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Hoffnung einer ganzen Tennis-Nation – Madison Keys macht sich keinen Druck

Was kommt nach Serena Williams? Eine ganze Nation hofft auf die aufstrebende Madison Keys – und die 20-Jährige bleibt cool.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 12.03.2015, 17:08 Uhr

Serena Williams ist über jeden Zweifel erhaben. Die 19-fache Grand-Slam-Siegerin ist das Aushängeschild des US-amerikanischen Tennissports. Klafft bei den Herren der Vereinigten Staaten seit geraumer Zeit eine geschichtsträchtige Lücke was Topspieler betrifft, hortet die Weltranglisten-Erste einen großen Titel nach dem anderen. Doch wie lange noch? Auch vor Williams macht der Zahn der Zeit nicht Halt, und schon bald wird sich der geneigte US-Tennisfan die Frage stellen (so er es nicht schon tut) – was kommt nach den großen Williams-Schwestern? Eine Antwort könnte lauten: Madison Keys. Die 20-Jährige wird spätestensseit ihrem Semifinaleinzug bei den Australian Openals das „next big thing“ in den USA bezeichnet und sogar Magazine der Pop-Kultur wie etwa „Rolling Stone“ bringen große Reportagen über die US-Amerikanerin.

Williams über Keys: „In Zukunft die Nummer eins der Welt“

Und das nicht zu Unrecht: Die in Rock Island, Illinois, geborene Tochter zweier Anwälte hat für ihr zartes Alter schon eine bewegte Tennis-Geschichte hinter sich. Mit 14 Jahren gewann sie ihr erstes Match auf WTA-Tour-Niveau und war damit die jüngste Spielerin seit „Swiss Miss“, Martina Hingis, der dieses Kunststück gelang. Die letzten beiden Saisons schloss sie jeweils in den Top 40 ab. 2014 gelang ihr der ersehnte erste Turniersieg beim WTA-Premier-Rasenturnier in Eastbourne,als sie im Finale die Deutsche Angelique Kerber in drei Sätzen besiegte.Nach der Semifinal-Niederlage beim diesjährigen „Major“-Turnier in Melbourne überschüttete ihre Gegnerin Serena Williams das große Talent mit Lob: „Es war mir eine Ehre, gegen jemanden zu spielen, der in Zukunft die Nummer eins der Welt werden wird.“

„Ich werde mir sicher kein Zeitlimit auferlegen“

Doch trotz all der Lobhudelei bleibt Keys am Boden und fokussiert: „Jeder will hören, dass ich sage: ‚Ich will in die Top Fünf.‘ oder ‚Ich möchte ein Grand-Slam-Turnier gewinnen.‘ – das sind auch alles Ziele von mir, aber ich werde mir sicher kein Zeitlimit auferlegen.“ Derzeit ginge es nur darum, „zu arbeiten und kontinuierlich das Spiel zu stabilisieren“. Die ständigen Einsager nimmt sie eigentlich gar nicht mehr wahr: „Da ich in so jungen Jahren auf die Tour kam und meine ersten Matches gewann, hörte ich viele Dinge wie ‚Du wirst eines Tages eine Topspielerin'. – so nett das auch zu hören ist, kam irgendwann der Punkt, wo ich gar nicht mehr wirklich zuhörte. Das hatte mir nur zusätzlich Druck gemacht. Ich habe mich dann einfach darauf fokussiert, gut zu spielen, einfach für mich selbst.“

„Ich habe sehr viel in unserer Garagen-Einfahrt trainiert“

Interessant auch, wie Keys überhaupt zum Tennissport kam. Als sie vier Jahre alt war, sah sie im Fernsehen ein Kleid, das ihr unheimlich gefiel und sagte ihren Eltern, dass sie genau so eines haben wolle. Getragen wurde jenes Kleid von Venus Williams in Wimbledon – ihre Eltern sagten zu, doch nur unter der Bedingung, dass sie zuvor ausprobieren solle, Tennis zu spielen. Gesagt, getan – „Ich habe sehr viel in unserer Garagen-Einfahrt trainiert, und auf der anderen Straßenseite hatten wir ein leeres Grundstück und mein einziges Ziel bestand darin, zu sehen, wie weit ich in das Grundstück hineinschießen konnte.“ Druck von ihren Eltern bekam sie jedoch nie: „Sie haben mir immer gesagt, auch wenn ich morgen aufhören möchte, sie würden mich immer unterstützen.“

„Game of Thrones“, Dr. Pepper und Social Media

Derzeit arbeitet die Weltranglisten-18. mit der ehemaligen Weltranglisten-Ersten Lindsay Davenport zusammen, mit der sie vor allem an den Returns und einem offensiver angelegten Spiel arbeitet. Aufschlag und Vorhand zählen bei Keys sowieso zu den ganz großen Waffen. Privat versucht die 20-Jährige, ein relativ normales Leben zu führen – so ist sie etwa riesiger Fan der beliebten Serie „Game of Thrones“ („immer wenn ich eine Person anfange zu mögen, wird sie umgebracht“), hortet Dr. Pepper-Dosen und ist im Bereich Social Media mächtig aktiv. Und sollte es mit der großen Tenniskarriere doch nichts werden, hat die große US-amerikanische Hoffnung auch schon einen Plan B: „Vielleicht habe ich eines Tages meine eigene Bäckerei. Oder ich werde Innenausstatterin oder Party-Planerin.“

von tennisnet.com

Donnerstag
12.03.2015, 17:08 Uhr