Best-of-Five bei den Damen? Eine Idee zum Nachdenken
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
21.04.2016, 07:10 Uhr
WTA-Chefin Stacey Allaster hat sich darüber geäußert, dass die Damen mittlerweile dazu bereit wären, bei Grand-Slam-Turnieren drei Gewinnsätze – also Best-of-Five – zu spielen. Doch bei einer internen Umfrage stieß dieses Thema bei Spielerinnen wie Serena Williams und Maria Sharapova auf wenig Gegenliebe. Wenn es nach diesen beiden Topspielerinnen geht, soll alles bleiben wie gehabt. Dabei ist die Einführung von Matches über drei Gewinnsätze eine Idee, über die man schon nachdenken und auch diskutieren sollte.
Viele werden sich jetzt die Hände vors Gesicht halten und diese Idee als Hirngespinst abstempeln. Ich halte die Einführung von Best-of-Five-Matches bei den Damen für durchaus möglich und teilweise auch sinnvoll. Warum sollten die Damen nicht auch das Gleiche leisten müssen, damit sie die gleichen Preisgelder wie die Herren bekommen?! Das ist eine Diskussion, die seit Jahren immer wieder aufkommt. Ohne den Damen nahe treten zu wollen, aber ein Grand-Slam-Turnier ist im Vergleich zu den WTA-Turnieren so etwas wie eine Erholung vom normalen Turnieralltag. Denn bei den vier Majors müssen die Spielerinnen nur alle zwei Tage spielen und haben genügend Zeit, sich zu regenerieren.
Idee mit drei Gewinnsätzen nicht neu
Dieser Zweitagerhythmus ist wohl auch ein Grund dafür, warum viele Topspielerinnen bei den Grand-Slam-Turnieren auch im Doppel und Mixed antreten. Die besten Einzelspieler bei den Herren verzichten dagegen wegen der großen Belastung regelmäßig auf einen Doppelstart. Den Herren der Schöpfung wird es dabei sogar teilweise zugemutet, drei Tage hintereinander über die volle Distanz zu gehen. Im Davis Cup ist das sogar gang und gäbe, wenn ein Spieler Einzel und Doppel bestreitet. Wenn man auf andere Sportarten blickt, gibt es bei den Damen keine Ausnahmeregelungen. Ein Fußballspiel dauert ebenfalls 90 Minuten und ein Marathon geht ebenfalls über 42,195 Kilometer.
Die Idee mit Matches über drei Gewinnsätze bei den Damen ist nicht neu. Beim WTA-Masters, dem Saisonfinale der besten Spielerinnen, wurde im New Yorker Madison Square Garden von 1984 bis 1998 das Finale über Best-of-Five gespielt. Dabei kam es zu drei Endspielen, die über die volle Distanz gingen. Monica Seles und zweimal Steffi Graf holten sich mit einem Fünfsatz-Sieg den Weltmeistertitel. Die Damen haben es also schon bewiesen, dass Spiele über drei Gewinnsätze durchaus möglich sind.
Neue Rollenverteilung bei Grand Slams
Natürlich hat sich auch das Damentennis in den letzten Jahren extrem weiterentwickelt. Das Spiel und das Training sind weitaus intensiver und anstrengender geworden. Vorbei sind die Zeiten, als Steffi Graf ein Grand-Slam-Finale in nur 30 Minuten mit 6:0, 6:0 gewonnen hat. In keiner anderen Damen-Sportart ist die Leistungsdichte wohl so hoch wie im Tennis. Den meisten Spielerinnen sind die Anstrengungen von Best-of-Five-Matches durchaus zuzutrauen, wobei es immer noch viele Topspielerinnen gibt, die nicht wirklich austrainiert scheinen. Es würde das Feld bei den Grand-Slam-Turnieren wohl auch ziemlich durcheinander wirbeln.
Gefragt wäre jetzt nicht nur die reine Schlaggewalt, mit denen manche ihre Gegnerinnen vom Platz drücken, sondern auch Ausdauer, mentale Stärke und Cleverness über eine längere Zeit. Austrainierte Spielerinnen wie Andrea Petkovic, Caroline Wozniacki und Samantha Stosur hätten sicherlich Vorteile auf ihrer Seite, wenn es über drei Gewinnsätze geht. Verletzungsanfällige Spielerinnen wie Serena Williams, und Maria Sharapova oder die recht behäbig wirkenden Petra Kvitova und Anastasia Pavlyuchenkova wären wohl im Nachteil, umso länger ein Match dauert.
Es muss bei den Grand-Slam-Turnieren ja nicht von der ersten Runde an über Best-of-Five gespielt werden. Die zusätzliche Spieldauer wäre im Spielplan auch schwer unter zu bekommen. Aber was spricht dagegen, ab dem Achtelfinale damit zu beginnen oder zum Turnierende mit den Halbfinal- oder Finalspielen. Dann ist auch mehr Luft im Spielplan vorhanden. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, wieder das Endspiel des WTA-Masters über drei Gewinnsätze zu spielen – als krönenden Saisonabschluss sozusagen. Das wäre auch erstmal ein guter Test, ob der neue Spielmodus beim Zuschauer akzeptiert wird. Letztendlich müssen es die Spielerinnen aber auch wollen und bereit sein, Matches über drei Gewinnsätze zu spielen.