folgenden zwei Wochen nicht; die Tennis-Akteure werden hingegen sicherlich versuchen, die anstrengenden zwei Wochen mit viel Schlaf auszugleichen und das Bedürfnis nach Sightseeing möglichst auf den Zeitpunkt zu legen, an dem das Abenteuer Flushing Meadows für sie wieder beendet ist. Also gerne zum Ende der zweiten Woche hin – oder im Idealfall danach.
Die doch recht klaren Favoriten auf den Sightseeing-Trip erst zum Ende der US Open heißen Novak Djokovic, Roger Federer und Andy Murray, und das aus recht unterschiedlichen Gründen. Novak Djokovic spielt nach 2011 die vielleicht beste Saison seines Lebens, Roger Federer brachte das Kunststück fertig, in Cincinnati ohne Satz- und Aufschlagverlust zu triumphieren und hierbei Murray und Djokovic zu schlagen, und Andy Murray legte seinen Djokovic-Komplex nach acht Niederlagen mit einem Finalsieg in Montreal endlich ab. Aber auch wenn Murray und Federer den „Djoker“ in der Vorbereitung schlugen: Er ist nach wie vor der, den es zu besiegen gilt, vor allem auf drei Gewinnsätze, auch wenn er den Titel in New York erst ein Mal holte (2011).
Erstes Viertel: Novak Djokovic mit möglichem Viertelfinale gegen Rafael Nadal
Joao Souza, Vasek Pospisil, Andreas Seppi, David Goffin, Rafael Nadal: Es wäre der Weg ins Viertelfinale für Djokovic, streng nach Tableau natürlich. Okay – aber auch kein Selbstläufer. Pospisil hat zuletzt mit seinem Wimbledon-Viertelfinal-Einzug wieder darauf hingewiesen, dass für ihn zukünftig eigentlich mehr drin sein sollte als Weltranglisten-Platz 45,David Goffin in Cincinnati eine 3:0-Führung in Satz drei gegen Djokovic verspielt. Und Rafael Nadal? Im Gegensatz zum Viertelfinal-Showdown bei den French Open, der bereits vor Turnierbeginn quasi in Stein gemeißelt schien, muss „Rafa“ in New York die unangenehme AuftakthürdeBorna Coricfressen (im 2. Match der Nightsession von Montag auf Dienstag) – Coric gewann das einzige Duell der beiden in Basel im vergangenen Jahr (gegen einen angeschlagenen Nadal). Elias Ymer, der junge Schwede, könnte in Runde zwei auf Nadal warten, danach mitFabio Fogniniund im Anschluss insbesondere mitMilos RaonicoderFeliciano Lopezjene Jungs, die Nadal zuletzt ärgerten und auch besiegten. Das Gute: Kommt Nadal durch dieses starke Feld ins Viertelfinale, sollte es um sein kriselndes Selbstbewusstsein wieder etwas besser bestellt sein und ein vermeintlicher Showdown gegen Djokovic um einiges spannender werden, als aktuell zu erwarten ist.
Weitere Erstrunden-Spiele, unter anderen:Vasek Pospisil –Andreas Haider-Maurer, Milos Raonic – Tim Smyczek, Fabio Fognini – Steve Johnson, Fernando Verdasco –Tommy Haas, Marco Cecchinato – Mardy Fish
Talentsichtung:Tommy Paul,French-Open-Champ der Junioren, hat sich durch die Qualifikation gespielt und trifft in Runde eins auf Andreas Seppi.Elias Ymergelang das Kunststück,sich für alle vier Grand-Slam-Turniere in diesem Jahr zu qualifizieren. Er trifft in Runde eins auf Diego Schwartzman.
Zweites Viertel: VorjahresfinalistenKei NishikoriundMarin Cilicmit Fragezeichen
Es kommt selten vor, dass der Titelverteidiger in der öffentlichen Wahrnehmung so weit fernab von einem möglichen erneuten Titelkandidaten kandidiert wie in diesem Jahr. Zur Erinnerung: Der Titelverteidiger in Flushing Meadows heißt Marin Cilic. Und eine Wiederholung eines Triumphs aus dem Vorjahr wäre fast eine ebenso große Sensation wie der Sieg 2014. Zwar hat sich der Kroate nach seiner Schulterverletzung seit dem Frühjahr wieder einigermaßen zurückgespielt; überzeugende Ergebnisse waren jedoch, abgesehen vom Wimbledon-Viertelfinale und Washington-Halbfinale, nicht dabei. Sowieso fehlt Cilic zu seinem „Major“-Sieg der Unterbau: Zwölf Titel bei 250er-Turnieren stehen zu Buche, keiner bei einem 500er- oder gar 1000er-Turnier, der ihn von einem „Grand-Slam-One-Hit-Wonder“ absetzen könnte. Ganz anders Kei Nishikori, der zwar zuletzt auch mit Verletzungen zu kämpfen hatte, aber jederzeit drauf und dran ist, den ganz großen Coup landen zu können – oder sich dafür in Position zu spielen.
Erstrunden-Spiele, unter anderen:Kei Nishikori – Benoit Paire, Sam Groth – Alexandr Dolgopolov, Tommy Robredo –Michael Berrer, Jo-Wilfried Tsonga – Jarkko Nieminen, Gael Monfils – Illya Marchenko, Marin Cilic – Guido Pella,Florian Mayer– Martin Klizan
Drittes Viertel: Andy Murray mit Auftakthammer gegenNick Kyrgios
Nick Kyrgios bestimmte zuletztdie großen Schlagzeilen, ist als Nummer 37 der Welt ungesetzt – und war vor der Auslosung somit einer der unangenehmsten potenziellen Erstrunden-Kandidaten für die Spitzenspieler. Gezogen hat ihn Andy Murray, der Kyrgios temporeiches Spiel bislang stets gut entschärfte und so die bisherigen drei Duelle ohne Satzverlust überstand. Hält er die Form der letzten Turniere (und hält Kyrgios sich davon ab, Murray-Gattin Sears zu beleidigen), sollte Murray auch dieses Mal siegen – andernfalls gibt’s Spannung. In einem möglichen Viertelfinale könnte es für Murray gegenStan Wawrinkagehen, der ebenso unberechenbar wie eh und je in Flushing Meadows startet und eine annehmbare Auslosung erwischt hat: Er beginnt gegen Albert Ramos-Vinolas und könnte in Runde drei aufJack Socktreffen.
Weitere Erstrunden-Spiele, unter anderen:Jack Sock – Victor Estrella Burgos, Viktor Troicki – Frances Tiafoe, Gilles Simon – Donald Young, Kevin Anderson – Andrey Rublev,Benjamin Becker– Denis Istomin,Dominic Thiem– Daniel Gimeno-Traver
Viertes Viertel: Roger Federer und die Frage nach dem Schongang
Um Roger Federer ranken sich wie eh und je die Fragen nach dem Ob und Vielleicht. Kann er zu Beginn genügend Kräfte schonen, um in den letzten Runden noch fit zu sein? Hält sein Aufschlag das, was er in Cincinnati versprochen hat? Kommt seine neue Angriffstaktik auch in New York zum Tragen? Nach und nach sollten sich diese Fragen lösen: Federer beginnt gegen Leonardo Mayer (gegen den er vor einem Jahr in Shanghai fünf Matchbälle abwehren musste), könnte dann aufMarcos Baghdatistreffen, im Anschluss aufPhilipp KohlschreiberoderAlexander Zverev, dann aufJohn IsneroderIvo Karlovic, im Viertelfinale aufTomas Berdych– streng nach Plan natürlich. Fazit: anspruchsvoll, aber machbar. Wie seine Chancen auf einen Titelgewinn aussehen? Wird sich auch in der Stunden- und Minuten-Rechnung bis zu dieser Phase herauskristallisieren.
Weitere Erstrunden-Spiele, unter anderem:Jürgen Melzer – Denis Kudla, Lleyton Hewitt – Alexandr Nedovyesov,Dustin Brown– Robin Haase, Richard Gasquet – Thanasi Kokkinakis, John Isner – Malek Jaziri, Ivo Karlovic – Federico Delbonis, Philipp Kohlschreiber – Alexander Zverev
(Text: fg)
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