David Pichler startet Grand-Slam-Angriff

Der talentierte, junge Burgenländer im exklusiven tennisnet.com-Interview.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 30.11.2011, 16:27 Uhr

Die tennisnet.com-Jugendserie, Teil 4:Ab sofort stellt tennisnet.com in einer Serie die hoffnungsvollsten österreichischen Nachwuchstalente vor und spricht mit Betreuern und Experten über die rot-weiß-roten Stars von morgen und die Arbeit im Jugendbereich.

Die 93er-Jahrgänge Dominic Thiem, Patrick Ofner und Dennis Novak dürfen nächstes Jahr nicht mehr bei den Jugendlichen mitspielen. Wer soll Österreichs Youngsters also künftig bei den Junioren-Grand-Slams vertreten? Ein heißer Tipp ist David Pichler, dem wir den vierten Teil unserer Interview-Serie widmen. Der Burgenländer ist eines der hoffnungsvollsten rot-weiß-roten Nachwuchstalente, führt die heimische U16-Rangliste an und bläst 2012 zum ersten Angriff auf die internationale U18-Spitze – unter der Betreuung von ÖTV-Turnier-Seriensieger Mario Haider-Maurer und Christian Kohl, die zusammen mit seinem Vater eine neue Tennis-Akademie eröffnet haben. tennisnet.com stellt den 15-Jährigen näher vor.

Steckbrief

Geburtsdatum:19.2.1996

Geburtsort:Eisenstadt

Wohnort:Oslip

Größe:1,76 m

Gewicht:66 kg

Schlaghand:rechts, beidhändige Rückhand

Name der Trainer:Mario Haider-Maurer, Christian Kohl (HMK-Tennisakademie), Stefan Pichler (Vater)

Nationales Ranking:U16 1, AK 154

Internationales Ranking:ITF 1090, ETA 17

Bisherige Erfolge:ITF-Viertelfinals in Kranj und Budapest, ITF-Halbfinale im Doppel in Veli Losinj, U16 Österreichischer Meister, 3. beim Tennis Europe Junior Masters U16 in Reggio Calabria, ETA-U16-Turniersiege im Einzel in Trencianske Teplice und Michalovce sowie im Doppel in Foligno und Bergheim, U14 Österreichischer Doppelmeister, ETA-U14-Turniersiege im Einzel in Kufstein und Vandans sowie im Doppel in Vandans, Bergheim und Fürstenfeld, U12 Österreichischer Vizemeister Einzel und Doppel.

Glückwunsch, David, du bist in der aktuellen ÖTV-U16-Rangliste Österreichs Nummer eins. Was bedeutet dir das denn?

Das heißt zwar in Wirklichkeit nicht viel, es ist nur eine Zahl. Aber natürlich ist es irgendwo auch was Einzigartiges, ich war vorher ja erst einmal kurz Nummer eins in der U12. Es freut mich also natürlich schon.

Wie bist du zum Tennis gekommen?

Mein Papa hat oft mit mir gespielt, seit ich vier Jahre alt bin, ab sieben dann immer öfter. Es war für mich damals auch ein Anreiz, dass ich gegen meine ältere Schwester Stefanie Maria gewinne.

Das wird dir mittlerweile mühelos gelingen, oder?

(Lacht)Ja. Sie spielt aber auch nur mehr ganz selten Tennis.

Als Österreichs großes Idol Thomas Muster 1995 die French Open gewonnen hat, warst du ja noch nicht einmal auf der Welt. Hattest du ein anderes Vorbild?

Früher war’s David Nalbandian und sonst alle, die David geheißen haben(lacht), heute ist es Roger Federer.

Betreut wirst du aktuell von Christian Kohl und Mario Haider-Maurer. Wie ist es dazu gekommen?

Schon seit Christian Kohl vor drei, vier Jahren zum BTV gekommen ist, spiele ich öfter mit ihm. Letztes Jahr bin ich in die Tennis-HAK Oberpullendorf gegangen, die sich mittlerweile in dieser Form aufgelöst hat, dort hab ich mit „Kohli“ und Mario trainiert. Und jetzt trainiere ich weiter unter beiden in der neu gegründeten HMK-Tennisakademie in Oslip.

Wie gut lässt sich das für dich mit der Schule vereinbaren?

Ich besuche jetzt die Abend-HAK in Oberpullendorf, wo ich immer nur am Dienstag und Donnerstag von 18 bis 22 Uhr in die Schule gehen muss. Man muss 70 Prozent der Anwesenheit erfüllen, aber bis jetzt bin ich eh weit über 80 Prozent…

Willst du die Matura noch machen oder wird alles auf die Tenniskarriere gesetzt?

Die Matura wäre nicht schlecht, allein schon als Absicherung.

Und bist du einer der Fleißigeren oder eher nicht so?

Bis jetzt hab ich nur Einser und Zweier, aber ich bin sicher nicht der fleißigste Schüler.(lacht)

Zeit zum Training bleibt bei nur acht Stunden pro Woche in der Schule genug, oder?

Ja. Ich trainiere jeden Tag am Vormittag zwei Stunden und am Nachmittag eineinhalb Stunden Tennis, außer am Donnerstag, da trainiere ich nur eineinhalb Stunden und am Sonntag hab ich frei. Dazu kommen drei bis vier Mal rund eineinhalb Stunden Krafttraining.

Hattest du über Mario auch schon die Gelegenheit, mit seinem Bruder, Österreichs Nummer zwei Andreas Haider-Maurer, zu spielen?

Ja, einmal als wir heuer während der AK-Staatsmeisterschaften in Oberpullendorf einen BTV-Lehrgang in Lutzmannsburg hatten, wo Andi untergebracht war. Das war schon ein tolles Erlebnis, mit ihm mal schlagen zu können.

Mario ist ja als extrem eifrig bekannt. Kennst du einen ehrgeizigeren Spieler als ihn?

Nein, eigentlich nicht.(lacht)

Ist er auch als Trainer so?

Vor allem beim Punkte spielen schon ziemlich. Er will immer gewinnen. Ich kann sehr viel von ihm und „Kohli“ lernen. Wie man jeden Schlag spielt, also die Technik, wann man welchen Ball spielt, Beinarbeit am Platz… eigentlich alles.

„Kohli“ ist zugleich Konditionstrainer von „AHM“. Ist er auch bei dir für diesen Bereich zuständig?

Teils-teils. Er schreibt mir immer meine Pläne in ein Online-System und ich weiß daher ganz genau, was ich immer zu tun hab, aber er ist hauptsächlich fürs Tennistraining zuständig. Am Samstag ist meistens mein Konditionstrainer Herbert Schandl vor Ort und hilft mir bei der Durchführung der Übungen.

Du hast da also schon ein kleines Team rund um dich herum. Welche Rolle spielt darin eigentlich dein Vater? Ist er quasi dein Touring-Coach?

Ich trainiere einmal pro Woche mit ihm und ja, er begleitet mich zu fast allen Turnieren, nur beim Tennis Europe Junior Masters in Italien war ich mit Mario.

Tennisprofi werden zu wollen, ist bekanntermaßen keine billige Angelegenheit. Was arbeiten deine Eltern und wie finanziert sich deine Karriere?

Meine Mama ist Raiffeisen-Bankangestellte, mein Papa Tennistrainer. Aber natürlich hab ich auch Sponsoren. Mein Ausrüster ist Babolat und weitere kleinere Sponsoren sind die Raiffeisen-Bank, Juvina sowie mein Stammverein TC Blau-Weiß Oslip unter der Führung des Obmanns Herrn DI Josef Pieler. Des Weiteren möchte ich mich beim ÖTV für die externe Förderung, beim BTV und bei Dr. Ignaz Geiger bedanken.

Zum rein Sportlichen: Du bist in der ETA-U16-Rangliste immerhin die Nummer sieben der 96er-Jahrgänge und hast heuer schon mit den ersten U18-Turnieren begonnen. Du hast dich in der Jugend-Weltrangliste bis auf Platz 1081 vorgearbeitet und wirst dein Ranking am Jahresende durch den Wegfall der 93er-Jahrgänge fast halbieren. Wie zufrieden bist du mit deinem Einstieg auf der ITF-Tour?

Damit bin ich zufrieden. Ich hab ja noch nicht viele Turniere gespielt, dabei aber schon zwei Viertelfinals und einmal im Doppel mit Jason Peter Platzer ein Halbfinale erreicht. Das war schon ein ziemlich großer Erfolg. Nächstes Jahr will ich mich aber weiter etablieren.

Was sind dabei deine Ziele? Mal Junioren-Grand-Slams zu spielen?

Sicher! Schauen wir, ob ich es nächstes Jahr schon schaffe, wenn nicht, dann später.

Ist es beruhigend, dass du noch über zwei Jahre Zeit hast, um dort hinzukommen?

Schon ein bisschen, ja.

Woran musst du in der Zwischenzeit noch am meisten arbeiten? Wo hapert es noch?

Sicher beim Aufschlag und Volley, besonders beim Übergang zum Netz. Das trainieren wir jetzt aber schon ziemlich oft.

Was sind deine größten Stärken?

Das druckvolle Grundlinienspiel und der Return.

Nicht allzu viele Schwächen haben letzte Woche die Profis bei den ATP World Tour Finals in London offenbart. Was hat dich am meisten beeindruckt?

Ich hab nicht jedes Match gesehen, aber vor allem das Spiel von Roger. Es wirkt alles so locker und elegant und doch ungemein präzise. Auch Tsonga hat mir gut gefallen, schon bevor er dann ins Finale gekommen ist.

Wie wahrscheinlich ist es, dass wir dich auch mal bei der ATP-WM aufschlagen sehen?

Ich will von Jahr zu Jahr schauen, vielleicht ist es ja mal so!(lacht)Mein grobes Ziel sind die Top 100, ich möchte schauen, dass ich das einmal schaffe. Und wenn mir das gelingen sollte, dann schauen wir weiter.

Wieviel Druck machst du dir dabei?

Eigentlich recht wenig. Ich stecke mir nicht jedes Jahr Ziele, welches Ranking ich bis wann erreicht haben will, das ergibt sich von selbst. Wenn ich gut spiele, dann bin ich weiter vorne.(Foto: GEPA pictures/ Martin Hörmandinger)

Das Gespräch führte Manuel Wachta.

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Mittwoch
30.11.2011, 16:27 Uhr