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WTA: Keine Argumente gegen dicke Schecks

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 09.11.2015, 18:00 Uhr

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Aus den völlig falschen Gründen hat es das sinnlose und überflüssige Turnier im chinesischen Zhuhai dann doch noch in die Schlagzeilen geschafft. Es ging dabei keineswegs um dieSiegerin Venus Williamsoder andere sportliche Protagonistinnen, sondern umAndrea Petkovic. Man könnte auch sagen: um das Opfer des Turniers.Petkovics persönliche und sportliche Krise erreichte genau in Zhuhai ihren Höhepunkt in einem neuen Tiefpunkt, es war sozusagen eine öffentliche Entblätterung aus einer Gesamterschöpfung heraus.

Deshalb sei noch einmal der Blick auf dieses Turnier und das Saisonende gelenkt – und das, was all dies über die Organisation des weltweiten Damentennis aussagt, über die WTA und ihr Management-Team. Da stellt sich die komplett naheliegende Frage, wie es Fans, Medien und auch den Sponsoren der Branche vermittelt werden soll, dass nach dem Saisonfinale der acht Besten noch eine bestenfalls als B-WM zu bezeichnende Veranstaltung stattfindet. An dieser Choreographie stimmt einfach nichts, es ist das falsche Timing, die falsche Dramaturgie. Und es gibt eigentlich auch keinen Markt dafür, außer man folgt dem geldschweren Lockruf aus der chinesischen Provinz. Sportlich interessiert das nicht mal die Hardcore-Fans, die schon Mühe hatten, sich für das WTA-Finale in Singapur ohne die Frau des Jahres zu begeistern, ohneSerena Williams.

Das Finale der WTA-Tour sollte sich eigentlich als Einzelveranstaltung mehr als genügen, also der Abschluss im Einzel und Doppel. Stattdessen überfrachtet die WTA das Ganze neuerdings mit allerlei Ausfransungen. Für die Jüngeren gibt es da ein Einladungsturnier namens Rising Stars Invitational, und natürlich dürfen auch die Ehemaligen mit der Legends Classic nicht fehlen. Aber das reicht dann alles noch nicht aus, und so wird in der Woche darauf auch noch die Elite Trophy ausgetragen, ganz so, als hätte die Elite nicht schon in Singapur aufgeschlagen.

Wie meistens bei der WTA geht es im Grunde nur ums Geld und nicht um die Sinnhaftigkeit der Dinge. So haben die letzten drei Finalorte Doha, Istanbul und Singapur eins gemeinsam: Es sind Metropolen, die sich selbst vermarkten wollen im globalen Wettkampf der Standorte, aber es sind eben auch Schauplätze ohne Tennishistorie, ohne eigene Stars. Doch gegen dicke Schecks gibt es bei der WTA keine Argumente, anders als bei der ATP, die sich in London beim Tour-Abschluss wohl noch ein bisschen länger aufhalten will und wird. Manches spricht auch gegen London: Dass dort schon ein Grand Slam stattfindet, dass die ATP einst versprach, die WM sei ein Event, der um die Welt reisen müsse. Aber London hat Tennistradition und -kultur, erfordert am Ende der Saison keinen großen Reiseaufwand für die Stars – und es verfügt über einen Zuschauerzuspruch, der schlicht unheimlich ist. So ist nicht damit zu rechnen, dass Mitbewerber wie Abu Dhabi oder Peking alsbald den Zuschlag fürs Finale halten – die Wüste und China müssen, anders als bei der WTA, noch warten. Richtig so.

von tennisnet.com

Montag
09.11.2015, 18:00 Uhr